Moers/Kreis Wesel. Die Schutzkleidung in Praxen wird knapp. Hausärzte in Moers fordern ein Corona-Diagnosezentrum im Kreis. Vorbilder sind andere Städte und Kreise.
Die Zahl der Corona-Fälle im Kreis Wesel hat sich über das Wochenende mehr als verdreifacht. Von 26 Fällen am vergangenen Freitag stieg die Zahl der an Covid-19 erkrankten Menschen auf – Stand Montagmittag – 89 an. Derweil beklagen einige Hausärzte in Moers teils unhaltbare Zustände in ihren Praxen und fordern eine zentrale Anlaufstelle im Kreis nach den Vorbildern der Diagnosezentren, die unter anderem bereits in Krefeld, Mülheim oder im Kreis Mettmann eingerichtet worden sind.
Hausarzt Boris Kluth, der mit Bettina Dannenberg-Hogh und Christian Hogh eine Gemeinschaftspraxis in Moers mit weiterem Standort in Krefeld betreibt, fragt sich außerdem, was mit der Schutzkleidung passiert, die NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann nach eigener Aussage bestellt hat. In seiner Praxis sei noch nichts davon angekommen. Eine Untersuchung von Risikopatienten oder potenziell an Corona Erkrankten sei ohne Gefährdung der anderen Patienten, der Beschäftigten oder der eigenen Gesundheit nicht mehr möglich.
Verantwortung für Tests soll nicht allein bei den Arztpraxen liegen
Kluth fordert von Kreis und Kassenärztlicher Vereinigung (KV) Nordrhein eine engere Koordinierung der Patientenströme. Die Verantwortung der Tests dürfe nicht mehr allein auf den Schultern der Arztpraxen liegen, so Kluth, der dringend ein Diagnostikzentrum fordert, an das die Hausärzte mögliche Covid-19-Patienten überweisen. Dementsprechend wird bereits in Krefeld oder Mülheim an der Ruhr verfahren.
Diese Meinung teilt die KV Nordrhein ganz grundsätzlich. „Aus unserer Sicht bieten Diagnosezentren den Vorteil, dass Verdachtspatienten dort strukturiert und bedarfsgerecht behandelt werden können“, sagt KV-Sprecher Christopher Schneider auf NRZ-Anfrage. Dies hätte ebenfalls den Vorteil, dass Menschen in Verdachtsfällen nicht direkt reguläre Arztpraxen oder Klinikambulanzen aufsuchen müssten – insbesondere mit Blick auf die momentanen Lieferengpässe bei Schutzmaterialien, „die einen extrem effizienten Einsatz von entsprechender Schutzkleidung notwendig machen“, so Schneider weiter.
Lieferengpässe bei Schutzanzügen und Masken
Viele Praxisbetreiber seien derzeit nicht in der Lage, für sich und ihre Angestellten entsprechendes Material zu ordern, sagt die KV hinsichtlich der Lieferengpässe bei Schutzanzügen und Masken und begrüßt die jüngsten Verlautbarungen des NRW-Gesundheitsministeriums, zeitnah die Materialengpässe im Gesundheitswesen beheben zu wollen: „Die Niedergelassenen benötigen hier die Unterstützung des Landes beziehungsweise der Gesundheitsbehörden“.
Sobald die angekündigten Materialien in größeren Mengen vorliegen, bietet die KV ihre Hilfe bei der Verteilung an. „Wichtig wäre aus unserer Sicht, dass im Falle von Nachlieferungen von Schutzmaterial jederzeit auch der ambulante Bereich, sprich: die Praxen der niedergelassenen Haus- und Fachärzte entsprechend berücksichtigt werden.“
Diagnosezentrum soll Thema eines Krisengesprächs beim Kreis gewesen sein
Beim Diagnosezentrum allerdings macht die KV Nordrhein deutlich, dass die Initiative in diesem Fall vor allem vom Kreis Wesel ausgehen müsse: „Beim Aufbau und Betrieb zentraler Diagnose- und Behandlungszentren sehen wir primär die lokalen Gesundheitsämter nach dem Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in NRW und dem Infektionsschutzgesetz in der Pflicht.“ Beim Kreis war bis Redaktionsschluss noch keine Entscheidung darüber gefallen. Nach NRZ-Informationen spielte die Überlegung in den Krisengesprächen aber bereits eine Rolle. Ob es ein Diagnosezentrum für den Kreis gibt, werden demnach die kommenden Tage zeigen.