Neukirchen-Vluyn. Der Kommunikationswissenschaftler Gerhard Vowe spricht beim Neukirchener Erziehungsverein über Chancen der Digitalisierung – und derne Risiken.

1845 – als in diesem Jahr der Neukirchener Erziehungsverein gegründet wurde, spielten Online-Medien und Online-Kommunikation keine Rolle. Das ist heute anders. Die Digitalisierung erhielt in den letzten Jahren immer mehr Einzug in die Arbeit des Erziehungsvereins aber auch in die der Politik. Und so stand der Neujahrsempfang des Vereins, der traditionell zu Beginn eines neuen Kirchenjahres immer vor dem ersten Advent stattfindet, am Samstag ganz im Zeichen des digitalen Wandels.

Siegmund Ehrmann, Präses des Neukirchener Erziehungsvereins, gab einen Ausblick auf das Jubiläumsjahr.
Siegmund Ehrmann, Präses des Neukirchener Erziehungsvereins, gab einen Ausblick auf das Jubiläumsjahr. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

„Die Digitalisierung ändert, wie wir arbeiten, spielen oder miteinander umgehen. Auch im Erziehungsverein haben wir uns diesem Prozess gestellt“, erklärte Siegmund Ehrmann, Präses des Erziehungsvereins.

Struktureller Wandel der Öffentlichkeit

Im Mittelpunkt des Neujahresempfang stand daher der Vortrag von Gerhard Vowe, Professor für Kommunikation und Medienwirtschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. „Digitalisierung und die Zukunft der Diakonie: Wie verändern sich politische Kommunikation und Politik in der Online-Welt?“, lautete der Titel seines Vortrages. Vowe warf dabei einen wissenschaftlichen Blick auf die modernen Medien. Online-Kommunikation sei dabei so anders, dass man von einem strukturellen Wandel der Öffentlichkeit sprechen könne, so der Professor. Die analoge politische Kommunikation werde zunehmend durch digitale Kompetenzen ergänzt. „Die Digitalisierung lässt das Handlungsspektrum an Möglichkeiten fast explodieren“, erklärte Vowe.

Doch es gebe auch Risiken: In der Online-Kommunikation könne jeder zum Sprecher werden. Diese Pluralisierung der Akteure zeige sich auch in der Kommunikation der Kirche, die sowieso komplexe Organisationsstrukturen habe. „Die Kirchen müssen sich den Platz mit vielen anderen Organisationen teilen, wenn sie neue Mitglieder werben wollen“, sagte Vowe. „Die Konkurrenz ist schärfer geworden. Das Internet bietet dafür für jedermann heute genügend Anschauungsmaterial, um sich zu informieren.“

Der Neujahrsempfang bot natürlich auch die Möglichkeit, auf das Jahr zurückzublicken. Das tat Bürgermeister Harald Lenßen. Er lobte den Einsatz des Erziehungsvereins in Sachen Nachhaltigkeit. „Der Erziehungsverein hat Verantwortung übernommen und Initiative gezeigt“, betonte er. Lenßen zielte auf den regelmäßig stattfindenden Markt der Möglichkeiten im Dorf Neukirchen ab, bei dem der Erziehungsverein kreative Ideen einbringe, oder die erfolgreiche Teilnahme des Teams Pelikan beim Stadtradeln. „Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein hat kräftig die Werbetrommel gerührt. In der Stadtradel-Teamwertung hatten sie den zweiten Platz belegt“, erinnerte der Bürgermeister.

Siegmund Ehrmann gab auch schon einen Ausblick auf 2020 – ein besonderes Jahr, wie er sagt. Dann feiert der Erziehungsverein 175-jähriges Bestehen. „Ich kann schon verraten, dass ganz exponierte Veranstaltungen geplant sind“, kündigte der Präses des Erziehungsvereins an.