Moers. In Moers-Hochstraß entsteht ein neues Quartier mit über 100 Wohnungen, der Großteil sozial gefördert. Und es gibt einen Klima-Clou.
Acht Jahre nach dem Auszug der Schüler und Lehrer der alten Justus-von-Liebig-Schule steht das Gelände an der Ernst-Holla-Straße vor einem Neuanfang. In den kommenden drei Jahren wird dort ein Quartier mit mehr als 100 Wohnungen entstehen. Bauherr Philip Janssen aus Goch investiert gut 20 Millionen Euro in das Projekt in Hochstraß. Start ist in zwei Monaten.
Konkret geht es um ein Areal von rund 16.500 Quadratmetern, das die ehemalige Hauptschule, die frühere Tannenbergschule und einen Streifen entlang der Kirschenallee umfasst. Philip Janssen hat die Grundstücke im vergangenen Jahr in einem Bieterverfahren erworben. Dabei war es nicht nur darum gegangen, wer das meiste Geld zu zahlen bereit war. Die Stadt verlangte auch ein Baukonzept für barrierearmes oder -freies, altengerechtes und bezahlbares Wohnen.
In dieser Hinsicht war Janssen offenbar am überzeugendsten. Der Gocher Unternehmer plant den Umbau des unter Denkmalschutz stehenden Hauptschulgebäudes zu einem Wohnhaus mit 18 Zwei-Zimmer-Wohnungen, die alle mit Balkonen versehen werden.
Beitrag zum Klimaschutz
Die ehemalige Tannenbergschule wird abgerissen. An ihrer Stelle sowie auf dem Grundstück an der Kirschenallee will Janssen mehrere Neubauten für rund 100 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen errichten. Die Häuser werden dreigeschossig und erhalten Sattelgeschosse für frei finanzierte Wohnungen. Der Großteil des gesamten Bestandes allerdings – etwa 80 Prozent – ist geförderter Wohnungsbau, was nach aktuellem Stand auf einen Mietpreis von 5,80 Euro (kalt) pro Quadratmeter hinausläuft. Als Mieter hat der Bauherr junge und alte Singles sowie Familien im Blick, vor allem in den Häusern an der Kirschenallee ist Platz für Familien mit Kindern vorgesehen. Für den Innenhof wird noch ein Begrünungskonzept ausgetüftelt. Die Fläche bleibt im Eigentum der Stadt.
Ein Aspekt, der eine Besonderheit des Projektes ausmacht, hat eine sperrige Bezeichnung: Philip Janssen baut eine so genannte KfW-40-Effizienzhaussiedlung. Das bedeutet, dass die Gebäude unter anderem durch Dämmung und Belüftungstechnik eine höhere Energieeffizienz erreichen, als sie der Gesetzgeber vorschreibt. In diesem Fall sind die Neubauten sogar deutlich effizienter und schaffen den derzeit besten erreichbaren Wert. Die Siedlung leistet somit einen Beitrag zur Energiewende, und die Bewohner haben niedrige Heizkosten.
Spätestens im Oktober sollen der Abriss der Grundschule und die Entkernung der Hauptschule beginnen. Philip Janssen, der sämtliche Wohnungen in seinem Bestand halten will, plant mit drei Bauabschnitten in einer Gesamtbauzeit von drei bis vier Jahren. Er sei überzeugt, dass Moers eine gute städtische Entwicklung nehme, begründet der Unternehmer seine Investition in der Grafenstadt, die übrigens „guten und geförderten Wohnraum benötigt“. Moers sei auch wegen seiner Nähe zu anderen Ballungsräumen für Investoren interessant. Darüber hinaus habe ihn das Projekt gereizt, weil er dort nicht nur einzelne Gebäude errichten, sondern ein ganzes Quartier entwickeln könne. Eine weitere energieeffiziente Siedlung realisiert er derzeit an der Moerser Straße in Kamp-Lintfort. 69 Wohnungen stehen dort im Rohbau.
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Einige Handwerker, die in den kommenden Jahren auf der Baustelle beschäftigt sein werden, sind übrigens durchaus vertraut mit dem Grundstück. Philip Janssen: „Der eine oder andere ist hier zur Schule gegangen.“