Neukirchen-Vluyn. Corona und das warme, trockene Wetter beeinträchtigen die Apfelernte am Niederrhein und dürften die Verbraucherpreise etwas steigen lassen.
Auf Hochtouren läuft die Apfelernte derzeit. Da sind auch die bewährten Helferinnen auf dem Gut Bloemersheim im Großeinsatz. Gerade ist die Sorte Elstar an der Reihe. Apfel für Apfel wird sorgfältig von Hand gepflückt. Doch: „Es gibt leider Ausfälle wegen der Hitzewochen“, schildert Pächter Bernd Fruhen, der zusammen mit seiner Partnerin und Betriebsleiterin Jacqueline Huhndorf den Betrieb seit 2017 bewirtschaftet.
Rund 15 Prozent weniger gute Früchte hängen an den Bäumen. „Kollegen, die ihre Plantagen nicht wie wir beregnen konnten, haben teils 50 Prozent Ausfälle“, weiß der Fachmann. Das Obst sei am Baum förmlich verbrannt. So sprechen die Produzenten diesmal auch nur von einer mittelmäßigen Ernte.
Azubi Tim fährt mit dem Trecker eine neue Ladung frischer Früchte in großen Kisten vor. Sie schlummern bis zum Verkauf bei ein bis vier Grad im Lager. Welland, Rubinette, Santana und Elstar nennen sich die Sorten, die die Kundschaft an der Niederrheinallee in Vluyn sowie am elterlichen Gut in Tönisvorst so gerne kauft. Dort arbeitet Familie Fruhen schon in dritter und vierter Generation auf der Plantage. „Der Opa ist fast 90“, erzählt der Enkel. Zusammen mit Bloemersheim bewirtschaftet man auf rund 30 Hektar Land Äpfel und Birnen sowie auf zwölf Hektar Erdbeeren, die übrigen Beeren, Kirschen und anderen leckeren Obstsorten nicht mitgerechnet.
Obstbauern am Niederrhein kündigen einen leichten Anstieg des Apfelpreises an
Und gerade in diesen Tagen können die Obstbauern kühle Nächte brauchen: „Das gibt den Äpfeln rote Bäckchen“, weiß Jacqueline Huhndorf. „Wir waren froh, als es jetzt nachts mal acht Grad kühl wurde.“ Denn die Äpfel bekämen durch Sonne und Wärme zwar ihre leckere Süße, nicht aber ihr appetitliches Aussehen. „Leider wurden die Pflaumen am Baum teils regelrecht verkocht.“
Verbraucher müssen diesen Herbst tiefer in die Tasche greifen: „Der Preis steigt etwas“, sagt die Betriebsleiterin. Viel Strom beziehungsweise Diesel koste die Beregnung gegen Frost und Hitze. Aber auch Corona sei ein Grund: „Unsere 16 Helferinnen kommen aus dem Ausland. Wer aus Risikogebieten stammt, hatte hier 14 Tage lang nur Kontakte zu seiner festen Kleingruppe. Die übrigen Kräfte mussten einen Coronatest vorlegen“, berichtet Huhndorf.
Untergebracht seien sie alle in verschiedenen Hofgebäuden und in Kleingruppen. „Diese Gruppen arbeiten auch immer getrennt voneinander. Das ist alles nicht schön für uns als Familienbetrieb. Einige Helferinnen sind schon Jahre bei uns und freuen sich stets, wenn sie sich zum Saisonbeginn wiedersehen“, weiß der Chef. Geschätzt wächst etwa eine Million Kilo Äpfel bei Fruhen an den Bäumen, je nach Erntejahr.
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Der Hof-Verkauf und die Direktvermarktung in der gesamten Region sorgen dafür, dass man von der Weltmarktkonkurrenz relativ unabhängig ist. „Wir bieten der Kundschaft neben Obst auch vornehmlich regionale Waren wie Zwiebeln aus Lintfort oder Kartoffeln aus Schwafheim an“, sagt Jacqueline Huhndorf. „Wenn die deutschen Zwiebeln aus sind, kaufen wir auch keine aus fernen Landen dazu.“ Viele Freunde habe auch der Saft aus eigener Produktion: „Äpfel, in die Wespen Löcher gefressen haben, kommen in die Presse“, berichtet Bernd Fruhen.
Der Beruf des Obstbauern sei ziemlich stressig: „Ständig klingelt das Telefon, und von morgens bis abends, auch samstags und sonntags, ist man im Einsatz. Es ist immer irgendetwas los. Und reich wird man auch nicht“, lächelt Bernd Fruhen. Jacqueline Huhndorf fasst das Leben für den Obstbau so zusammen: „Wenn man den Job nicht lieben würde, wäre man hier fehl am Platz“, meint sie.