Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Karl Martin Wagner, Musiklehrer aus Rumeln-Kaldenhausen, erteilt in Zeiten von Corona seine Gitarrenlektionen online. Rund 70 Schüler hat er.

Das mit dem Stimmen geht sonst schneller. Über Skype ist es aber doch ein bisschen problematisch. Normalerweise, wenn sein Schüler jetzt vor ihm säße, würde er dafür eine Stimm-App verwenden. „Manchmal müssen jetzt die Eltern meiner Schüler nachhelfen“, sagt Karl Martin Wagner. Dann gibt es Wirbel um den Wirbel, die Eltern der Lernwilligen korrigieren den Stimmhebel nach links und rechts, bis der Kammerton A endlich das Fundament für die Grundstimmung des Instruments hergibt.

Karl Martin Wagner unterrichtet Gitarre an der Rumelner Musikschule Rosenberger-Pügner und an diversen Grundschulen in Rumeln und Rheinhausen vor Ort. Auch er sitzt jetzt im Homeoffice und hält mit seinen Schülern über Skype Kontakt. Den Erinnerungsspruch zum Stimmen der einzelnen Saiten „Eine alte Dame geht Heringe essen“ hat er längst für seine Schüler in den moderneren, etwas Kürzeren umgewandelt: „Ein Anfänger der Gitarre habe Eifer.“ Diesen Fleiß haben die meisten seiner Schüler verinnerlicht und nehmen ihren Lehrer auch in Zeiten der Corona-Krise in Anspruch. Er könnte auch „air“-Gitarre spielen, im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Online-Projekt.

Auf dem Monitor des Rechners ist während des Unterrichtes dann der Gitarrenschüler zu sehen.
Auf dem Monitor des Rechners ist während des Unterrichtes dann der Gitarrenschüler zu sehen. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Sein Tagesplan ist strikt getaktet, schließlich hat er etwa 70 Schüler zu versorgen, die neue Techniken an dem Saiteninstrument lernen wollen. „Die Grundschüler unterrichte ich im normalen Leben immer morgens in Gruppen bis zu sieben Schülern a 45 Minuten in den jeweiligen Schulen. Das geht natürlich momentan nicht mehr, so dass für jeden einzelnen vielleicht nur noch 15 Minuten im Unterricht über Laptop übrig bleiben“, sagt der 41-Jährige.

Für die Kleinen also ab sechs Jahren bietet er normal den Gruppenunterricht in den Schulen an. „Spiedi“ heißt das Programm, kurz für „Spiel dein Instrument“. „Hier lernen die Kids erstmal Rhythmusgefühl und die Länge eines Tons zu halten und den richtigen Anschlag“, erklärt Karl Martin Wagner. Für sie sei Elementares wichtig: „Wir als Erwachsene können ja kaum mit zwei Händen unterschiedliche Dinge machen, die Kids müssen zuerst die unterschiedlichen Handlungen, Finger für den Anschlag mit der rechten Hand präparieren und mit links dann das Griffbrett belegen, lernen“, sagt der Gitarrenlehrer. Die „Gitarrenzauber“-Bücher dienen ihm als Hilfe.

Spaß mit fetzigem Blues

„Viele der Schüler haben Spaß an einem fetzigen Bluesschema“, sagt Wagner, der ein Studium der Medienwissenschaften absolviert hat. „Der Superstar“ heißt das Stück, das durch das Anschlagen der Saiten E und H gespielt werden kann. „So ein Blues ist wichtig für das Rhythmusgefühl der Kids“, weiß Wagner. „Um den Song voller zu machen, lege ich dann mit meinem Spiel die Solomelodie über den Rhythmus. Da merken die Schüler mal wie voll es klingen kann zu zweit.“ Später, so ab 14 Jahren, wollen viele E-Gitarre lernen. „Das finden sie dann cooler.“

„Manchmal kommt der Ton etwas zeitverzögert an, dann klingt es nicht synchron“

Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger WestenAbwechselnd entweder als Liedbegleiter oder Sologitarrist spielt er dann mit dem Schüler zusammen. Nur, online ist es manchmal schwierig. „Manchmal kommt der Ton des Schülers etwas zeitverzögert bei mir an, so dass wir dann nicht synchron klingen“, benennt Wagner die Nachteile des Online-Unterrichts. „Und bei manchen Schülern bricht auch schon mal das Internet während der Stunde zusammen, weil der Empfang so schwach ist.“ Bis in den frühen Abend hinein legt er seine Online-Stunden momentan. „Es gibt Tage, da bin ich erst um 20 Uhr fertig“, lächelt der Gitarrenlehrer.