Moers. Am Samstag hat das Peschkenhaus in Moers eine neue Ausstellung mit Werken von Günter Grass eröffnet. Es spielt auch Schweinekopfsülze eine Rolle.
Das Schreiben ist eine schreckliche Tortur – schlimmer nur sind Dichterlesungen vor Frauenkränzchen“: Dieses Zitat aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Oktober 1989 ist nur ein Beispiel des polarisierenden Humors von Günter Grass. Das Schreiben hat Grass als Grafiker, Literaturnobelpreisträger und Literaturkritiker trotz Tortur unermüdlich geliebt. Als Grass 2015 im Alter von 87 Jahren verstarb, hinterließ er ein Lebenswerk. Er hat neu gedacht, das Schreiben als Kunst aufgeschlüsselt und mit dem Zeichnen verwoben.
Wie er das gemacht hat und welche Aktualität seine Werke besitzen, kann man ab sofort im Peschkenhaus an der Meerstraße entdecken. Der 300 Mitglieder starke Kunstverein Peschkenhaus hat ehrenamtlich eine einzigartige Grass-Ausstellung realisiert.
Die Ausstellung sollte früher gezeigt werden
„Eigentlich war die Ausstellung vor einigen Monaten geplant“, erklärte Monika Jaklic vom Kunstverein Peschkenhaus: „Mithilfe unserer Sponsoren, der Volksbank Niederrhein, dem Lübecker Günter Grass-Haus, der Günter und Ute Grass-Stiftung sowie der Düsseldorfer NRW-Stiftung, konnten wir unser Vorhaben wahrmachen.“
Die Ausstellungseröffnung gestaltete sich am Samstagabend anders als üblich: Essen- und Getränkeausschank waren virusbedingt nicht möglich. Alle 40 aufgestellten Stühle standen weit auseinander. Und doch: Als sich die Besucher auf einen Rundgang auf drei Etagen Grass begaben, verband sie die Liebe zur Kunst. 90 Bilder Werke sind zu sehen, darunter Grass’ Arbeiten der letzten 20 Jahre. Das Ausstellungsspektrum reicht von Aquarellen über Lithografien und Radierungen bis hin zu Skulpturen.
Die Blechtrommel gibt „Hindeutungen“ nach Moers
Bei der Eröffnung erläuterten Jörg-Philipp Thomsa, Leiter des Günter Grass-Hauses, und Hilke Ohsoling, Geschäftsführerin der Günter und Ute Grass-Stiftung, die vielseitigen Bildbedeutungen. Thomsa ist selbst gebürtiger Moerser und hat nachgesehen: „In Grass’ 1959 erschienenem Roman ,Die Blechtrommel’ gibt es Hindeutungen an den Niederrhein und ein Ritterhaus in Moers.“
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Ebenfalls gerne reiste der Lübecker Grass in sein Ferienhaus nach Portugal. Seine urlaubsinspirierten Zeichnungen, die Zitronen und Köche zeigen, sind in der Ausstellung zu sehen.
„Schweinekopfsülze“ heißt eines der Bilder, auf dem zwei Köche zu sehen sind. Darin verwoben der Satz „Man nehme einen halben Schweinskopf samt Ohr und Fettbacke“ – wer ist hier Mensch, wer Tier?
Apropos Tier: Ein Ausstellungsraum ist Grass’ 2005 erschienenen Interpretationen der Andersen-Märchen gewidmet. Da liegt die Prinzessin auf der Erbse und unweit läuft „die Rättin“ umher, die im gleichnamigen Grass-Roman die Herrschaft über die Menschen verkündet und ihnen zeigt, wie Umweltschutz funktioniert. Grass blickt im Selbstportrait auf diese gelungene Ausstellung – mit Hut, Pfeife und hinein in eine Zeit, in der Kultur systemrelevant bleibt.
<< Die Werke sind zu kaufen >>
Grass-Liebhaber aufgepasst: Der Großteil der Originalkunstwerke in der Ausstellung im Peschkenhaus, Meerstraße 1, ist käuflich zu erwerben. Preise können erfragt werden.
Die Ausstellung ist bis Samstag, 7. November, zu sehen.
Das Peschkenhaus ist dienstags bis sonntags, jeweils von 14 – 18 Uhr geöffnet.
Die Besichtigung der Ausstellung ist nur mit Mundschutz erlaubt.