Moers. Christoph Fleischhauer (CDU) will in Moers Bürgermeister bleiben. Die Digitalisierung und eine Verkehrswende sind für ihn zwei wichtige Ziele.
Christoph Fleischhauer (CDU) ist seit 2014 Bürgermeister von Moers, und er möchte es auch nach der Kommunwahl am 13. September bleiben. Im Interview mit Matthias Alfringhaus (NRZ) spricht er unter anderem über Interessenten für das ehemalige Hafthaus, Silicon Moers und den Vergleich mit Kamp-Lintfort.
Sie sind seit fast sechs Jahren Bürgermeister. Was ist ihre wichtigste Erkenntnis?
Christoph Fleischhauer: Eine wichtige Erkenntnis ist, dass wir eine sehr gut funktionierende Stadtverwaltung haben, die ihre besondere Leistungsfähigkeit in den Krisen der letzten Jahre – Zuwanderung und Corona – unter Beweis gestellt hat und dies immer noch tut. Dass wir gemeinsam in der Politik oft einstimmige Entscheidungen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger gefällt haben, ist ein weiterer Punkt. Sei es beim Verhindern einer weiteren Steuererhöhung oder bei der Unterstützung von Gastronomie und Handel in der Corona-Krise. Außerdem freut es mich, dass viele Bürgerinnen und Bürger die immer „offene Tür“ des Bürgermeisters annehmen, mir ihre Sorgen und Nöte schildern und wir häufig eine Lösung finden können.
Was wollen Sie als erstes verändern, wenn Sie wiedergewählt werden?
Für mich ist wichtig, die bereits begonnenen Maßnahmen noch zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dazu zählt unter anderem die Marke „Silicon Moers“, die IT-Unternehmen vernetzt, und die Digitalisierung in der Stadt. Auch die Zusammenarbeit von Bildungsträgern und anderen Institutionen möchte ich weiter forcieren. Zudem möchte ich die Verkehrswende hin zu mehr Radverkehr weiter aktiv begleiten. Damit geht der Themenkomplex Umwelt und Klima einher, bei dem ich weiter junge Menschen mit einbinden möchte. Wirtschaft, Handel und Tourismus müssen gerade aktuell weiter gestärkt und gefördert werden. Von mir initiierte Gesprächsrunden, wie das Unternehmerfrühstück oder die Wohnzimmergespräche, werde ich fortsetzen.
Wann kommen die Innenstadtsanierung und eine Planung fürs Kastell?
Für das Quartier Haagstraße rund um den Kastellplatz liegen bereits konkrete Pläne vor. Hier werden wir im nächsten Jahr gemeinsam mit der Politik den nächsten Schritt gehen, um an dieser Stelle die Innenstadt weiterzuentwickeln und zu stärken. Da passt, dass es bereits sowohl für das ehemalige Hafthaus als auch für das Tersteegenhaus Kaufinteressenten gibt und die Agentur für Arbeit über den Umzug in einen Neubau auf dem ehemaligen Areal des Finanzamts nachdenkt. Die Sanierung der Kanäle und sonstigen Infrastruktur in der Fußgängerzone liegt in den Händen von Enni. Ich erwarte im 1. Halbjahr 2021 einen konkreten Zeitplan. Vor 2022 geht es aber ganz sicher nicht los.
Ist die Stadtverwaltung personell gut aufgestellt?
Die Corona-Krise hat sehr deutlich die Leistungsfähigkeit gerade der Verwaltung aufgezeigt. Durch die Haushaltskonsolidierungen und politischen Beschlüsse mussten wir in den letzten Jahren einige Stellen abbauen, was sich natürlich in der täglichen Arbeit bemerkbar gemacht hat – und noch macht. Trotz dieses Personalabbaus haben wir in den Bereichen Kitas und Feuerwehr aufgestockt. Ich glaube, dass es keine Kommune in Deutschland gibt, die personell komplett ausreichend ausgestattet ist. Das ist einfach ein strukturelles Grundproblem. Als ich Bürgermeister wurde, hatten wir in dem betreffenden Jahrgang lediglich drei Ausbildungsplätze. Ab 2016 haben wir stark aufgestockt: Zwischen 11 und 18 Auszubildende waren es jährlich. Damit haben wir bei der Überalterung im Haus gegengesteuert. Auf die 18 Ausbildungsplätze im vergangenen Jahr bewarben sich über 800 Interessierte – das zeigt die Attraktivität der Stadt Moers als Arbeitgeberin.
Läuft Moers Gefahr, von Kamp-Lintfort überholt zu werden?
Ganz klares Nein! Ich gönne unserer Nachbarstadt jeden planerischen und wirtschaftlichen Erfolg. Kirchturmdenken schadet nur und bringt die Region nicht weiter. Aber um im Bild zu bleiben: Nach wie vor fährt Moers vorneweg. Allein schon wegen der unterschiedlichen Größe ist ein Vergleich der beiden Städte schwierig. Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist Moers eine Einkaufsstadt, die gerade in der Innenstadt ein vielfältiges Angebot hat. Dort angebunden befinden sich das Schloss und der Schlosspark. Wir haben zwei leistungsfähige Krankenhäuser, die sich gerade in der Krise bewährt haben. Zudem gibt es hier eine unmittelbare Bahnanbindung zum Niederrhein und ins Ruhrgebiet. Moers hat eine eigene Wohnungsbaugesellschaft mit 2800 Wohnungen und mit Enni einen überregional tätigen, erfolgreichen Energieversorger. Das Moerser Bildungssystem bildet fast sämtliche Schulformen ab. Wir verfügen über kulturelle Angebote, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus strahlen, das moers festival sogar europäisch und global. Wir haben das erste Comedy-Festival überhaupt in der Bundesrepublik und das Schlosstheater Moers, das mit seinen Inszenierungen breite Beachtung findet. Kurzum: Moers ist die Drehscheibe am Niederrhein.
Zur Person
Bürgermeister Christoph Fleischhauer (55) wurd in Geldern geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und wohnt im Moerser Stadtteil Utfort. Bei der Kommunalwahl am 13. September tritt er für die CDU erneut an. Er ist seit 2014 Bürgermeister in Moers.
Nach dem Abitur am Gymnasium Rheinkamp hat Fleischhauer in Bonn Rechtswissenschaften studiert, war Referendar am Landgericht Kleve und hat 1995 in Moers als Rechtsanwalt eine eigene Kanzlei eröffnet. 2012 hat er eine Ausbildung zum Mediator absolviert.