Kamp-Lintfort. Die Entwicklung des Rathausquartiers in Kamp-Lintfort ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Es gibt eine große Nachfrage. Karl und Leo sind beliebt.
Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass das neue Rathausquartier eine ziemlich angesagte Adresse wird, dann gibt es ihn. „Die Nachfrage sei enorm“, sagt Bürgermeister Christoph Landscheidt. Nach seinen Informationen seien die 36 Wohnungen, die das Bauunternehmen Tecklenburg bis Ende nächsten Jahres an der Markgrafenstraße fertig gestellt haben will, so gut wie ausverkauft.
Das gilt laut Homepage des Unternehmens zumindest für das Haus Karl, das zur Parkseite ausgerichtet ist. In Haus Leo mit Blick zur Straße wäre da noch was zu haben. Ist aber trotzdem bemerkenswert, weil der Bau erst in diesen Tagen beginnt. Auffällig an den drei- bzw. viergeschossigen Bauten: Geparkt wird unter Dach im Erdgeschoss zwischen den Häusern. Damit entfällt der teure Tiefgaragenbau.
Der Run auf die Wohnungen ist groß
Karl und Leo gehören zu sechs Komplexen, die am Rathaus entstehen werden. An die 150 Wohnungen gibt es zu verteilen. 40 davon werden der so dringend benötigte geförderte Wohnraum sein. Und der ist nicht nur deshalb sehr begehrt, sondern auch, weil der Bauträger Ryvola „so baut, dass man es nicht erkennen kann, dass es geförderter Wohnraum ist“, findet Stadtplanerin Monika Fraling.
Gestützt wird die These durch zweierlei: Im Block an der Wilhelmstraße entstehen 30 Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. Im Dachgeschoss allerdings werden vier Penthouses mit je 100 Quadratmetern frei angeboten. Das verkauft sich nicht bei Billigoptik. An der Markgrafenstraße werden zehn bedürftige Familien in ein attraktives Townhouse ziehen können, ein eigenes Reihenhäuschen mit gut hundert Quadratmetern, kleinem Garten und einer Terrasse im Obergeschoss.
Der Run auf die Ryvola-Bauten ist groß, aber Bürgermeister Christoph Landscheidt zuckt mit den Schultern: „Erstens will ich kein Windhundrennen eröffnen. Zweitens haben wir als Stadt mit der Vermietung direkt nichts zu tun. Wir können nur die Berechtigung feststellen, den Rest macht der Vermieter wie jeder andere auch.“
Am längsten gedauert hat es, für das Eckstück Wilhelmstraße/Markgrafenstraße einen Architekten und Bauträger zu finden. „Das Grundstück ist eine Herausforderung, sehr besonders“, räumt Monika Fraling ein.
Mit Robert Wetzels von bob-architektur hat man jemanden finden können, der in Kamp-Lintfort auch andere Herausforderungen angenommen hat: Er hat das EK 3 und das C&A-Gebäude entworfen. „Da musste man schon mit viel Liebe und Mühe ran“, weiß Monika Fraling. Und die 12 Wohnungen, wie sie mit sanfter Rundung geplant sind, lassen sich gut sehen. Investor ist das Moerser Unternehmen AIP Wohnen.
Ebenfalls eine anspruchsvolle Aufgabe war es, den neuen Anbau an das bestehende Terrassenhaus zu gestalten. Auch hier war Wetzels am Start und plant mit vier Geschossen und 16 Wohneinheiten. Ein bisschen hofft die Verwaltung darauf, dass sich dann auch die Eigentümer des Terrassenhauses inspirieren lassen, etwas an der in die Jahre gekommenen Fassade zu tun.
Das Quartier soll aus einem Guss sein
Die Awo will 24 Wohnungen zwischen 60 und 70 Quadratmetern an der Kamperdickstraße bauen samt einer Seniorenbegegnungsstätte im Erdgeschoss. Bei den Wohnungen wird auch an die mögliche Pflegebedürftigkeit der Mieter gedacht.
Wichtig bei der Gestaltung des gesamten Platzes sei es gewesen, ein Quartier „aus einem Guss“ hinzubekommen, wie Monika Fraling es nennt: Es soll möglichst ein Backstein verwendet werden, auch wenn die Fenster unterschiedlich ausfallen können. Vier oder fünf Geschosse vertrage die Größe des Platzes durchaus, höher dagegen nicht wegen der Nähe zur „Pauenschen Siedlung“.
Wenn alles gut läuft, dann könnte das Rathausquartier, das sich um einen Platz zum Leben und Parken herum gruppiert, in ganzer Schönheit 2023 fertig werden.