Moers. Wegen einer Baustelle kann man seit Monaten nicht vom Jostenhof in Moers zur Hülsdonker Straße fahren – für die Geschäfte dort ein Problem.

Eine Baustelle macht den Geschäftsleuten in Hülsdonk zu schaffen. Weil die Zufahrt vom Jostenhof zur Hülsdonker Straße wegen der Kanalerneuerung versperrt ist, leiden sie seit Monaten unter Kunden-Schwund und Einbußen.

Christoph Santer (links) und Abbas Sevi macht die Baustelle zu schaffen.
Christoph Santer (links) und Abbas Sevi macht die Baustelle zu schaffen. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Im August hat Enni Stadt & Service damit begonnen, den Kanal am Jostenhof zu erneuern. Zwischen Porsche-Zentrum und Hülsdonker Straße ist die Fahrbahn sehr eng, weshalb das 50 Meter lange Stück derzeit nur Richtung Feuerwehr befahrbar ist. Umgekehrt geht’s nicht, die Baustelle wirkt damit wie ein Riegel vor der Hülsdonker Straße.

Das hat Folgen. „Die Pendler, die aus Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort über Jostenhof und Hülsdonker Straße in die Stadt fahren und sich bei uns belegte Brötchen holen, bleiben weg“, sagt Christoph Santer, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei. Dasselbe gelte für die vielen Menschen, die in dem Gewerbegebiet am Schürmannshütt arbeiten und bei Santer Mittagessen holen.

„Kaum noch Kunden“, ärgert sich auch Abbas Sevi, der mit seiner Frau Gönül seit acht Jahren den Antalya-Grill betreibt. Goran Markovic, Pächter der Markant-Tankstelle nebenan, spricht von Umsatzeinbußen in Höhe von 20 bis 30 Prozent. Anfangs seien es sogar 50 Prozent gewesen: „Da war ich zwei Monate in den Miesen, die Markant-Gesellschaft hat mir 10.000 Euro zugeschossen.“ Solche Rückendeckung hat Bruno Bublitz nicht. „Schlagartig“ mit dem Start der Baustelle sei das Geschäft in seinem Lotto-Laden an der Kranichstraße eingebrochen, erzählt er. „75 Euro in der Lotto-Tageskasse, das habe ich sonst in zwei Stunden!“ Weniger Kunden und weniger Umsatz registrieren auch Biobäcker Schomaker und Multi-Casa-Wirt Rashan Int-Veen.

Hier geht’s nur in einer Richtung weiter.
Hier geht’s nur in einer Richtung weiter. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Die Geschäftsleute fordern in einer Petition eine höher Priorität für ihren Bereich

Doch was ist mit der Alternative, das Gewerbegebiet bei Ford Lauff zu verlassen und über die Repelener zur Hülsdonker Straße zu kommen. „Das dauert zu lang, vor allem zu den Stoßzeiten, unsere Kunden haben doch nur eine halbe Stunde Mittagspause“, wendet Abbas Sevi ein. In der Tat. Im ungünstigsten Fall – nämlich vom Porsche-Zentrum aus zum Antalya-Grill – ist der Weg wegen der Sperrung des Jostenhofes statt 100 Meter 2,9 Kilometer lang.

Sevi hat die von Christoph Santer initiierte Petition wie fünf weitere Geschäftsinhaber an der Hülsdonker Straße und die Fleischereigenossenschaft im Gewerbegebiet unterschrieben. Die Forderung: Die Baustelle, die den Jostenhof im vorderen Teil einspurig macht, muss mit Priorität bearbeitet werden, bevor es anderswo weitergeht. Möglichst noch in diesem Jahr soll die Straße wieder in beiden Richtungen befahr sein.

Ein Abschluss der Arbeiten ist laut Enni aber erst im ersten Quartal 2020 zu erwarten

Den Wunsch wird Enni wohl kaum erfüllen können. Im ersten Quartal 2020 werde man die Arbeiten zu Ende bringen, bedauert der stellvertretende Enni-Vorstand Kai Steinbrich und fügt hinzu: „Wenn das Wetter mitspielt.“ Steinbrich bestätigt, dass sich eine Weile an der Baustelle im vorderen Bereich nichts bewegt hat. Der Grund: Um ein Rohr unter den Gleisen durchpressen zu können, musste der Boden auf Kampfmittel untersucht werden. Die sonst übliche Methode habe aber keine aussagekräftigen Ergebnisse gebracht, so Steinbrich.

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Auf die Firma, die eine – letztlich erfolgreiche – Untersuchungsmethode beherrscht, habe man vier Wochen warten müssen: „Es gibt nur eine Handvoll Firmen in Deutschland, die das können, und die sind beim derzeitigen Bauboom alle lange ausgebucht.“ Den erzwungenen Stillstand habe man genutzt, um im nächsten Bauabschnitt vorwärtszukommen und bei der Kanalerneuerung am Jostenhof insgesamt nicht in Verzug zu geraten. Seit einigen Tagen allerdings wird im vorderen Teil wieder gearbeitet. Das Verlegen der Gasleitungen in der Straße Schürmannshütt werde man im Übrigen bis Ende des Jahres abgeschlossen haben, kündigt Steinbrich an.