Moers. In Folge der Coronavirus-Epedemie mischt die Löwen-Apotheke in Moers Desinfektionsmittel selbst zusammen. Es gibt auch andere wirksame Mittel.
Wo sonst Flaschen mit Desinfektionsmittel stehen, herrscht in vielen Moerser Drogeriemärkten und Apotheken gähnende Leere. Jetzt dürfen Apotheker dank Ausnahmeregelung selbst für Nachschub sorgen.
„Apotheker haben solche Mittel seit Jahrhunderten hergestellt, das ist wirklich kein Hexenwerk“, sagt der Pressesprecher der Apotheken im Kreis Moers, Peter Vogt. „Ich halte die Hysterie für übertrieben und schädlich“, erklärt er weiter. Desinfektionsmittel seien in erster Linie für Pflegepersonal, für kranke Menschen und erst dann für die Allgemeinheit. Sein Ratschlag: „Händewaschen! Das wird total unterbewertet.“
In der Moerser Löwenapotheke wird jetzt selbst für Nachschub gesorgt. „Wir mischen generell viele Mittel selbst an“, erläutert Besitzerin Christina Heuer. Sie führt die Apotheke schon in fünfter Generation. „Meine Familie hat früher auch immer mal wieder Desinfektionsmittel angefertigt.“ Auf Grund der hohen Nachfrage kam es auch bei der Alkoholbestellung zu Lieferschwierigkeiten. Kaum ist die Lieferung da, geht es zur Zubereitung in die Kellerräume.
Direkt unter dem Verkaufsraum, wartet ein Labor auf Jana Kohlmann, Pharmazeutin im Praktikum, sowie die Pharmazeutische Fachangestellte Christiane Brackmann. Beide Frauen bedecken ihr Haar vorsorglich mit Haarnetzen.
Die erste braune Flasche wird geöffnet und der Geruch von Alkohol zieht durch das sterile, weiße Labor. Gut 20 Fläschchen stehen aufgereiht auf dem Tisch. Die 100 Milliliter-Flaschen gehen sonst als Reisegröße für Kosmetik über die Ladentheke. Christiane Brackmann mischt nach und nach 96% Ethanol, 3% Wasserstoffperoxid, Glycerol und Wasser in der von ihrer Kollegin diktierten Menge zusammen. Ethanol und Wasserstoffperoxid wirken gegen Viren und Bakterien und das Glycerol soll die Hände pflegen. Alles muss streng abgemessen und dokumentiert werden.
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Von den Regularien der Biozidverordnung halten beide grundsätzlich viel. „Wir folgen den Rezepturen der Weltgesundheitsorganisation und arbeiten mit den hochwertigsten Stoffen“, versichert Kohlmann. „Deswegen sind auch die Anleitungen für zu Hause mit Vorsicht zu genießen.“
Zwar hat die Apotheke noch einen Restbestand an industriell gefertigten Desinfektionsmitteln, aber von nun an gehen auch die hausgemachten für einen Preis von 8,30 Euro über den Tresen. „Ich persönlich würde es nach Kontakt mit großen Menschenmengen, ohne Zugang zu Wasser und Seife nutzen. Das aber auch generell gegen Grippe und Co.“, schließt Christiane Brackmann.
Ansonsten sei der beste Tipp: Händewaschen nicht vergessen!
>>> Info <<<
Desinfektionsmittel fielen seit 2012 unter die EU-Biozidverordnung und durfte seitdem nur unter Zulassung hergestellt werden.
Auf Grund der aktuellen Engpässe im Bereich der Desinfektionsmittel wurde eine Ausnahmeregelung für Apotheken erlassen.
Viele Apotheken produzieren nun im eigenen Labor und unter hohen Auflagen.
Wirksamstes Mittel sei trotzdem gründliches Händewaschen.