Kamp-Lintfort. Schlechtes Wetter? Die Kamp-Lintforter tanzen im Regen, Kalli fährt Cabrio, Ka-Liber holt die Planschbecken raus und ansonsten gibt es Ponchos.
Die Verkleidung der Saison ist diesmal eindeutig: der Regenponcho. Egal, ob darunter das Funken-Kostüm samt gefiedertem Dreispitz oder das Teddyfell verschwand – Wetterfestigkeit war das Gebot der Stunde beim Rosenmontagszug in Kamp-Lintfort. Der hatte sich mit ein paar Minuten Verspätung auf den Weg gemacht.
Die Hoffnung auf ein Ende des Bindfadenregens hatte sich nicht erfüllt. Aber der Stimmung am Rand des
Weges tat das keinen Abbruch. Es hatte sogar noch einen charmanten Nebeneffekt: Regenschirme erfüllten ihren eigentlichen Zweck und wurden nur selten umgedreht als unhöflich-unersättliches Füllhorn für Kamelle und anderes Wurfmaterial missbraucht.
Laga-Maskottchen Kalli hatte es allen vorgemacht und deklarierte kurzerhand das nieselnasse Grau-in-grau zu bestem Cabriowetter und ließ sich im offenen Auto chauffieren. Kolping-Jeck Hans-Peter Peißer peilte durch die nieselbesprenkelte Brille: „Es gibt kein schlechtes Wetter...“
Zugleiter Werner Fugmann jedenfalls strahlte gegen die Regenwolken an: „Alles super und trotz des Wetters stehen noch mehr Menschen am Wegesrand als letztes Jahr“, vermutete er auf halber Strecke, die bis dahin ohne größere Zwischenfälle verlaufen war.
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Was das Insektensterben angeht, so muss man sich wenigstens im Karneval weniger Sorgen machen angesichts all der vielen fleißigen Bienchen und Marienkäfer auf Kamellesuche. Auch die Artenvielfalt ließ
bei Löwen, Leoparden, Bärchen, Entchen und anderem nicht immer eindeutig bestimmbaren Beplüschtem nicht zu wünschen übrig. Zwischendurch gab es allerdings auch „Einzelstücke“ zu sehen wie das lebendige „Durchfeierrezept“, das eine Kiste Bier als Erstverordnung versprach. Oder den jungen Mann im ballonseidenen, quietschpinken Jogginganzug – wo immer er das Relikt aus den geschmacklich nicht immer stilsicheren Achtzigern auch ausgegraben haben mag.
Etwas Warmes: Tütensuppe statt Chips
Aus 13 Wagen und 15 Fußgruppen – begleitet von drei schmissigen Kapellen – flog das Wurfmaterial durchaus reichlich und vielfältig. Neben den üblichen Bonbons erreichten Tulpen oder Rosen ihre Empfänger. Für Außenstehende erheiternd war der konsternierte Blick manches Teenagers, der vermeintlich ein Tütchen Chips ergattert hatte, das sich bei genauerem Hinsehen allerdings als deftige Knorr-Tütensuppe entpuppte. Auch Fußbälle, Kaffeekapseln und – für ganz glückliche wie Martin und sein Söhnchen Oskar – Kalli-Schlüsselanhänger.
Kinderprinz Max I. hatte sichtlich Spaß auf seinem Wagen, der unter dem Motto „Stolzer Blick zurück und volle Kraft nach vorn“ rollte. „Einfach blumig“ kam die Fußtruppe von den Bürgerschützen Saalhoff daher. Der Rheinberger Prinz Matthias „der Präsente“ macht seinem Namen alle Ehren und verteilte Präsente reichlich.
Entlang des Zugwegs trotzten zahlreiche Luftballons an Gartenzäunen Regen und Wind. Dahinter stieg so manche Privatparty. Die neidischsten Blicke allerdings galten bei diesem Rosenmontagszug denjenigen, die es sich in ihrem Fenster gemütlich machen konnten und von dort aus das bunte Treiben trockenen Hauptes verfolgen konnten. Obwohl: Kamelle fliegen tief.