Neukirchen-Vluyn. Das Projekt „Radeln ohne Alter“ ist jetzt in Neukirchen-Vluyn gestartet. Die Rikschas sind buchbar. Im Gesamtpaket gibt es noch weitere Angebote.

Eine Seniorin packt ihre Mundharmonika aus und spielt, eine andere zückt Zettel und Stift, um ein Gedicht über ihre Eindrücke während der Rikscha-Fahrt zu schreiben: Initiator Wilhelm Ehrmann strahlt, wenn er von den ersten Erlebnissen erzählt, die die Rikscha-Piloten während ihren Ausbildungsfahrten gemacht haben. „Die älteren Fahrgäste werden vitalisiert. Die Umgebung gibt ihnen viele Impulse“, erklärt er.

Senioren aus dem Seniorenpark Carpe Diem und dem Matthias-Jorissen-Haus gehörten zu den ersten Fahrgästen. Die Ausbildung der zehn ehrenamtlichen Piloten ist nun vorbei. Ab heute kann eine Fahrt von Bewohnern der Seniorenheime, aber auch von Privatpersonen mit Mobilitätseinschränkungen „gebucht“ werden. Das Projekt „Radeln ohne Alter“ ist gestartet.

Mobilität ermöglichen, Jung und Alt zusammenbringen und den Austausch zwischen ihnen fördern: Das sind die Ziele des Rikscha-Projekts, das bei der Tuwas-Genossenschaft angesiedelt ist. „Wir möchten den Menschen die Möglichkeit geben, aus ihrem kleinen Bewegungsradius rauszukommen und dabei auch noch einen Gesprächspartner zu haben“, betont Bürgermeister Harald Lenßen.

Eigentlich sollte die Rikscha ab März auf den Straßen unterwegs sein. Die Corona-Pandemie verzögerte aber den Start. Unter entsprechenden Auflagen darf nun aber gefahren werden. Die Rikscha verfügt über eine Einstiegshilfe, Sitzgurte und einen Elektromotor. Schneller als 10 km/h wird aber nicht gefahren. Zwei Bedingungen gibt es: Der Fahrgast muss eine Begleitperson haben, die ihm beim Einsteigen hilft und die Fahrt begleitet. So soll ein zu naher Kontakt zwischen dem Fahrgast und dem Piloten verhindert werden. Und: Beide Passagiere dürfen ein Gesamtgewicht von 150 Kilogramm nicht überschreiten.

Zum Ende des Jahres soll eine zweite Rikscha angeschafft werden, die in Vluyn stationiert wird. Kosten: 10.000 Euro. Finanziell gefördert wurden alle Maßnahmen von der Heinz-Trox-Stiftung. „Radeln ohne Alter“ ist nur ein Teil des Gesamtprojektes zur gesellschaftlichen Teilhabe älterer und eingeschränkter Menschen. Tanznachmittage für Menschen mit und ohne Demenz, ein Bewegungsparcours im Neukirchener Dorf, eine Demenz-Schulung und ein Aktionstag Niederberg, der auf den Nachbarschaftstag folgen sollte, waren geplant. Pandemiebedingt fand der Großteil nicht statt.

„Unsere Zielgruppen sind überwiegend die Senioren, die aktuell aber zur Risikogruppe gehören“, sagt Cornelia Hüsch, Leiterin des Amts für Bildung, Kultur, Sport und Soziales. Im kommenden Jahr soll auch die „App in die Mitte“, eine digitale Plattform für Senioren, fertiggestellt werden. „Wir haben alle Projekte weitergeplant, damit wir direkt loslegen können, wenn es die Corona-Situation wieder erlaubt“, sagt Hüsch.

Wer ehrenamtlicher Rikscha-Pilot oder Fahrgast werden möchte, kann sich bei Wilhelm Ehrmann telefonisch unter 0151/55565780 oder per Mail an: wilhelm.ehrmann@radelnohnealter.de melden und einen Termin vereinbaren.