Kamp-Lintfort. Die Stadt lobt die Reaktion des Jugendamtes im Fall des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Die Staatsanwaltschaft steht dagegen in der Kritik.

Das Jugendamt der Stadt hat in dem Missbrauchsfall, in dem ein aus Kamp-Lintfort stammender Zeitsoldat sich an drei Kleinkindern vergangen haben soll, in allen Punkten richtig und effektiv gehandelt. Dies sagt der zuständige städtische Beigeordnete Christoph Müllmann.

Müllmann erklärte auf Anfrage, das Vorgehen des Jugendamtes sei intern umfangreich dokumentiert: „Danach kann ich sicher sagen, dass wir unsere Hausaufgaben zu jedem Zeitpunkt gemacht haben.“ Als der Verdacht eines Missbrauchs durch eine Tagesmutter an die Behörde herangetragen worden sei, sei diese sofort tätig geworden und habe veranlasst, dass jeder Kontakt des Mannes zu seiner Tochter (3 Jahre), seinem Stiefsohn (5) und seiner Nichte (3) unterbunden worden sei. Zudem habe das Amt die Anrufung des Familiengerichtes für erforderlich gehalten und dort ein Verfahren beantragt: „Das läuft jetzt.“

Christoph Müllmann
Christoph Müllmann © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Christoph Müllmann wollte sich dazu nicht detaillierter äußern und machte dafür den Datenschutz geltend. Insgesamt schreibe der Paragraf 8a des Kinder- und Jugendschutzgesetzes das Vorgehen der Jugendämter bei einer Kindeswohlgefährdung vor. Zur teilweise massiven Kritik an der zuständigen Staatsanwaltschaft Kleve wollte sich Müllmann nicht äußern: „Ich kommentiere die Arbeit der Staatsanwaltschaft nicht“, sagte der Beigeordnete der NRZ.

Auch interessant

Hintergrund: Der Beschuldigte hatte sich, wie berichtet, nach der Anzeige im Juni geständig und therapiebereit gezeigt, und er akzeptierte das Kontaktverbot zu den Kindern. Der Staatsanwalt sah deshalb keine Flucht- oder Wiederholungsgefahr. Er ermittelte zwar weiter, sah aber von einem Untersuchungshaftbefehl ab.

Die Verdachtslage änderte sich schlagartig im Oktober, als durch Ermittlungen in Bergisch-Gladbach bekannt wurde, dass der Kamp-Lintforter Kontakt zu einem Ring hatte, der kinderpornografische Aufnahmen angefertigt und getauscht haben soll. Darüber hinaus soll er mit einem Komplizen des Rings über ein Treffen gesprochen haben, bei dem seine drei Jahre alte Nichte missbraucht werden sollte. Am 24. Oktober kam der Mann deshalb in Untersuchungshaft. Anders als im Juni schweigt der 26-Jährige zu den Vorwürfen.

Oberstaatsanwalt  Günter Neifer.
Oberstaatsanwalt Günter Neifer. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf wirft den Klever Kollegen vor, dass sie nicht schon im Juni einen Durchsuchungsbeschluss beantragt und die Kinder nicht vernommen habe sowie es versäumt habe, früher auf eine DNA-Untersuchung des gesicherten Spurenmaterials hinzuwirken. Bis zum Bekanntwerden der neuen Vorwürfe vom Oktober seien die Ermittlungen „wenig stringent geführt worden“, resümiert der Generalstaatsanwalt nach seiner Untersuchung.

Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Kleve, Günter Neifer, wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.