Am Niederrhein. Ab dem 1. April sollen Kamp-Lintforter, Rheinberger, Alpener und Rheurdter in die Notfallpraxis nach Moers. Die Bürgermeister wollen aufklären.

Die Bürgermeister von Kamp-Lintfort, Alpen, Rheinberg und Rheurdt schlagen Alarm: Wenn, wie geplant, zum 1. April der ärztliche Notdienst für die vier Städte in der Notfallpraxis am Moerser Krankenhaus Bethanien konzentriert werde, könne das System kollabieren, warnen die Bürgermeister. Deshalb gehen sie nun in die Offensive.

Mit einer Anzeigenkampagne und einer Podiumsveranstaltung am 3. März in der Kamp-Lintforter Stadthalle wollen die Bürgermeister gemeinsam mit dem Kamp-Lintforter St. Bernhard-Hospital die Bürger wachrütteln und zum Protest gegen die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung aufrufen: „Das ist ein Thema, das jeden angeht“, sagt Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt. „Die Konzentration der Notfallversorgung in Moers ist gerade für unsere älteren Bürger ein Albtraum.“ Zu befürchten seien unter anderem längere Wege und längere Wartezeiten: Die Moerser KV-Notfallpraxis würde dann rund 220.000 Menschen aus dem linksrheinischen Teil des Kreises Wesel versorgen müssen.

Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung?

Was Landscheidt besonders ärgert, ist das eilige Vorgehen der KV. Dass eine „berufsständische Vereinigung“ wie die KV entscheiden könne, ohne Kommunen oder Krankenhäuser einzubeziehen, kann er ebenfalls nicht nachvollziehen. Rheurdts Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen sieht darin einen Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung. Landscheidt verweist weiter auf die Reform der Notfallversorgung. Erst im Januar sei ein entsprechender Referentenentwurf in das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren eingebracht worden. Danach solle es künftig an bestimmten Krankenhäusern zentrale, jederzeit zugängliche Einrichtungen für Notfallpatienten geben, sogenannte Integrierte Notfallzentren. „Hier sehe ich das St. Bernhard-Krankenhaus in Kamp-Lintfort als zwingenden Standort. Warum wartet die KV nicht diese Entscheidung ab?“, fragt Landscheidt.

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Auch Josef Lübbers, Geschäftsführer des St. Bernhard-Krankenhauses, stellt in Frage, ob eine adäquate Versorgung für die Patienten gewährleistet ist, wenn in der Moerser Notfallpraxis ab dem 1. April mit dem doppelten Patientenaufkommen zu rechnen ist. Wie man dort damit umgehen will, wisse er im Detail nicht, so Lübbers. Bereits im Sommer 2015 habe das St. Bernhard-Krankenhaus gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten aus der Region den Wunsch geäußert, ein solches Integriertes Notfallzentrum am St. Bernhard-Krankenhaus zu installieren. „Die Strukturen stehen – wir können das nutzen.“ Diesen Antrag habe man der KV übermittelt. Zwei Jahre lang habe man keine „fundierte Rückmeldung“ bekommen, außer, dass dies nicht so gewollt sei.

Zur Podiumsdiskussion am kommenden Dienstag war auch ein Vertreter der KV geladen. Statt einer Zusage kam aus Düsseldorf die Einladung zu einem Gespräch bei der KV – ausgerechnet am Stichtag 1. April.

„Notfallversorgung in Kamp-Lintfort, Alpen. Rheinberg und Rheurdt – droht der Kollaps?“ Öffentliche Podiumsdiskussion am 3. März, ab 19 Uhr, in der Stadthalle Kamp-Lintfort.