Kamp-Lintfort. Pappelsee statt New York: Kamp-Lintforter erzählen von ihren ursprünglichen Plänen für das Wochenende und wie sie wegen Corona nun Ostern feiern.

Ein Osterwochenende an der Nordsee, das gemeinsame Osterfeuer mit den Nachbarn, das Frühstück mit der erweiterten Familie samt Eiersuchen am Sonntag … Das Coronavirus hat viele Pläne für das Osterwochenende durcheinandergebracht. Wir haben Menschen, die mit Kamp-Lintfort verbunden sind, gefragt, was sie ursprünglich an Ostern unternehmen wollten – und wie sie jetzt stattdessen die Feiertage verbringen:

Alexander Winzen, Schulleiter Georg-Forster-Gymnasium: „Wir wollten Anfang der Osterwoche nach Hamburg. Wir hatten Karten für die Elbphilharmonie. Die Matthäus-Passion hätte es sein sollen. Wir haben uns sehr darauf gefreut. Es wäre unser erster Besuch in dem Hamburger Konzerthaus gewesen. Das muss jetzt leider, leider noch warten. Auch der geplante Besuch bei einem Freund in Würzburg muss ausfallen. So bleiben wir zu Hause, unsere studierenden Kinder sind aber da. Wir sitzen viel im Garten und es ist Zeit zum Lesen.“

Imma Schmidt, Pressesprecherin der Landesgartenschau: „Ostern in Zeiten der Corona-Pandemie? Vermutlich hätte ich ohne dieses Virus zumindest einen Teil der Feiertage im Büro oder auf dem Gartenschaugelände zugebracht – in Vorbereitung der Eröffnungspressekonferenz und der Laga-Eröffnung. (Vielleicht werde ich das sogar machen und mich an dem großartigen Areal schon mal „vorfreuen“...)

Imma Schmidt.
Imma Schmidt. © NRZ | Nina Meise

Vor allem aber das familiäre Festprogramm, auf das ich mich so gefreut habe, die Ostereiersuche mit meinen vier zauberhaften Enkelkindern Mia (5), Henry (22 Monate) und Elias (ein gutes halbes Jahr alt) sowie Paul (1 Jahr und 3 Monate) muss sicher ausfallen, weil Großeltern geschützt werden. Vermutlich kommt mein Lebensgefährte aus dem Osnabrücker Land auch nicht, denn wir haben Laga-bedingt derzeit zwei Haushalte. Er ist Fachdienstleiter Ordnung und zählt damit quasi zur kritischen Infrastruktur im Heimatort.

Das hört sich traurig an, und das ist es auch – doch Ostern ist das Fest der Auferstehung und Erneuerung. „Hoffnungsfest“ hat Dietrich Bonhoeffer es genannt. Daran halte ich mich und lasse mich nicht entmutigen. Vielleicht fahre ich Rad in der Ostersonne. Allein, aber in wärmenden Gedanken an meine Lieben.“

Barbara Ziebuhr, Künstlerin: „Eigentlich wollte ich mit Mann und Sohn meinen runden Geburtstag in Ruhe in einem Hotel in Münster feiern. Diese nun völlig unerwartete und ungeplante Ruhe werde ich zu Ostern ganz besonders genießen, dankbar sein, dass ich in einem gut organisiertem Land wohnen darf und mich auf die christliche Hoffnungsbotschaft zu Ostern konzentrieren, die da heißt: Das Leben darf und wird weitergehen.“

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Frank Reinert, Fotograf und Musiker: „Eigentlich wäre ja jetzt meine Ausstellung im Museum Kloster Kamp gelaufen. Ich habe mich auf die Ausstellung der Landesgartenschau gefreut. Das fällt alles flach. ebenso wie der Kurzurlaub an der Nordsee. Den konnten wir problemlos stornieren, statt dessen geht es jetzt einmal um den Pappelsee. Genau im Augenblick wäre ich eigentlich in New York. Ich bin zwar froh, dass ich jetzt nicht da bin, aber schade ist es schon. Es wäre so etwas wie Sightseeing mit Familienanschluss bei einem Bekannten geworden.

Frank Reinert.
Frank Reinert. © NRZ | Bratkus-Fünderich

Wie auch immer: Es ist eine komische Zeit. Es ist so viel Stille um einen herum und eine gewisse Bedächtigkeit. Vielleicht fangen ja die Leute jetzt auch mal an anders zu denken – für die Zeit nach Corona. Wie viele Riesenbüros braucht man, wenn es auch mit Homeoffice geht? Leid tun mir vor allem die kleinen Läden, die von der Pandemie schwer getroffen sind, während Unternehmen wie Amazon profitieren.“

René Schneider (SPD-Landtagsabgeordneter): „Mit der SPD-Ostereiersuche im Stephanswäldchen beginnt im Normalfall mein Osterwochenende. Die Osternacht erlebte ich dann in der Josefkirche. Vom Dunkel ins Licht: Die Wandlung der Kirche während des Gottesdienstes wäre der Höhepunkt meiner Fastenzeit. Nach sieben Wochen ohne Alkohol und Süßigkeiten würde ich mir am Ostersonntag eine leckere Torte schmecken lassen. Ein Bierchen zum Abend hin und eine Feier im Kreise der Familie. Bei Stockbrot und im Feuerschein klänge auch dieses Osterfest am Montag aus – gäbe es nicht dieses Virus, das alles durcheinanderbringt.

Weil wir niemanden gefährden wollen, bleiben wir nun zu Hause. Keine Ostereiersuche und auch der Gottesdienst in der Osternacht wird ausfallen. Stattdessen hoffen meine Frau und ich auf gutes Wetter, um wenigstens mit unseren beiden Söhnen raus zu kommen. Auf kleiner Wanderung oder mit dem Fahrrad, aber auf jeden Fall mit Rucksackverpflegung. Und wer weiß: Vielleicht werden wir uns in einigen Jahren trotz allem gerne an dieses besondere Osterfest erinnern.“

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Andreas Iland, Prokurist der Laga-GmbH: „Weil wir mit Hochdruck gerade an der Fertigstellung der Gartenschau arbeiten, haben wir dieses Jahr in den Osterferien keinen Urlaub geplant, sondern die Arbeit hat gerade Vorrang. Nichtsdestotrotz hätten wir bei dem guten Wetter aber sicher noch spontan mindestens einen schönen Tagesausflug zu einem Ziel in der Region gemacht, wer weiß, vielleicht auch mit Übernachtung. Letztes Jahr haben wir Ostern eine sehr schöne Zeit in Berlin verbracht.

Andreas Iland.
Andreas Iland. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Dass jetzt natürlich auch ein österliches Kaffeetrinken und Klönen mit der gesamten Familie genauso wie ein entspanntes Essen bei unserem Lieblingsitaliener ausfallen muss ist sehr schade, aber dann ist das dieses Jahr eben mal so! Meine Schwester plant, ein Videotelefonat mit der gesamten Familie zu organisieren. Bin mal gespannt, wie das wird! Ich bin froh, dass wir einen Garten haben, wo wir uns aufhalten können und freue mich darauf, von zuhause aus ein paar schöne, ausgedehnte Spaziergänge mit unserer Sheltiehündin zu unternehmen.“

Stephanie Dormann, Pastoralreferentin in St. Josef: „Die Ostertage sind für mich die schönsten Feiertage des Jahres. Die Osternachtfeier: Ein einziger Gänsehautmoment! Wenn die Kerze vom Osterfeuer in die dunkle Kirche getragen wird und ihr Licht sich von Mensch zu Mensch verbreitet…

Dieses Jahr wird der Fernseher reichen müssen. Virtuell verbunden mit vielen Menschen, werde ich mit meiner Osterkerze von der Couch aus mit beten.

Der Familiengottesdienst am Ostermontag mit den Kommunionkindern gehört eigentlich auch zum festen Osterprogramm. Nun bleiben nur E-Mails und Youtube-Botschaften. Wirklich gut, dass es das alles gibt, aber es ist nicht Dasselbe. Denn die Gemeinschaft der Mitfeiernden fehlt – fehlt auch jetzt schon, nach einigen Wochen virtueller Sonntagsmessen.

Auch für das Osterfrühstück mit der Familie gilt Plan B: Es wird wohl per Videokonferenz stattfinden müssen. Vermutlich werde ich die Auferstehung mit ein bisschen Gartenarbeit feiern: Denn da bricht sich das Leben unbeirrbar und unverwüstlich – Hoffnung bringend – Bahn!“