Moers. Viola Köster hat sich ganz bewusst für den Wechsel von Berlin ans Schlosstheater nach Moers entschieden – privat passt er allerdings gar nicht.

„Wohin gehst Du? Nach Murks?“, haben Freunde gefragt. Na ja, in der Großstadt Berlin ist die kleine Großstadt Moers halt nicht bei jedem auf dem Schirm. Macht nichts. Viola Köster ist mit sich und ihrem Umzug an den Niederrhein im Reinen – obwohl der Ortswechsel privat gerade gar nicht gepasst habe.

Es war die Ausschreibung für die Stelle als Dramaturgin am Schlosstheater, wie sie sagt, die sie beeindruckt hatte: „Die war anders formuliert. Da konnte man lesen, dass jemand mit Leidenschaft gesucht wird.“ Sie fühlte sich angesprochen. „Nur hinterm Schreibtisch in Ruhe meine Textfassung zu machen, das ist mir zu wenig“, erklärt die 31-Jährige, „ich will den Umgang mit Menschen vor und auf der Bühne. Das gibt es in großen Häusern zu wenig.“ Also, eine ruhige Kugel zu schieben, hat sie nicht vor. Hilfreich bei einem so kleinen Theater, das sie keineswegs als Durchgangsstation für sich sieht.

Viola Köster war schon bei der Shakespeare Company in Bremen und im Maxim-Gorki-Theater beschäftigt.
Viola Köster war schon bei der Shakespeare Company in Bremen und im Maxim-Gorki-Theater beschäftigt. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Auch ihr Werdegang lässt vermuten, dass sie gut zum Haus mit einem Intendanten Ulrich Greb passt, dessen erklärtes Ziel es ist, mit seinen Inszenierungen auch Stellung zu beziehen. Sie hat zunächst Politik studiert, in Brüssel und im Bundestag erlebt, was man am Ende bewegen kann und für sich festgestellt, dass sie das wohl auf Dauer nicht aushalten könne. „Es war mir ein dringendes Bedürfnis, das Feld zu wechseln. Theater ist eine alte Leidenschaft von mir und in meiner Logik war es folgerichtig, ins Theaterfach zu gehen.“ Es folgte ein Master in Dramaturgie in Hamburg, Engagements bei der Shakespeare Company in Bremen, im Maxim-Gorki-Theater, freie Arbeiten.

In kleinen Moerser Haus sieht sie nun eher die Chance, Theater für die Menschen zu machen, Nähe zum Publikum zu haben „und nicht bloß sich selbst zu bespielen“. Beim jüngsten Schlosstheater-Stück „Die Pest“ war sie als Produktionsdramaturgin dabei und hat das Ensemble kennengelernt: „Das sind tolle Menschen. Die haben mich überzeugt. Sie spielen körperlich, manchmal clownesk, aber nicht albern. Sie arbeiten richtig im Team. Auch das hat mich überzeugt.“

Ebenso überzeugt hat die junge Frau aber auch der Ansatz des Schlosstheaters, „in die Stadt hinein zu arbeiten“, etwa mit dem Wallzentrum als Spielort: „Die Frage ist doch gerade jetzt: Wie bekomme ich die Leute ins Theater? Das ist mir ein Antrieb“, sagt Viola Köster mit Blick auf Themen wie Populismus und Extremismus.

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Ihr Steckenpferd, erklärt sie im Gespräch mit der NRZ, sei das Maskentheater. Sie hofft, dass sie da auch in Moers noch mehr Impulse setzen kann. Seit einigen Wochen lebt sie nun am Niederrhein – na ja, in Duisburg. Ein bisschen Distanz zum Arbeitsort sei ihr schon lieb. Auch wenn sie soeben ihre drei Billy-Regale voller Bücher wieder aufgebaut hat. Aber einige schöne Orte habe sie schon lieb gewonnen: das Bettenkamper Meer, die Rheinwiesen und „den Hafen finde ich großartig“.