Kamp-Lintfort. Am Wochenende haben ehrenamtliche Weinberg-Pfleger in Kamp-Lintfort gezeigt, was beim Rebschnitt zu beachten ist. Dabei gab’s wichtige Infos.

Festes Schuhwerk und eine funktionierende Schere – diese beiden Dinge standen am Samstagvormittag ganz oben auf der Ausrüstungsliste. Die 40 Teilnehmer hatten an alles gedacht, als sie sich am Kloster Kamp trafen. Über einen begrünten Weg ging es zur Ostseite des Kloster Kamps. Hier erwartete Karl van de Kamp die Teilnehmer zum Rebschnitt-Seminar. Das Konzept: Kostenfrei zeigen die sechs ehrenamtlichen Weinberg-Pfleger praktische Tipps.

Neben der Theorie gibt es praktische Übungen mit Unterstützung des Ehrenamtlichen-Teams.
Neben der Theorie gibt es praktische Übungen mit Unterstützung des Ehrenamtlichen-Teams. © FFS | Oleksandr Voskresenskyi

In den 24 Rebreihen gab es viel zu tun. Anfang November hatte das Team 620 Krokusse, 300 Tulpen gegen unerwünschte Wühlmäuse und 100 Narzissen gepflanzt. Zur Landesgartenschau 2020 soll alles blühen. „2100 Quadratmeter Weinreben haben wir hier“, sagte Karl van de Kamp mit Blick auf den Hang.

Was wie eine Mini-Mosellandschaft erscheint, steckt voller Liebe: Rund 750 Stunden hat das ehrenamtliche Team diesjährig am Weinberg verbracht.

Im Januar werden die Rebstöcke geschnitten und gebunden. Im Frühjahr wird gegrubbert: Der Boden wird gelockert, damit das Unkraut dem Wein nicht die Nährstoffe entzieht. Im Juni wird schädlicher Mehltau entfernt. Im September und frühen Oktober ist die Lese.

„Insgesamt pflegen wir 370 Rebstöcke“, erzählte der 78-jährige van de Kamp. Die Reben können bis zu sieben Meter hoch wachsen.

Weinreben.
Weinreben. © FFS | Voskresenskyi

Pro Stock kann schon mal ein Kilogramm Trauben zusammenkommen. Daraus hat van de Kamp im vergangenen Jahr 15 Liter roten und 15 Liter weißen Rebensaft gewonnen.

Aus seiner 35-jährigen Tätigkeit als Winzer in Nierstein bei Mainz weiß van de Kamp, wie’s geht. Der Wein hat auf Kamp eine lange Geschichte: Bis 1794 gab es einen Weinberg, den die Zisterziensermönche um 1400 anlegten. 2013 befreiten Jugendliche den Weinberg in einer dreitägigen Bagger-Aktion von Unkraut.

Auch am Samstag wurde dem Unkraut der Kampf angesagt. „Hoch abschneiden“, riet van de Kamp. Der Grund: „Wenn man von der Astspitze fortlaufend drei Zentimeter nach unten schneidet, kann man sehen, ab wann Leben im Ast steckt.“ Die trockenen Stellen konnten ab, weil sie keine Früchte mehr tragen. Der Moerser Hans Schrapers hat seine Gartenschere mitgebracht: „Zuhause habe ich Reben und mir Traubensäckchen geholt, damit die Trauben erhalten bleiben“, sagte der 81-Jährige.

Die 58-jährige Neukirchen-Vluynerin Bärbel Ries wünschte sich „Traubenfreie Reben als Schattenspender“. Im Rebschnitt-Seminar lernte sie, wo sie die Rebe abschneidet. Und: „Ich kenne jetzt den Unterschied zwischen Tafeltrauben und Weintrauben.“ Weintrauben werden zur Weingewinnung benutzt, während Tafeltrauben essbare Speisetrauben sind. Nach so vielen Infos und Handkniffen gab es für alle warmen Glühwein und Plätzchen vom ehrenamtlichen Team.