Moers. Die Stadt Moers will einen zweiten Blitzer anschaffen. Grund: Viele Bürger fordern - genervt von Rasern in ihren Vierteln - Verkehrskontrollen.

Die Stadt plant die Anschaffung eines zweiten „Blitzers“. Die Begründung ist bemerkenswert: Die Nachfrage aus der Bürgerschaft nach derartigen Verkehrskontrollen wächst beständig.

Tatsächlich habe sich das Klima in Bezug auf Radarmessgeräte spürbar verändert, berichtet Stadt-Sprecher Thorsten Schröder. Zwar gebe es bis heute die Unterstellung, die Stadt setze – wie andere Kommunen auch – die „Radarfalle“ vor allem ein, um Autofahrer zugunsten des Haushalts abzuzocken. Stärker sei jedoch mittlerweile die Einschätzung von Messgeräten als Mittel, die Lebensumstände im Wohnviertel zu verbessern.

Die Wünsche aus der Bürgerschaft nach einer Kontrolle würden in der Regel mit Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr und „Raserei“ begründet, berichtet Schröder: „Das geht über alle Stadtteile.“

Moerser bat beim Ordnungsamt um Kontrolle

Und die Bürgerinnen und Bürger zeigen sich meist hartnäckig. Rüdiger Kehl ist ein gutes Beispiel dafür. Der Asberger ärgert sich seit langem über den, wie er sagt, vielen Pkw-Verkehr in der Bonifatiusstraße. Der sei nicht nur laut, sondern auch gefährlich für die Kinder, die hier während des Berufsverkehrs zur Schule gehen. Nur wenige hielten sich an das vorgeschriebene Tempo 30.

Kehl bat deshalb nicht nur beim Ordnungsamt um eine Kontrolle, sondern schrieb gleich noch den Bürgermeister und die Ratsfraktionen an. Am 24. Juni rückte die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung an. Ergebnis: Zwischen 7.39 und 10.25 Uhr fuhren 404 Autos durch die Bonifatiusstraße, in der Tempo 30 gilt. 21 waren zu schnell, die höchste Geschwindigkeit lag bei 47 km/h.

Smiley blickt Schnellfahrer vom Display aus grimmig an

Damit liege die Zahl der Überschreitungen des Tempolimits in der Wohnstraße in Asberg etwas über den Durchschnitt, erklärt Schröder. Die Stadt plant jetzt eine so genannte Übersichtsmessung mit einem Seitenradar. Möglicherweise werde man anschließend noch für ein paar Tage das Display aufhängen, das dem Autofahrer das Tempo anzeigt, mit dem er unterwegs ist und ihn mit grimmigem Smiley anguckt, wenn er zu schnell ist.

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Allerdings, so Schröder: „Das kann wegen der hohen Nachfrage nach diesen Geräten noch ein paar Wochen dauern. Wir haben so viele Beschwerden, dass unsere Messgeräte ständig im Einsatz sind.“

Das Seitenradar sei ein reines Messgerät, bei dessen Einsatz keine Bußgelder fällig werden könnten. Abgesehen von der Ferienzeit und an Feiertagen steht es jede Woche an zwei Standorten, und zwar jeweils von Montag- bis Mittwochmorgen und von Mittwoch bis Freitagmorgen, gelegentlich auch übers Wochenende.

Gemessen wird die Zahl der Fahrzeuge, getrennt nach Pkw und Lkw, zudem wird eine Kennzahl ermittelt, ob die Stadt verkehrsberuhigende Maßnahmen – etwa Piktogramme auf der Fahrbahn – veranlasst. In Auftrag gegeben sind beispielsweise Fahrbahneinengungen und -verschwenkungen an der Moerser Straße und der Pattbergstraße.

Blitzer zeigen zumindest kurzfristig Wirkung

Allerdings ergeben 70 bis 80 Prozent der Messungen nach Angaben Thorsten Schröders ein „eher unauffälliges Bild“. Halten sich in einer Straße die meisten Fahrer ans Tempolimit und kommt es dort gleichzeitig zu einzelnen hohen Überschreitung, wird der Blitzer in Marsch gesetzt.

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Der zeige bei den Verkehrsteilnehmern zumindest kurzfristige Wirkung, berichtet Thorsten Schröder: „Das stellen wir fest, wenn wir einen Standort nach kurzer Zeit noch einmal belegen.“ Zum Schaden der Stadtkasse ist ein solches Gerät freilich auch nicht. 2019 flossen 337.000 Euro durch Blitzer-Knöllchen in den Moerser Haushalt.

Angeschafft werden soll ein teilstationärer Blitzer, bei dem die Kamera in einem Container steckt, der längere Zeit an einem Standort stehen, aber auch wieder umgesetzt werden kann. Allerdings müssen die Ratsfraktionen dem Vorhaben der Verwaltung erst noch zustimmen. Nach Einschätzung von Thorsten Schröder wird dieser zweite Blitzer erst im kommenden Jahr auf der Straße stehen.