Moers. Aufgrund der Corona-Pandemie raten Mediziner zu einer Impfung, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und Doppelinfektionen auszuschließen.
Das Thema Grippeschutz ist im Jahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie aktueller denn je. Immer mehr Patienten fragen nach einer Impfung. Und das sei auch vollkommen richtig so, findet Dr. Bernd Möller, Allgemeinmediziner mit Praxis in Moers-Hülsdonk. Grund dafür sei die Gefahr einer möglichen Doppelinfektion mit der Grippe und dem Coronavirus, welche besonders gefährdend für den Organismus sei. Der Ausbruch einer Grippewelle könne zudem für eine Überlastung des Gesundheitssystems sorgen.
Die beiden Virenerkrankungen weisen auffällig viele Ähnlichkeiten auf, wie Dr. Christoph Vogt, Chefarzt und Direktor des Zentrums Innere Medizin am Moerser St. Josef Krankenhaus, erläutert. Corona und die Grippe seien ähnlich ansteckend, ungefähr genauso tödlich und für dieselben Risikogruppen gefährlich. „Und doch ist es damit nicht getan. Wenngleich die Grippe nicht harmlos ist, ist sie für den menschlichen Organismus nicht neu.“ Wie gefährlich hingegen die Covid-Erkrankung genau wäre, sei noch immer nicht ganz klar, dazu sei sie noch zu neu und unerforscht.
Entscheidender Unterschied in der Inkubationszeit
Der Kernunterschied zur Grippe liege vor allem in der Inkubationszeit, die bei Corona bis zu 14 Tage betragen kann. „Somit können Menschen den Erreger bereits per Tröpfcheninfektion oder Aerosol übertragen, ohne zu wissen, dass sie schon erkrankt sind.“ Zum Vergleich: Bei einer Grippe liege die Inkubationszeit bei 1 bis 2 Tagen. Gerade für ältere und immunschwache Patienten stelle dies ein akutes Risiko dar, so der Infektiologe.
Doch dieses Risiko sei laut Dr. Möller vielen Menschen leider noch nicht bewusst: „Sie müssen ja nur mal in Moers über den Markt gehen und schauen, wie eng dort alles ist. Dort sind so viele Leute, dass die Abstände nicht gewährleistet sind. Dazu kommt, dass immer mehr Menschen ihre Masken nicht ordnungsgemäß tragen. Mittlerweile erreichen mich in meiner Praxis sogar immer häufiger Anfragen von Patienten, die von der Maskenpflicht befreit werden wollen.“ Diese Leute hätten die tatsächliche Gefahr, die von Atemwegserkrankungen ausgeht, schlichtweg nicht verstanden, bedauert er. Dem schließt sich auch Dr. Vogt an. Nach seiner Empfehlung sollten sich alle über 60-Jährigen, Schwangeren, medizinischen Berufsgruppen, Kinder, sowie alle Patienten mit chronischen Vorerkrankungen gegen den Influenza-Virus impfen lassen.
Möglichkeit zur Grippeimpfung hängt von den Krankenkassen ab
Wer letzten Endes allerdings die Möglichkeit bekommt, sich vor einer Grippeinfektion durch eine Impfung zu schützen, obliege den Krankenkassen, wie Dr. Möller erläutert: „Oft war es bislang so, dass die Kassen eine Grippeimpfung erst ab einem Alter von 60 Jahren oder beispielsweise im Falle einer Krebserkrankung genehmigt haben. Andere Patienten wurden daher leider nicht geschützt.“ Er empfiehlt daher jedem, der zu den Risikogruppen gehört oder beruflich in regem Kontakt mit anderen Menschen ist, bei seiner Krankenkasse wegen einer Grippeimpfung anzufragen.
Bestmöglich sollte eine Grippeimpfung ab sofort bis November durchgeführt werden, rät Dr. Vogt: „Der Impfschutz muss jährlich durch eine neue Impfung erneuert werden, da sich das Grippevirus ständig durch Mutation verändert.“ Eine Impfung erfolge wie gewohnt beim jeweiligen Haus- beziehungsweise Kinderarzt.
Hausarzt rät zusätzlich zu Lungenschutzimpfungen
Darüber hinaus rät Dr. Möller Patienten, die zu den bekannten Risikogruppen gehören oder ohnehin bereits an Lungenerkrankungen wie Asthma leiden, eine Pneumokokken-Impfung in Betracht zu ziehen, um eine Doppelinfektion auszuschließen und das Gesundheitssystem zu schonen. Zudem gebe es bereits Berichte, die einen leichteren Verlauf beim Coronavirus vermuten, wenn man gegen Pneumokokken geimpft sei. Um dies eindeutig zu beurteilen, sei die Datenlage allerdings noch zu gering, so der Allgemeinmediziner.
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