Moers. Julius und Simon Krivec aus Moers bieten ihren Mitarbeiterinnen eine Kinderbetreuung an. Die Initiative ist nicht nur gut für den Nachwuchs.
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Das haben sich auch die Apotheker Julius und Simon Krivec aus Moers gedacht und quasi über Nacht eine Betreuung für Kinder ihrer Mitarbeiterinnen organisiert. Darauf, dass die Kinder woanders betreut werden können, wollten beide nicht warten.
„Als die Schul- und Kita-Schließungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus am Freitag bekannt wurden, haben wir gleich gehandelt“, sagt Simon Krivec. Sein Bruder Julius ergänzt: „Wir mussten sicherstellen, dass unsere Mitarbeiterinnen weiterarbeiten können. Wir haben einen Versorgungsauftrag zu erfüllen.“ Die Betreuung der Kinder über Wochen durch Freunde und Bekannte zu organisieren: Das würde aus Sicht von Julius und Simon Krivec nicht lange funktionieren.
Über 100 Beschäftigte arbeiten in vier Apotheken in Moers für die Krivecs, etwa 25 von ihnen haben Kinder, die betreut werden müssen, weil Kita oder Schule geschlossen sind. Über das Wochenende wurden in Eigeninitiative Räume umgebaut und gestaltet. Seit Montag sind zehn Kinder in der Betreuung, weitere könnten folgen. „Wir sind keine Kita, es ist eine private Initiative, bei welcher die Mitarbeiter ihre Kinder mit zur Arbeit bringen können“, sagt Simon Krivec.
Die Brüder haben zurzeit vier Mitarbeiterinnen aus den Apotheken abgestellt, um die Kinder zu betreuen. Das Gehalt läuft selbstverständlich weiter. Kindgerechte Möbel, Bücher und Spielzeug bieten viele Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder. Mit Blick auf die behördlichen Maßnahmen und das Alter der Kinder ist ein Augenmerk darauf gelegt worden, dass Kleingruppen gebildet werden können.
Die Betreuung ist für die Aufrechterhaltung des Regelbetriebes dringend notwendig
„Die Betreuung ist zwingend notwendig, um in den Apotheken den Regelbetrieb aufrecht zu erhalten“, sagt Julius Krivec. Die Apotheken beliefern unter anderem 15 Seniorenheime am Niederrhein mit Medikamenten. Hinzu kommen die Lieferungen an die Moerser Krankenhäuser und die Bereitstellung von Medikamenten unter anderem für Krebskranke. Und: Die Kundschaft in den Apotheken selbst ist auch nicht gerade weniger geworden, seit das Coronavirus grassiert.
Es gibt also sehr viel zu tun für die heimischen Apotheken, und ein Ende ist überhaupt nicht abzusehen. Julius und Simon Krivec haben deshalb für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Urlaubssperre verhängt. Sie dauert bis zum 19. April, also über Ostern hinaus. Wie es dann weitergeht? „Wir hangeln uns derzeit von Tag zu Tag“, berichtet Simon Krivec.
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Übrigens: Die Adler Apotheke hat ab sofort für den Kundenverkehr nur bis 18.30 Uhr geöffnet, die Aeskulap Apotheke weiterhin bis 19 Uhr. Danach wird bis 20 Uhr weiter gearbeitet, um der enormen Nachfrage gerecht werden zu können.
Über die Kinderbetreuung freuen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Simon Krivec gibt aber auch zu bedenken: „Eigentlich müssten unsere Mitarbeiterinnen Anspruch auf eine Kinderbetreuung haben. Doch die momentane Regelung sieht vor, dass beide Partner in entsprechenden Funktionen arbeiten müssen. Das ist eher selten der Fall und wird der aktuellen Situation nicht gerecht.“