Moers. Der Bühnenliterat Moritz Neumeier ist im Bollwerk 107 in Moers zu Gast gewesen. Und hat dort einiges über Kinder und Demonstrationen erzählt.

Schmeicheleien? Nix für Moritz Neumeier. Am Freitagabend hat der Bühnenliterat und Kabarettist das gemacht, was er am besten kann. Er hat die Scheinwerfer schonungslos auf die Gesellschaft gerichtet. Lange Bahnfahrten zu den über 400 Poetry-Slam-Bühnen haben Neumeiers Willen gestählt.

„Nach acht Stunden Fahrt aus München hab’ ich jetzt richtig Bock auf Moers“, sagte Neumeier. Bereits im Oktober 2017 war Neumeier im Bollwerk zu Gast, damals mit seinem Programm „Hurra“. Auch diesmal waren alle 150 Plätze gefüllt.

Ganz leger trat Neumeier vors Publikum. Der 31-Jährige braucht nicht viel, um zu begeistern. Ein Mikro, seine Schiefermütze auf dem Kopf und im Kopf jede Menge Stories über das echte Leben sind die Zutaten seines humorigen Rezepts.

Es gibt viele Anlässe für Demos

Mitgebracht hatte er sein fünftes Bühnenprogramm. Der Titel? „Lustig.“ Nicht zu vergessen sei hier der melodramatische Punkt am Ende. Denn das Leben sei selten lustig. Das Tour-Leben gehöre zum unlustigen Part: „Da kann ich nicht Zuhause bei der Familie sein. Das ist auch manchmal besser so.“

Seinem kleinen Sohn und seiner Tochter müsse er dann nicht aus 384 Seiten „Die Kinder aus Scheiß Büllerbü“ vorlesen. Dann wäre da noch sein Sohn, der von Papa verlangt, in die Rolle eines zitronenliebenden Elefanten zu schlüpften. Scheidungspapa sein? „Ganz schlimm. Die Kinder nur alle zwei Wochen sehen. Riesige Belastung“, witzelte Neumeier und legte seinen Kopf unschuldig an seine Schulter.

Als er eine Zuschauerin fragte, warum sie so lacht, folgte die Antwort schnell: „Ich hab’ zwei Hunde, ich kenn das.“ Eine andere Zuschauerin fügte hinzu: „Ich bin Erzieherin. Ich kann die wieder abgeben.“ Für Neumeier eine Steilvorlage: „Moers ist echt hunde- und kinderfreundlich.“

Moritz Neumeier macht das Frühstück

Aber jeder Mensch verdiene Respekt. Klar. Neumeier: „Ich zieh die Kinder an, mache ihnen Frühstück, aber wenn Mama aus der Schlafzimmertüre kommt, rennen die Gnome direkt zu ihr. Sie hat, was ich nicht habe – die stillende Brust.“

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Überhaupt solle ja jeder so leben, wie er will. Etwa in Sachen Religion: „Wenn du der Meinung bist, ein Biber hat die Welt gebaut, zieh’ durch.“ Für Moralapostel-Aussagen gäbe es „Likes“ auf Facebook. „Aber wenn mich jemand zu ‘ner Demo einlädt, kann ich nicht. Es nieselt.“

Dabei gebe es viel, gegen das man demonstrieren könnte, findet Moritz Neumeier: Tierhaltung in Zoos, Benachteiligung von Frauen, übermütige Vegetarier und arrogante Katzen zum Beispiel. Genügend Inspiration gibt Neumeiers absolut ehrliches und sehenswertes Programm in jedem Fall.