Moers. Beim Informationsabend in Moers trägt der ehemalige Pfarrer Achim Klaschka wesentlich zur Aufklärung bei. Er weiß auch, was 1988 geschehen ist.

Im Fall des wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraften Aushilfspfarrers, der von 1986 bis 1988 in der katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius in Moers-Asberg tätig war, kommt mutmaßlich mindestens ein Opfer aus der Gemeinde. Das teilte der ehemalige Pfarrer der Gemeinde, Achim Klaschka, am Montagabend auf dem Informationsabend im Pfarrheim mit.

Der ehemalige Pfarrer Achim Klaschka (r.) im Gespräch mit Moderator André Fritz.
Der ehemalige Pfarrer Achim Klaschka (r.) im Gespräch mit Moderator André Fritz. © Unbekannt | Matthias Alfringhaus

Klaschka sagte vor rund 50 Gästen, dass er 1988 um ein Gespräch gebeten worden sei, in dem es um den Missbrauch eines Jugendlichen durch den Aushilfspfarrer gehen sollte. Das Gespräch sei aber nicht zustande gekommen, weil der Junge zum Termin nicht erschienen sei. Danach hat Klaschka die Hinweise noch zweimal in der Dechantenkonferenz angesprochen, es sei jedoch von dort keine Reaktion gekommen.

Der Aushilfspfarrer ist nach Klaschkas Darstellung Mitte 1988 in Duisburg wegen Missbrauchs eines 14-Jährigen verhaftet worden. Klaschka selbst hat davon eine Woche vor seinem Dienstantritt am 3. Juli 1988 erfahren. Nach Mitteilung des Bistums Münster ist der Aushilfspfarrer 1972 wegen „fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen“ zu einer Haftstrafe und 1988 wegen sexueller Handlungen an Minderjährigen auf Bewährung verurteilt worden.

Der Fall des beliebten Aushilfspfarrers hat laut Klaschka die Gemeinde damals gespalten: „Für mich ging es auch um die Frage, wie Versöhnung in der Gemeinde stattfinden kann.“ Auf Nachfrage aus dem Publikum sagte Klaschka, der Aushilfspfarrer habe in der Folge eine Psychoanalyse gemacht.

Zum Informationsabend waren Weihbischof Rolf Lohmann und der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, gekommen, André Fritz, Chefredakteur von Radio K.W., moderierte. Dechant Herbert Werth berichtete über die aktuelle Situation der Gemeinde: „Viele sind entsetzt, dass sie die Vorgeschichte nicht kannten.“

Nach Aussage von Peter Frings ist der Fall des Aushilfspfarrers jetzt durch einen Brief einer nicht betroffenen Person an Bischof Felix Genn bekannt geworden. Auf Grund entsprechender Fragen in diesem Brief sei man den Vorwürfen nachgegangen. Frings: „Das ist der dritte Fall, wo einschlägige Haftstrafen in den Akten standen.“ Auch dieser Fall gehe an die unabhängig arbeitende Historiker-Kommission. An die Staatsanwaltschaft würden Fälle aber nur dann gehen, wenn die Opfer dem zustimmten.

Weihbischof Rolf Lohmann richtete den Blick auch auf die Opfer: „Das ist ein Riesenproblem, was diese Menschen mit sich herumtragen müssen. Es ist unfassbar, dass es so laufen konnte.“ Ria Jansenberger, Präventionskraft im Bistum: „Es geht hier um schwer wiegende fachliche Fehleinschätzungen. Wer mit Betroffenen arbeitet, weiß, wie groß das Leid ist.“

Ein Mann berichtete beim Informationsabend, in den 1980er Jahren von einem Weseler Pfarrer missbraucht worden zu sein. Die Kirche habe den Fall bis heute vertuscht. Für ihn sei es ein „Signal, wenn Felix Genn den Bischofstuhl freimache“.