Moers/Kleve. Beim Auftakt zum Moerser Prostituiertenmord gibt der Angeklagte vor Gericht die Blutat zu, bestreitet aber, dass er die Frau habe töten wollen.

Für die Polizei war der Fall am Abend des 6. April schnell geklärt: Eine Viertelstunde nach der Tat griff eine Polizeistreife einen Mann am Rande des Jungbornparks auf, der in der einen Hand ein Handy hielt, mit dem er mit der Polizei telefonierte, und in der anderen ein blutverschmiertes Küchenmesser mit einer 18 Zentimeter langen Klinge, mit dem er die Besatzung des Streifenwagens herbei winkte. „Er wirkte ganz ruhig“, so einer der Polizisten.

700 Meter vom Jungbornpark entfernt, im Bordell Moulin Rouge, war dieses Messer Tatwaffe eines Verbrechens geworden, bei dem eine 38 Jahre alte Frau durch einen Stich ins Herz getötet und eine 31-Jährige schwer verletzt wurde. Am Montag begann vor dem Schwurgericht des Landgerichts Kleve die juristische Aufarbeitung des Falles – der 47 Jahre alte Mann, der sich am Rande des Stadtparks widerstandslos hatte festnehmen lassen, muss sich nun wegen Mordes und schwerer Körperverletzung verantworten.

Im Nachtclub
Im Nachtclub "Moulin Rouge" in Moers ist eine 38 Jahre alte Frau getötet worden. © dpa | Rene Anhuth

Vor Gericht räumte er die Bluttat ein, bestritt aber die Tötungsabsicht. „Ich habe jemanden getötet. Das stimmt. Sie ist tot. Aber ich wollte niemanden töten“, so die Sätze des Mannes, der aus Rumänien stammt, dort vier Jahre Schulbildung genoss und sich seitdem als Gelegenheitsarbeiter durchschlug. Vor neun Jahren kam er nach Deutschland, seine letzte Stelle, bei der er Waschmaschinen und Kühlschränke schleppen musste, verlor er kurz vor der Tat. Auch die Opfer stammen aus Rumänien: Mit der jüngeren der Frauen hatte der sechsfache Vater ein Kind. Sie arbeitete als Prostituierte, was er – so seine Aussage vor Gericht – nicht gutheißen konnte.

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„Eine Bar ist kein Umgang für das Kind“, so seine Meinung. Doch Andra S. hatte die Beziehung beendet und ein Domizil in dem Nachtclub bezogen. Valentin I., der Vater, sah keine Möglichkeit, das Sorgerecht zu bekommen. Am Tattag rief er Andra an und verlangte wütend seinen Sohn zu sehen. Sie habe erwidert: „Du wirst ihn nie wieder sehen, weil du mich beim Jugendamt verpetzt hast!“

Daraufhin habe er sich betrunken und sei zum Moulin Rouge gefahren – mit dem Küchenmesser, angeblich ein Geschenk seiner ehemaligen Lebensgefährtin, in der Tasche. Den Nachtclub betrat er über einen Hintereingang, wo er Andra und ihre Freundin auf Barhockern sitzend antraf, unvermittelt das Messer zückte und zunächst die Freundin niederstach.

Die verletzten Frauen retten sich in eine Dönerbude

Danach griff er seine ehemalige Lebensgefährtin an, die als Zeugin auftrat und aussagte, dass sie um Hilfe gerufen habe. Daraufhin habe er erwidert: „Dir kann niemand mehr helfen!“ Die beiden schwer verletzten Frauen retteten sich in eine benachbarte Dönerbude, wo die ältere auf dem Boden zusammenbrach und bäuchlings liegen blieb.

Ein Polizist konnte von der jüngeren Frau noch den Namen des Täters in Erfahrung bringen, doch als die Fahndung anlief, hatte Valentin I. schon die Notrufnummer gewählt.

Der Prozess wird am 25. November fortgesetzt. Dann soll auch das Urteil fallen. Die Höhe des Strafmaßes dürfte entscheidend am Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen hängen, der am zweiten Prozesstag zu Wort kommen wird.