Kamp-Lintfort. Warum scheitern gute Vorsätze oft schon nach kurzer Zeit? Business-Coach Melanie Kohl aus Kamp-Lintfort hat Tipps, wie es doch noch klappen kann.
Das neue Jahr ist da und mit ihm die Zeit der guten Vorsätze. Die in ach, so vielen Fällen schon nach vier Wochen gescheitert sind. Wir haben mit Melanie Kohl, jüngst als eine von 54 Top-Business-Coaches ausgezeichnet, darüber gesprochen, wie das vielleicht doch klappen kann mit dem Durchhalten.
Ihre wichtigste Botschaft ist: „Weniger ist mehr.“ Also nicht das ganze Leben auf einmal umkrempeln. „Am besten eine Sache raussuchen: Warum will ich das ändern? Will ich Stress reduzieren oder abnehmen? Will ich fitter die Treppen laufen oder wieder in ein Kleid Größe 38 passen? Will ich mehr Zeit für meine Familie oder mein Hobby?“, erklärt die Kamp-Lintforterin.
Eine Möglichkeit: Einen Vertrag mit sich schließen
Und dann sei es wichtig, einen Vertrag mit sich selbst zu schließen, in dem das Ziel eindeutig formuliert sei, am besten sogar messbar, und realistisch formuliert. Idealerweise sollte man aus ihrer Sicht auch nicht gleich auf die lange Strecke gehen. 30 Tage empfiehlt der Coach als erste Vertragsdauer, soviel sei nötig, aber reiche auch erstmal, um neue Gewohnheiten ins „Gehirn zu fräsen“, bis ein neuer „Trampelpfad“ entstanden ist. Und: „Lieber erst mal nur drei Kilo abnehmen wollen, statt zehn.“ Dann seien Anker im Alltag wichtig, um dran zu bleiben. Wer abnehmen will: „Suchen sie ein altes Foto raus, auf dem sie sich gefallen und stellen sie es gut sichtbar auf.“
Wer Stress mindern will: „Tragen sie sich regelmäßige Pausen in den Terminkalender ein.“ Das sind die Tipps der Expertin, die oft mit gestressten Managern arbeitet. Hilfreich seien auch Achtsamkeitsübungen. „Ja, das ist im Moment ein Megatrend. Die Gegenbewegung zur schnelllebigen Welt. Ich sage immer: Wir sind überall vernetzt. Nur nicht mit uns selbst.“ Dabei brauche es Stillephasen, um wahrzunehmen, was man gerade brauche. Wer das in den Alltag einbaut, ist produktiver und kreativer, verspricht Melanie Kohl. Die besten Ideen entstünden nun mal nicht unter Stress.
Was beim Durchhalten immer förderlich ist: „Suchen sie sich einen Buddy, der sie bei dem Vorhaben begleitet. Erzählen sie vielen Menschen von ihren Plänen. Gründen sie Whatsapp-Gruppen mit Gleichgesinnten“ Wer sich mit anderen zum Sport verabrede, halte eher durch, als jemand, der alleine gegen den inneren Schweinehund loslaufe. Hilfreich dagegen sei es, jeden Morgen an zehn Dinge zu denken, die positiv sind. Das hebt die Stimmung, was wiederum gut fürs Durchhalten sei. „Die Überlebensmaschine Gehirn speichert eher alles ab, was Mist ist und nicht, was mich glücklich macht“, behaupt Coach Kohl.
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Deshalb darf man sich auch zwischendurch belohnen, findet die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin, mit einem Wellnesstag oder einem guten Buch, je nachdem, was einem lieber ist. Aber: Zwischendurch aussetzen sei kein guter Rat. „Lieber, wenn es nicht anders geht, nur eine Mini-Einheit durchziehen.“
Und wenn dann doch das Kind in den Brunnen gefallen ist und der gute Vorsatz futsch? „Einfach wieder anfangen“, rät Melanie Kohl. „Nicht so hart mit sich ins Gericht gehen. Dass manches nicht auf Anhieb klappt, ist menschlich. Also nur Mut: Morgen fange ich wieder von vorne an.“
Was macht eigentlich ein Business-Coach?
Was macht eigentlich ein Business-Coach? Melanie Kohl beschreibt es so: „Coach kommt von Kutsche. Ich bin so etwas wie ein Taxifahrer. Der Klient kennt sein Ziel und ich kenne den Weg.“
Ein Coach begleitet nur eine begrenzte Zeit. Drei bis fünf Sitzungen plane sie ein. „Die Arbeit ist ziel- und lösungsorientiert. Vergangenheit wird nicht aufgearbeitet.“ Melanie Kohl betont: „Ich arbeite mit gesunden Menschen. Jemand mit diagnostizierter Depression ist bei mir nicht richtig.“ Ihre Klientel bewege sich im hauptsächlich im Alter zwischen Ende 30 und Anfang 50. Viele seien durch den aktuellen Job gefrustet.
„Entweder sie überlegen, ob sie Lebenszeit gegen den Gehaltsscheck tauschen. Manche haben durch ihren Körper die rote Karte gezeigt bekommen.“ Andere wiederum wollen Redeangst oder andere Blockaden bekämpfen. Leute kurz vor dem Burnout – da müsse sie immer genau abwägen, ob sie da die richtige sei. Ihre Erfahrung: „Gerade Frauen sind perfektionistisch. Sie haben Angst, Fehler zu machen und glauben, sie müssten immer mehr tun als erwartet.“
Gesundheitsmanagement ist wichtig
Auch das ein klassisches Einsatzgebiet des Business Coach: Mit Führungskräften an deren Vorbildfunktion arbeiten und daran, wie mit flexiblen Arbeitszeiten oder Gesundheitsmanagement gute Rahmenbedingungen in einem Unternehmen herrschen.
Generell sei ein Coach jemand mit einem „Methodenkoffer“. Sie helfe bei der Suche nach Hierarchien, danach, was dem Gegenüber wirklich wichtig ist. „Viele funktionieren nur noch, wissen jedoch nicht, was sie stattdessen wollen. Aber das ist wie Segeln ohne Kompass“, erklärt sie griffig.
Auszeichnung für Melanie Kohl von Xing
Dass Melanie Kohl einen guten Kompass an die Hand geben kann, bestätigte ihr jüngst Xing. Sie gehört zu den 54 Top-Business-Coaches in Deutschland. Dazu habe sie ihre Arbeit wissenschaftlich evaluieren lassen. „Der Auswahlprozess wurde wissenschaftlich betreut von Professorin Eva Jonas und ihrem Team von der Abteilung Sozialpsychologie der Universität Salzburg und Professor Siegfried Greif vom Institut für wirtschaftspsychologische Forschung und Beratung, Osnabrück“, erläutert Melanie Kohl.
Soeben ist das neue Buch von Melanie Kohl erschienen: „Power auf Dauer“. Daraus liest sie am 16. Januar, 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek Kamp-Lintfort. Karten kosten 10 Euro und sind erhältlich in der Barbara-Buchhandlung, die den Abend auch organisiert.