Moers. Für den Grafschafter Museums- und Geschichtsverein hat Margret Wensky im Staatsarchiv Neues zur 400 Jahre alten Festungsanlage recherchiert.

Genau 400 Jahre ist es her, dass die einst hochmoderne Festungsanlage rund um das Schloss und die Altstadt fertiggestellt wurde. Grund genug für den Grafschafter Museums- und Geschichtsverein, ein Buch über die Historie bis in die aktuelle Zeit hinein zu veröffentlichen.

Margret Wensky hat den Band mit weiteren Experten verschiedener Fachrichtungen erarbeitet – mit neuer Bildtechnik und teils neuen Erkenntnissen. Margret Wensky stellt es am Mittwoch mit dem Vereinsvorsitzenden Peter Boschheidgen vor.

Aktuelles Buch ist kein Remake

Mit dem aktuellen Buch habe man kein Remake des bekannten Werks von Hermann Boschheidgen aus dem Jahr 1917 liefern wollen: „Wir haben uns die Quellen mit neuem Blick angesehen“, erklärt Wensky. Auch neue Dokumente tauchten im Zuge der Forschungen auf. So stieß Margret Wensky im Staatsarchiv Berlin vor drei Jahren auf einen Plan der zu bauenden Festung, eine Art Vorplanung, die wahrscheinlich von Simon Stevin stamme.

Zur alten Festungsanlage gibt es auch ein Relief.
Zur alten Festungsanlage gibt es auch ein Relief. © Unbekannt | GMGV

„Die Festung Moers war die letzte, die der bekannte Ingenieur in seinem Leben plante und erbaute“, weiß Wensky. Im neuen Buch geht Hajo Hülsdunker dem Schaffen des genialen Mathematikers nach. Die Festung durchlief viele Wandlungen. Durch Erbschaft gelangte Friedrich der Große von Preußen an die Grafschaft Moers. Er ordnete 1763 die Schleifung an, was auch einer Ausweitung der Stadt und des Bereichs rund um das Schloss zugute kam.

Dabei entstand im Grundzug die Fläche des heutigen Schlossparks. Das Zuschütten der großen Gräben und das Beseitigen der Erdwälle führte damals jedoch zu einigem Aufruhr in der Stadt. Man fürchtete beispielsweise um den Hochwasserschutz. Interessiert und auch teils amüsiert las Wensky in alten Dokumenten, dass der mit der Ausführung betraute Kommandant so unbeliebt in Moers war, dass er nur mit größter Mühe ein Quartier in Moers finden konnte.

Ein Beitrag im neuen Buch stammt auch von Thorsten Kamp, Beigeordneter der Stadt, der die Historie der Anlage im 20. Jahrhundert beschreibt und zum sorgsamen Umgang mit diesem Denkmal mahnt.

Pressesprecher Jürgen Stock ergänzt: „Wichtig in dem Zusammenhang ist auch, dass für das Buch zahlreiche Pläne, Städtebücher und Atlanten gesichtet wurden und somit viele neue Fotos für die Illustration zusammenkamen.“ Die Möglichkeit, alte Darstellungen mit neuster Technik hochpräzise für das Buch zur Verfügung zu stellen, sei, so Stock, ein wichtiges Novum.

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Der Band
„400 Jahre oranische Befestigung von Schloss und Stadt Moers“, 156 Seiten, 91 Abbildungen, Auflage 650 Stück, ist im örtlichen Buchhandel für 29,50 Euro erhältlich.


Margret Wensky zeigt die Situation der Grafschaft im 16. Jahrhundert auf: „Die letzte Moerser Gräfin Walburgis war ohne Erben und gab die Grafschaft als Schenkung an Moritz von Oranien.“ Zu ihm habe es in jener Zeit nach dem 30-jährige Krieg durch den kalvinistischen Befreiungskampf geprägte Kontakte gegeben. Die historische Festungsanlage der Stadt Moers feiert in diesem Jahr ihr Jubiläum.