Moers. Die 25-jährige Schauspielerin Emily Klinge kommt aus Hamburg und beginnt ihr Engagement im Stück Parade 24/7 zur Loveparade-Katastrophe.
Manche Menschen hassen es, ins kalte Wasser geworfen zu werden. Schauspielerin Emily Klinge, 25 Jahre jung und neues Ensemblemitglied am Moerser Schlosstheater (STM), scheint es eher zu beflügeln: Im Juni übernahm die gebürtige Hamburgerin den Part von Lena Entezami im STM-Stück Parade 24/7, dem Stück über die Loveparade-Katastrophe. Und damit eine Aufgabe, vor der sie große Ehrfurcht hat: „Es ist ein starkes Stück, seinen Körper für diese Stimmen zur Verfügung zu stellen, für andere Gefühle wieder herzustellen“, sagt die junge Schauspielerin. „Dem wollte ich gerecht werden.“
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Dass sie Schauspielerin werden möchte, sei ihr spätestens mit 18 klar geworden, auch wenn sie sich als Schülerin genauso für Politik, Umweltwissenschaften oder Psychologie interessierte habe, erzählt Emily Klinge. Das Theater-Gen liegt außerdem in der Familie: „Ich stand schon im Bauch meiner Mutter mit auf der Bühne.“ Die war Schauspielerin an einem Kinder- und Jugendtheater, arbeitete später als Theaterpädagogin im Hamburger Thalia-Theater. Und Emily war irgendwie immer dabei.
Diplomarbeit über Gleichberechtigung
Im Thalia hört sie auch erstmals etwas über das Moerser Schlosstheater. Schauspielerin und Regisseurin Karin Neuhäuser, die in den 1980er Jahren ebenfalls ihr erstes festes Engagement im Moerser Schlosstheater hatte, schwärmte dort von der Qualität des kleinen Theaters in Moers.
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Nach ihrer Schulausbildung wechselte Emily Klinge an die Hochschule für Musik, Theater und Medien in
Hannover. Auch wenn sie jetzt ihr erstes festes Engagement an einem Theater hat – ganz fertig ist sie doch noch nicht mit ihrem Studium. Aktuell sitzt sie über ihrer Diplomarbeit. Thema: Diversität am Theater mit Fokus auf das Maxim-Gorki-Theater in Berlin. „Es geht mir um Gleichberechtigung, Diversität fehlt an unseren Theatern,“ sagt die Schauspielerin.
Nach Parade 24/7 ist Emily Klinge aktuell in der Inszenierung „Der Process“ zu sehen. „Das ist wieder ganz anders. Es gibt keine Vorgaben, alle sind Josef K. und es gibt die Puppen. Das ist eine Ensemblearbeit, die im Prozess durch Improvisation entstanden ist.“
Wie das ist, in Coronazeiten Theater zu spielen? „Die Face-shields sind nervig, auch die Mikroports – man hat nicht die direkte Stimme zur Verfügung. Gerade bei der Parade ist das super anstrengend. Es wird eine zusätzliche Barriere aufgebaut, die auch etwas nimmt. Und trotzdem bin ich sehr froh, spielen zu können.“
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Apropos spielen – hier kommt endlich die Frage, die allen Schauspielerinnen gestellt wird: „Welche Rollen möchten Sie auf der Bühne gerne noch einmal spielen?“ Emily Klinge schüttelt erst einmal den Kopf. „Die Frage finde ich für Frauen sehr schwierig. In der Antike gibt es viele besondere Frauenrollen, das fehlt mir oft in der Klassik.“ Sie überlegt: „Die Medea will ich später irgendwann mal spielen. Interessieren würde mich aber auch Mephisto, und, ja, eigentlich auch die Rolle des Woyzeck.“