Moers. Das Moers Festival ist nicht wegen Corona abgesagt worden und am Freitag gestartet. An der Festivalhalle ist alles anders als sonst zu Pfingsten.

Parkplätze? Jede Menge. Kein Stau. Keine Ordner. Kein von Weitem hörbares Getrommel. Rund um die Enni Eventhalle herrscht am Freitag vor Pfingsten schnöde Sachlichkeit. Da war doch was? Ja, es ist Moers Festival. Aber es ist anders. Keine Camper. Keine Buden. Musik schon, ja. Aber in einer Halle, in der neben der opulenten Technik ein paar Stühle großzügig verteilt wurden (für die Journalisten). Ansonsten ist sie gespenstisch leer. Das Publikum sitzt zu Hause. „Welcome in my kitchen“ postet jemand auf der Facebook-Seite des Moers Festivals, auf der die Konzerte live mitzuverfolgen sind.

„Den Hut ziehe ich!“

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In den ersten Stunden sind es immer so um die hundert, wird auf dem Arte-in-Concert-Stream angezeigt. Der aus alten

Sevkan Cetiner von der Firma EVI sorgt beim Moers Festival für Sauberkeit.
Sevkan Cetiner von der Firma EVI sorgt beim Moers Festival für Sauberkeit. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Moers-Mitschnitten eingespielte Applaus hält sich noch in Grenzen, denn der wird um so lauter, um so mehr Likes es auf der Seite gibt. Aber die Kommentare, die gepostet werden, sind freundlich bis begeistert. „Bin jetzt in Moers Heaven“, heißt es da. Und: „Den Hut ziehe ich! Das Moers Festival hat als Experiment begonnen, und der 20er Jahrgang ehrt diese Tradition auf bemerkenswerte Weise“, lobt die Journalistin Irmgard Bernrieder, die das Festival viele, viele Jahre begleitet hat. Jemand schreibt: „Ich raste im übrigen hier zu Hause aus: Wie unfassbar geil, dass ihr drangeblieben seid und uns das allen ermöglicht! I am SOOOOO happy!!!“

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Ja, so war dieses Jetzt-erst-recht-Festival 2020 wohl gemeint. Wenn ein Festival etwas anders machen darf und soll als alle anderen, die absagen, wenn es aus jeder neuen Mitteilung in dieser Corona-Zeit neu heraus improvisiert, dann ist es eben Moers.

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Obwohl: Auf Bewährtes muss man dennoch nicht verzichten. So ging auch gleich als zweite Band „The Dorf“ ins Eventhallen-Studio. Die Big Band um Jan Klare war schon mehrfach in Moers zu sehen und zu hören. „Ludwig von Beethoven, wie er wirklich gemeint war“, kündigt Jan Klare an. Das wohl bekannteste

Jacques Palminger und Maelle Giovanitti moderierten am Freitag in den Umbaupausen für den Live-Stream. Ausgerüstet mit dem notwendigen Schutz.
Jacques Palminger und Maelle Giovanitti moderierten am Freitag in den Umbaupausen für den Live-Stream. Ausgerüstet mit dem notwendigen Schutz. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

„ta-ta-ta-taaaa der klassischen Musik hat seine Band mal tüchtig auf links gedreht, mit noch mehr Wums versehen, als es sich der alte Meister wahrscheinlich überhaupt vorstellen konnte. Da war der Stream durchaus von Vorteil, der hat nämlich einen Knopf zum Leisestellen. In der leeren Halle gab es ordentlich Wind von vorn.

Selten gehört beim Moers Festival: Klassik

Wie man Beethoven gewohnt ist: Klassisch ging es mit dem österreichischen Auner Quartett und einem Teil des Landesjugendorchesters weiter, bevor Nine for Three auf den Plan trat und das gewohnte Moers-Hörerlebnis wieder in den Mittelpunkt rückte. Auch Wolfgang Mitterer, Herbert Pirker und Wolfgang Puschnig befassten sich mit dem Jubiläums-Komponisten. Aber wer das heraushören wollte, musste schon ziemlich ausgefuchst sein.

Großes Highlight am Freitag: Chilli Gonzales, mit einem Grammy ausgezeichneter Pianist und Entertainer.

>>> KONZERTE IM PARK

Das Moers Festival hat sich in den Jahren mit Tim Isfort als künstlerischem Leiter immer weiter in die Stadt gewagt. Gewünscht war, die Moerser in „ihr“ Festival mehr einzubeziehen. Und so werden die Straßen und die Parks auch in diesem Jahr nicht einfach dem normalen Leben überlassen. „Die Erlasslage in den

In Moers unterwegs – aber wegen Corona auf der Flucht vor zu vielen Zuschauern.
In Moers unterwegs – aber wegen Corona auf der Flucht vor zu vielen Zuschauern. © dpa | Roland Weihrauch

vergangenen 14 Tagen hat uns das ermöglicht. Insofern haben auch die Behörden kein Problem damit“, erklärt Claus Arndt, Geschäftsführer des Moers Festival. So wird in den kommenden Tagen das Pianomobil unterwegs sein und ein „Free Jazz Mobil“. Ebenso wird es kleine Ad-hoc-Konzerte mit kleiner Besetzung und „ohne Bühne und Technik in kleiner Besetzung“ im Schlosspark geben, wie der künstlerische Leiter des Festivals, Tim Isfort erklärt. „Eine kluge Lösung, die zum Moers Festival passt“, findet er. Es werden Ordner dabei sein, die darauf achten, dass die Sicherheitsabstände der spontanen Zuschauer eingehalten werden. „Aber die Mobile können ja auch einfach weiterfahren, wenn sie sehen, dass es zu viele Menschen werden“, versichert Isfort. „Es geht ja auch darum, ein Signal auszusenden für alle, die ohne Festivals keine einnahmen mehr haben.“ Im allerschlimmsten Fall, wenn die Regeln nicht eingehalten werden, müsse eben abgebrochen werden. „Aber soviel Eigenverantwortung traue ich den Leuten schon zu“, ist Isfort sicher.