Moers. Ratswahl: Kurz vor Schluss der Auszählung liegt die SPD hinter der CDU. Die Grünen gewinnen deutlich, die AfD wird die viertstärkste Kraft.

Bei der Kommunalwahl in Moers kommt es am 27. September zur Stichwahl zwischen dem amtierenden Bürgermeister Christoph Fleischhauer (CDU) und dem SPD-Bewerber Ibrahim Yetim. Dessen Partei verliert die Mehrheit im Rat der Stadt Moers.

Zu den Verlierern des Abends zählt auch die Wählergemeinschaft der Grafschafter mit ihrem Bürgermeisterkandidaten Claus Peter Küster, während die Grünen gute Ergebnisse für die Partei und ihre parteilose Bürgermeisterkandidatin Diana Finkele vorweisen können.

Bürgermeisterkandidat Ibrahim Yetim (SPD) zieht gegen Christoph Fleischhauer in die Stichwahl am 27. September.
Bürgermeisterkandidat Ibrahim Yetim (SPD) zieht gegen Christoph Fleischhauer in die Stichwahl am 27. September. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Fleischhauer sagte am frühen Wahlabend, er habe angesichts von sieben Bewerbern mit einer Stichwahl gerechnet. Er habe sich gewünscht, mit mindestens fünf Prozent vor dem Nächstplatzierten zu liegen, das sei nach Stand der Dinge der Fall. Fleischhauer blickt optimistisch auf die Stichwahl: „Trotz der hohen Zahl an Bewerbern habe ich mehr Stimmen bekommen als meine CDU, das ist ein gutes Signal.“ Ibrahim Yetim will seinen Wahlkampf unvermindert fortsetzen: „Das Ergebnis ist so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich bin sehr zufrieden, den amtierenden Bürgermeister trotz Amtsbonus in Coronazeiten in die Stichwahl zu zwingen.“ Mit Blick auf das Ergebnis der SPD bei der Ratswahl sagte Yetim, der Landestrend sei auch in Moers nicht aufzuhalten gewesen: „Das Ergebnis ist traurig.“

Gudrun Tersteegen, Sprecherin der Grünen in Moers, konstatierte einen „mindestens achtbaren Erfolg für unsere Kandidatin Diana Finkele“. Die Grünen seien eine „sehr starke dritte Kraft im Moerser Rat“, keiner könne Politik ohne die Grünen machen.

Was das für das Bündnis für Moers (SPD, Grüne, Grafschafter) bedeutet, das bisher die Mehrheit im Rat hatte, ließ Tersteegen offen: „Wir müssen erst auf das Ergebnis schauen. Wir sind noch nicht soweit zu sagen, mit wem wir künftig zusammenarbeiten wollen.“

Claus Peter Küster sagte erneut, dass er und die Grafschafter gern am Bündnis für Moers festhalten würden. Er machte aus dem schlechten Abschneiden für die Wählergemeinschaft und für sich selbst keinen Hehl: „Die Grafschafter haben sich sechs Jahre lang für die Menschen in Moers eingesetzt und bekommen jetzt fast 50 Prozent weniger Stimmen. Dafür haben wir noch keine Erklärung.“

Punkt 18 Uhr: Wahlvorstand Birgit Dreyßig und Schriftführer Frank Dreyßig schütten Wahlzettel auf einen Tisch.
Punkt 18 Uhr: Wahlvorstand Birgit Dreyßig und Schriftführer Frank Dreyßig schütten Wahlzettel auf einen Tisch. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Für eine echte Überraschung sorgte der parteilose Bürgermeisterkandidat Torsten Gerlach. Er kam quasi aus dem Stand über zehn Prozentpunkte. Gerlach: „Das ist ein Zeichen, dass mein Team und ich einiges richtig gemacht haben.“ Gerlach will jetzt prüfen, ob er in Moers weiter politisch aktiv sein möchte: „Die Tendenz ist, mich weiter zu betätigen, ich weiß aber noch nicht wie.“

Mehrere Parteienvertreter betonten am Sonntag, dass sie eine Zusammenarbeit mit der Alternative für Deutschland ausschließend. Die AfD, so der letzte Stand, wird viertstärkste Kraft im Moerser Rat.

Die Wahlen waren bei den Bürgerinnen und Bürgern auf großes Interesse gestoßen. Fast 19.000 Briefwählerinnen und Briefwähler hatten im Vorfeld ihre Stimme abgegeben. Am Wahlsonntag selbst gab es vor einigen Wahllokalen lange Schlangen. „In einigen Fällen haben wir noch Wahlkabinen nachgeliefert“, sagte Stadtpressesprecher Thorsten Schröder kurz vor Schließung der Wahllokale um 18 Uhr.

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In Moers musste die Kommunalwahl im Wahllokal „Am Pandyck“ (Stimmbezirk 121.1) unterbrochen werden, weil keine Stimmzettel mehr vorhanden waren. Nach Darstellung der Stadt wurden innerhalb von zehn bis 15 Minuten neue Stimmzettel geliefert. Wie ein Augenzeuge berichtet, seien einige Wählerinnen und Wähler leer ausgegangen.