Neukirchen-Vluyn. Finanziert durch die Bürgerstiftung Neukirchen-Vluyn, hat das Seniorenheim Carpe Diem „Erlebnistaschen“ für demente Bewohner entwickelt.

Bälle zu werfen in einer großen Runde, ist einfach. Wenn aber drei verschiedene Bälle gleichzeitig in immer gleicher Abfolge die Runde machen sollen, wird’s schon schwerer. Die Pflegeassistenten im Seniorenheim Carpe Diem in Neukirchen-Vluyn wurden jetzt mit drei neuen „Erlebnistaschen“ vertraut gemacht. Sie sollen demente Bewohner mit Spielen und Gedächtnisaufgaben im Alltag anregen.

Die großen Sporttaschen mit Bällen, Spielkarten und anderen Dingen hat Mitarbeiterin Ulrike Dahms mit ihrem Team von der Sozialen Betreuung entwickelt. Finanziell ermöglicht wurden sie durch die Bürgerstiftung Neukirchen-Vluyn. „Wir haben im Vorfeld schon 1600 Gesichtsmasken für die vier Seniorenheime in der Stadt gespendet“, berichtet Heinz-Jürgen Wienicke, Geschäftsführer der Bürgerstiftung. Gleichzeitig habe man allen Heimen Unterstützung angeboten. Carpe Diem habe sich jedoch als einziges mit dem Projekt gemeldet. „Aber die anderen Heime können ja nachziehen“, ist Vorstandsvorsitzender Kurt Best guter Hoffnung.

Demenz gehört im Haus Carpe Diem zum Alltag

Dass es auch im Hause Carpe Diem viele Menschen mit Demenzproblemen gibt, macht die Arbeit für die Pflegekräfte nicht eben leichter. „Bis zu 75 Prozent unserer 85 Bewohner zeigen dementielle Veränderungen“, schildert Heimleiterin Beatrix Dahlhaus. Einen speziellen Bereich gebe es für Menschen mit schwerer Demenz. Kleine Gruppen mit bis zu 13 Bewohnern seien da eine Erleichterung. „Sie kochen und essen zusammen und tun vieles andere gemeinsam.“ Regelmäßig gebe es Fallbesprechungen mit den Angehörigen über Vorlieben und Abneigungen. „Dabei lernt man viel über die Bewohner. Beispielsweise zog sich ein Mann abends immer wieder an und schlief mit der Kleidung. Bis wir erfuhren, dass er das früher im Krieg immer so tun musste“, erzählt die Leiterin.

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Gerade die Pflegeassistenten seien gefordert, während der Arbeit mit den Bewohnern mal zehn Minuten lang „etwas stattfinden zu lassen“, meint Dahlhaus. „Manchmal sitzen sie längere Zeit einfach so da.“ Da helfe etwa die Sprichwörter-Box mit Ansagen des Pflegers wie: Lügen haben… Wer zuerst kommt… „Oder einfach mal mit dem Massageball den Rücken massieren. Wir bekommen so viel Dankbarkeit zurück“, berichtet Ulrike Dahms. Die hauptberuflichen, stark belasteten Pflegekräfte hätten dafür tatsächlich wenig Zeit. „Daher die Schulung der Assistenten.“

Gedächtnistraining tut auch den nicht dementen Bewohnern gut. Und viel Musik. Schlagertexte werden zum Gedächtnistraining. „In solchen Runden geschieht so viel; zusammen lachen, miteinander sprechen“, weiß Ulrike Dahms.