Neukirchen-Vluyn. Jacqueline Huhndorf, Inhaberin des Direktvertriebs auf Bloemersheim, kann auf ihre Erntehelferinnen zählen. Deren Anreise war etwas aufwändiger.
Eigentlich ist Jacqueline Huhndorf Inhaberin und Geschäftsführerin des Direktvertriebs auf Gut Bloemersheim. In diesen Wochen ist sie aber weit mehr als das: Huhndorf muss die Anreise ihrer Pflückerinnen aus Osteuropa unter Corona organisieren – ein überaus aufwändiger Job.
Dabei ist der Auftakt noch relativ unkompliziert gewesen: Zwölf Helfer aus Polen sind bereits seit einigen Wochen auf Bloemersheim, „die sind gekommen, als die Grenzen noch geöffnet waren, sich deren Schließung aber schon andeutete“, berichtet Jacqueline Huhndorf.
Die Erdbeerernte hat begonnen
Die Männer seien zwar früher als sonst eingetroffen, aber sie habe nach dem Motto gehandelt: „Was du hast, das hast du schon mal.“ Zu tun gab es ohnehin genug. 4500 Apfelbäume waren zu pflanzen, es gab Arbeit in der Johannisbeeranlage und vor eineinhalb Wochen hat die Erdbeerernte begonnen: „Wir konnten alle gut beschäftigen“, sagt Huhndorf.
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Nun warten sie und Kollege, der Obstbauer Bernd Fruhen, mit dem zusammen sie 2019 die Obstplantagen von Gut Bloemersheim gepachtet hat, auf 25 Pflückerinnen aus Rumänien. Los ging es mit E-Mails des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, der die Flugzeuge chartert und den Arbeitskräftebedarf abfragt: „Da muss man ziemlich schnell sein, sonst ist das Flugzeug voll“, erklärt Jacqueline Huhndorf.
Die Neukirchen-Vluynerin war auf zack, trug „ihre“ 25 Namen in die Excel-Tabelle ein und telefonierte ebenso schnell mit einem Arbeitsvermittler in Rumänien. Der wiederum informierte die Helferinnen, die auf den Plantagen von Bloemersheim eingesetzt werden.
Die Erntehelferinnen mussten alle in das gleiche Flugzeug
Aber der Flug wurde immer wieder verschoben, berichtet Jacqueline Huhndorf, weil zuerst die Ausweisnummern nachgefordert wurden, was dann aber auch nicht reichte, weil nun auch die Heimatadressen angegeben werden mussten. Gleichzeitig muss der rumänische Vermittler sicherstellen, dass alle Erntehelferinnen gleichzeitig zu ihren jeweiligen Arbeitgebern in Deutschland kommen: „Die müssen alle im selben Flugzeug sitzen.“
So ist die Erlasslage. Zwei Busse sind nötig, um sie anschließend vom Flughafen in Düsseldorf abzuholen, denn zwischen zwei Fahrgästen muss immer eine Reihe frei bleiben – Coronaabstand!
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Immerhin können die Frauen auf Bloemersheim gut unter Quarantänebedingungen untergebracht werden. Zwei große Häuser stehen hier zur Verfügung. Insgesamt dürfen die Rumäninnen 90 Tage bleiben. Fast alle kennen sich bestens auf dem niederrheinischen Gut aus, weil sie seit Jahren zur Ernte dorthin kommen. „Das sind Stammkräfte, die brauchen wir auch“, erklärt Jacqueline Huhndorf. Dafür nehmen sie und ihr Geschäftspartner auch in Kauf, dass die Kosten für die Anreise drei- bis viermal so hoch sind wie üblich.
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Allein für die beiden Busse vom Düsseldorfer Flughafen nach Neukirchen-Vluyn schlagen mit 400 bis 500 Euro ins Kontor. Zudem ist der Mindestlohn gestiegen, rechnet zählt Jacqueline Huhndorf auf. Also wird das Obst teurer? Wahrscheinlich. Als sie vor fünf Jahren auf Gut Bloemersheim im Verkaufsladen angefangen hat, habe das Kilo Äpfel 1,80 Euro gekostet, „heute sind wir bei 2,60 Euro.“ Gleichwohl seien die Pflückerinnen aus Osteuropa „unverzichtbar“. Die Idee, dass heimische Arbeitskräfte den Job erledigen, scheint kaum praktikabel.
Jacqueline Huhndorf sagt, sie habe tatsächlich viele Anrufe von Interessenten erhalten. Gekommen seien am Ende nur zwei Frauen, die auf Bloemersheim „mal in verschiedene Bereiche reingeschnuppert haben“. Als es ans Erdbeerpflücken gegangen sei, habe die eine nach einem Tag drei Tage Rückenschmerzen gehabt, die andere habe die Arbeit als zu schwer befunden.
In der Spargelernte ist es schwierig
Schwierig ist die Lage für Norbert Klanten. Die 15 Stammkräfte aus Rumänien, die bei dem Kamp-Lintforter Spargelbauern im Einsatz sei sollten, hätten sich lange nicht entscheiden können, ob sie kommen oder nicht. Klanten: „Jetzt sind bis 7. Mai alle Flüge ausgebucht.“ Mit heimischen Arbeitskräften sei die Spargelernte aber nicht zu schaffen: „Ich hab’ zwei Studenten, die wirklich fleißig sind und gute Arbeit leisten, die sind zuverlässig und kommen an jedem Tag.“
Mit den Schülern laufe es leider nicht gut. Er habe sich entschieden, ein komplettes Spargelfeld unterzupflügen und damit ein Viertel weniger zu ernten, sagt Klanten, der seine Enttäuschung nicht verbergen kann. Den Rest schaffe er wohl mit vier, fünf eigenen Leuten. Damit sei genug Spargel für die Kunden seines Hofladens vorhanden: „Für alle anderen gibt’s dann eben nichts mehr.“