Neukirchen-Vluyn. Bei Familie Pigulla in Neukirchen-Vluyn wird der Küchentisch zur Schulbank. Die Söhne machen Aufgaben zuhause. Fynn würde lieber woanders lernen.
Auf dem großen, weißen Esszimmertisch liegen Hefter, Buntstifte und Federmäppchen herum. Stefanie Pigulla ist eigentlich Tagesmutter, aktuell aber mit ihren Söhnen Julian (6) und Fynn (9) zuhause. Während ihr Mann aktuell noch im Baumarkt arbeitet, hat sie, wie sie sagt, „das Glück, die Kinder betreuen zu können“, und hilft ihnen bei den Aufgaben der Schule. „Die Kinder haben zwar beide ihren eigenen Schreibtisch, aber ich finde es schöner, mit dabei zu sitzen, also arbeiten wir hier.“
Dabei legt Pigulla viel Wert auf einen geregelten Tagesablauf. Die Kinder dürfen zwar etwas länger schlafen als sonst, stehen aber trotzdem um sieben oder halb acht auf, um gemeinsam zu frühstücken. „Ich möchte, dass sie ihre Routine beibehalten. Es sind halt keine Ferien, sondern Schule zuhause.“
Nach dem Frühstück setzen sich die Jungs an die Hausaufgaben. Am letzten Schultag kamen die Schüler der Gerhard-Tersteegen Schule mit einem gemischen Aufgabenhefter nach Hause. Für die erste Woche gab es verschiedene Rechenaufgaben, Wortübungen und das ABC für den Kleinen. Für die zweite Woche gibt es ein neues System und für Fynn die Möglichkeit, in den Schulbüchern weiterzuarbeiten.
Dafür wurde der „Schlauberger Wochenplan“ entwickelt. Hier wird den einzelnen Klassen gesagt, welche Aufgaben sie bis zum 3. April bearbeiten sollen. Das Blatt soll von den Eltern unterschrieben werden. Die Aufgaben für Julian muss die Familie bei der Klassenpflegschaftsvorsitzenden abholen, die die Aufgaben von der Klassenlehrerin erhält. Zusatzaufgaben gibt es noch von der Lehrerin direkt per Mail.
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„Ich würde mir eine einheitliche Regelung wünschen, am liebsten alle Aufgaben online, zum Ausdrucken und Bearbeiten. So ist es ein ziemliches Durcheinander und jede Klasse verfährt anders“, erklärt die Mutter. Die Aufgaben werden von ihr überprüft, aber für Rückfragen stehen die Klassenlehrer per E-Mail bereit.
Nach dem Mittagessen beginnt die nächste Herausforderung. Wie beschäftigt man zwei Grundschulkinder zuhause, wenn sie eigentlich gerne wie sonst mit ihren Freunden spielen würden? „Fynn versteht die Situation schon eher, er guckt auch Nachrichten und beschäftigt sich mit dem Virus. Aber Julian fragt ganz oft, wann wir rausgehen und ob er mit seinen Freunden spielen darf.“ Dann erklärt die Mutter anhand von Videos, dass das Virus böse sei, aber nicht sichtbar. „Mittlerweile fragt der Kleine oft: Ist der Corona schon da?“, erzählt die Mutter.
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Familie Pigulla hat einen Garten, in dem die Kinder spielen können. „Man merkt schon, wie sie unruhiger und lauter sind als sonst, seit sie zuhause bleiben müssen.“ Bis jetzt sieht Stefanie Pigulla das aber verständnisvoll und gelassen. Vorsorglich hat sich die Familie am ersten schulfreien Montag noch schnell ein Dartspiel gekauft, mit dem die Kinder nun üben können. „Ich habe gestern nicht einen Pfeil daneben geworfen“, erzählt der Drittklässler Fynn stolz. Glücklich mit der neuen Situation ist er trotzdem nicht: „Ich mag die Schule schon gerne und würde lieber wieder in den Unterricht gehen. Es ist blöd, sich nicht mit anderen treffen zu können.”
Jetzt wünscht sich die Familie, dass so viele Menschen wie möglich zuhause bleiben, die Krise überstehen und dann wieder alle gemeinsam den Alltag genießen können.