Moers/Kamp-Lintfort. Auch gegen einen Anstieg der Corona-Infektionen sei man gerüstet, sagen Krankenhäuser. Und überlegen, warum der Verlauf bislang so glimpflich war.
Die Krankenhäuser in Moers und Kamp-Lintfort bleiben angesichts der Lockerungen, die am Montag in Kraft getreten sind und in der kommenden Woche noch ausgeweitet werden sollen, gelassen. Selbst ein erneuter Anstieg der Corona-Infektionen würde die Kliniken nach eigener Aussage nicht an die Belastungsgrenzen bringen.
Allein schon durch die Anstrengungen in den vergangenen Wochen sei man gut aufgestellt und habe genügend Kapazitäten frei, um einen Anstieg auch von schwereren Covid-19-Fällen auffangen zu können, sagt zum Beispiel der Chefarzt der Lungenklinik im Krankenhaus Bethanien, Dr. Thomas Voshaar. Den Kliniken komme nun zugute, dass die Corona-Krise in Deutschland bislang einen vergleichsweise glimpflichen Verlauf nehme.
Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Corona-Infektionen zehnmal höher ist als durch die Tests bislang belegt wurde
Momentan gibt es in der Bundesrepublik rund 153.000 dokumentierte Fälle. „So wie wir im Moment testen, müssen wir aber davon ausgehen, dass mindestens zehnmal mehr Menschen in Deutschland erkrankt sind“, so Voshaar. Dies sei ein Anteil von knapp zwei Prozent. https://www.nrz.de/thema/coronavirus/faq-coronavirus-unsere-leser-fragen-experten-antworten-id228859721.html
„Und das ist immer noch nicht viel“, sagt der Chefarzt weiter, der vermutet, dass es neben der Kontaktsperre auch andere Gründe für den vergleichsweise moderaten Verlauf geben könnte. Zum Beispiel könne es sein, dass in Deutschland Virustypen grassierten, die mittlerweile weniger aggressiv seien. Auch sei möglich, dass viele Menschen in Deutschland bereits eine Teilimmunität aufgebaut hätten, die den Krankheitsverlauf abschwächten. Schließlich sei das Grippevirus „auch ein Corona-Virus“.
Im Bethanien sei bislang nur ein einziger Corona-Patient intubiert worden, um beatmet werden zu können, sagt Thomas Voshaar. Alle anderen Patienten habe man milder behandeln können. Im Zuge der Lockerungen werde es sicher wieder mehr Erkrankungen geben, so Voshaar, damit werde das Gesundheitssystem aber fertig.
Bislang sei die Entwicklung der Krankheit aber weniger schwierig als befürchtet
Das sieht auch der ärztliche Direktor des Krankenhauses St. Josef, Dr. Thomas Ziegenfuß, so. Auch im Falle von schwereren Krankheitsverläufen könne man die Zahl der intensivmedizinischen Versorgung noch „deutlich steigern“. Grundsätzlich mache die derzeitige Entwicklung Mut, allerdings macht man sich auch im St. Josef vorsichtshalber auf eine Zunahme an Covid-19-Erkrankungen gefasst.
Auch das Kamp-Lintforter St. Bernhard-Hospital wertet die derzeitige Situation als gut beherrschbar. „Wir sind sehr gut vorbereitet und die Mitarbeiter auf die Situation gut eingestellt und breit geschult. Insgesamt haben wir neben der Covid-Intensivstation eine Covid-Isolierstation und eine für die Verdachtsfälle eingerichtet“, sagt Krankenhaussprecher Jörg Verfürth.
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Generell sei die Entwicklung der Krankheit weniger schwierig als befürchtet, allerdings müsse man die nächsten Wochen abwarten. Dabei spiele auch eine Rolle, ob die Bevölkerung weiterhin die Hygieneregeln einhalte. Die Mundschutzpflicht ab Montag werten in dem Zusammenhang alle als sinnvoll.