Kamp-Lintfort. Tag des Naturgartens auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort: Fachfrau Sacha Sohn gibt Tipps. So klappt es auch mit dem eigenen Gemüse.
Zum Tag des Naturgartens auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort erwarteten Gartenprofis alle Interessierten im Ausstellungsbereich „Urban Gardening“ am Pavillon der Natur- und Umweltschutzakademie NRW. Die Akademie bot in Kooperation mit dem Naturgartenverein praxisnahe Führungen an.
Der 4000 Mitglieder starke Verein ist in die Regionalgruppen linker Niederrhein und Rhein-Ruhr aufgeteilt. Eine der Expertinnen des Naturgartenvereins, die am Samstag über tier- und pflanzenfreundliche Gartengestaltung berichtete, war Sacha Sohn. Die studierte Landschaftspflegerin besitzt mit ihrer Familie den Hilshof in Kerken.
Die Aktion auf der Laga ist gut vorbereitet
Auf dem nostalgischen, zum Bildungsort umgebauten Bauernhof erweckt sie Handwerkskünste wie das Gerben zum Leben, bietet Grünholz-Schnitzkurse und Gartenerkundungen für Kinder an. Am Samstag bot sie Führungen für insektenfreundliche Lebensraumgestaltung an: „Ich freue mich riesig, dass schon am Vormittag zwölf Leute gezielt zur Führung hergekommen sind“, sagte Sohn. Zuletzt war sie vor sechs Wochen hier: „Im Mai wurden die Wildpflanzen eingesetzt und sind ganz toll gewachsen.“
Am Samstag erkundeten die Teilnehmenden mit Sohn die 30 Hochbeete. Kohlrabi aus Süditalien? „Muss nicht sein, denn unsere Bedürfnisse nach Selbstversorgung können nicht nur im Discounter gestillt werden.“ Pestizidfreie Selbstversorgung und Naturschutz auf dem Balkon oder Garten klappt ohne Schnickschnack.
Wie der Naturgarten gelingt? Na, mit Vielfalt: „Wer nur Kohl pflanzt, lockt den blattzerstörenden Kohlweißling an und bekommt ihn nicht weg. Wer aber vielfältig pflanzt, lockt die Fressfeinde des Kohlweißlings an.“ Wildpflanzen wie das pflegeleichte Seifenkraut, der Sonne liebende Wollziest und der von Mai bis September gelbblühende Hornklee locken Insekten an.
Vor allem Wildbienen benötigten ein kontinuierliches Angebot an Nektar und Pollen, sonst seien sie auf der Durchreise ohne festen Überlebensraum. Nistmöglichkeiten aus regionalen, recycelten Naturmaterialien bieten tierischen Gartenbewohnern ein Zuhause. Im Naturgarten gilt: Einfach mal wachsen lassen.
„Begrünte Dächer, Fugen, Kiesstreifen, Sichtschutzwände und Trockenmauern sehen viel schöner aus als grauer Beton“, sagte Sohn. Mit nährstoffreicher Jauche und Mulch klappt es auch mit der idealen Bodenqualität in Beeten. Die Expertin ist sich sicher: „Gegen das Insektensterben kann jeder etwas tun.“ Wer dabei Austausch sucht, kann sich in den Regionalgruppen des Naturgartenvereins engagieren. Infos gibt’s unter
www.naturgarten.org.
Hochschul-Experte: Regenwasser richtig nutzen
Bis unser Wasser klar und rein aus dem Wasserhahn kommt, durchläuft es viele aufwendige Schritte. Dass es aber gar nicht notwendig ist, unser Trinkwasser wortwörtlich die Toilette runterzuspülen, erklärte Rolf Rheinschmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Rhein-Waal, am Sonntag im Green FabLab auf der Laga.
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„Das Prinzip der Regenwassernutzung war in den 1990er Jahren populär und wird wieder an Bedeutung gewinnen“, sagt Rheinschmidt im NRZ-Gespräch. Gemeint sei damit das Auffangen von Regen auf dem eigenen Grundstück. Dabei dient klassischerweise das Hausdach als Auffangfläche. Von dessen Größe ist auch abhängig, wieviel Wasser sich einfangen lässt, um damit den Wasserbedarf für zum Beispiel Toilettenspülung und Waschmaschine zu großen Teilen zu decken.
„Es ist ohne Weiteres möglich, Kleidung mit diesem Wasser komplett sauber zu bekommen. Da verunreinigt man eher das Regenwasser mit den Keimen der Wäsche“, erklärt Rheinschmidt lachend. Wenn möglich wird ein Tank in die Erde gebaut, in den das Wasser mit einem Rohrsystem vom Dach eingespeist wird. Auch ein Tank im Keller sei denkbar, erklärt der Forscher, wäre aber von dem Wert und den Kosten der Kellerfläche abhängig. Die Größe des Tanks und die Möglichkeit der Wasserversorgung müssten die klimatischen Begebenheiten und Bedarfe miteinbeziehen.
„Wer in Brandenburg nur ein paar Regentage im Jahr hat oder nur seinen Garten bewässern will, der kann sich besser eine Regentonne für die Bewässerung aufstellen.“ Wer sich nach Abklärung der Fragen von Niederschlag in der Region, Größe der Auffangfläche und den Zielen für eine solche Nutzung entscheide, werde im Durchschnitt 80 Prozent des Verbrauchs durch Regenwasser decken können und damit helfen den immer kostbarerer werdenden Bestand an reinem Wasser schützen zu können.