Moers. NRZ-Interview: Der parteilose Bürgermeisterkandidat Torsten Gerlach will Kunst und Kultur weiter unterstützen. Ein Bauvorhaben sieht er kritisch.

Seine Kandidatur hat er schon erklärt, als andere noch mit der Kandidatensuche beschäftigt waren: Torsten Gerlach gehört keiner Partei und keiner Wählervereinigung an und will bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen am 13. September in Moers Bürgermeister werden. Im Gespräch mit Matthias Alfringhaus (NRZ) spricht er unter anderem über den Stellenwert der Kultur in der Stadt.

Wie läuft der Wahlkampf bisher für Sie?

Torsten Gerlach: Sehr gut. Es ist ja keine Frage: Der Wahlkampf kostet Kraft, vor allem unter Corona-Bedingungen. Es ist schwieriger, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Die Maske ist sicher unverzichtbar, aber sie bringt auch einen gewissen Abstand. Mit meinem Team habe ich bisher rund 27.000 Flyer verteilt, auch hier entstehen Gespräche, aus denen ich konkrete Vorschläge mitnehmen kann. Als Erfolg sehe ich auch, dass es gelungen ist, in relativ kurzer Zeit über 350 Unterschriften für die Kandidatur zu sammeln. Das ist weit mehr als erforderlich.

Welche Anträge würden Sie als Bürgermeister dem Rat schnell zur Abstimmung vorlegen?

Zunächst geht es darum, die Nachtabschaltung von Straßenlaternen zu beenden, die Ordnungsbehörde auszubauen und Ordnungspartnerschaften zu erweitern. Dann müssen wir Transparenz schaffen, indem wir Sitzungen des Rates und von Fachausschüssen ins Internet übertragen und ein benutzerfreundliches Online-Archiv aufbauen. Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bedeutet auch, Online-Foren einzurichten, um zum Beispiel Stimmungsbilder zu bestimmten Vorhaben einzuholen. Es geht darum, Politik nicht nur bei Wahlen sichtbar zu machen.

Gehört für Sie zu einer attraktiven Innenstadt auch die teilweise Bebauung des Kastellplatzes?

Für mich ist wichtig, den Charakter des Kastellplatzes zu bewahren. Mit einer Bebauung laufen wir Gefahr, dass die historische Front mit Schloss und Terheydenhaus nicht mehr sichtbar ist.

Sie fordern eine gleichberechtigte Förderung der Stadtteile. Wie kann das aussehen?

Erst einmal bedeutet das, keine Klientel-Förderung mehr zu betreiben. Wir müssen eine Lebensqualität erreichen, wo es egal ist, an welcher Stelle in Moers man lebt. Zum Beispiel müssen Plätze veranstaltungssicher werden, damit Vereine und Gruppen sicher planen können. Das Projekt Neu:Meerbeck ist gut, auf der anderen Seite zeigt es aber auch, dass man sich hier zu lange nicht bemüht hat.

Befürworten Sie freiwillige städtische Leistungen, zum Beispiel für das Schlosstheater?

Freiwillige Leistungen spiegeln den Charme einer Stadt, in Moers gehören Kunst und Kultur dazu.

Die freiwilligen Leistungen machen drei Prozent des städtischen Haushalts aus, eine Debatte um Steuern darf nicht dazu führen, dass man Kunst und Kultur in Frage stellt. Eher muss man hier Bund und Land in die Pflicht nehmen, die von dort auf die Kreise und Kommunen übertragenen Lasten zurückzunehmen.

Zur Person

Torsten Gerlach (35) lebt mit seiner Familie in Moers. Nach dem Abitur am Grafschafter Gymnasium 2004 und dem Grundwehrdienst ging er 2006 zur Bundespolizei. Dort erlangte er ein Diplom in Verwaltungswissenschaften. Heute arbeitet er als Hauptkommissar. Er verfügt über Auslandserfahrung.

Berufsbegleitend studierte Gerlach an der Fernuniversität Hagen Rechtswissenschaften, den Bachelor-Abschluss erlangte er im Mai dieses Jahres.

Seine Bürgermeister-Kandidatur hat Torsten Gerlach bereits im Frühjahr 2019 angekündigt. Er ist parteilos.