Moers/Kamp-Lintfort. Die Thomas-Cook-Pleite hat Auswirkungen bis an der Niederrhein. Allein in Moers gibt es hunderte Betroffene, die Reisebüros sind im Dauereinsatz.

Die Thomas-Cook-Pleite zieht auch am Niederrhein weite Kreise. Nach NRZ-Informationen sind hunderte Kunden betroffen, darunter auch Brigitte und Heinz-Jürgen Heger aus Moers sowie Nicole E. aus Kamp-Lintfort. Die Reisebüros kümmern sich intensiv um betroffene Kunden, manchmal auch bis in die Nacht.

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Der älteste Reiseveranstalter der Welt hatte in der Nacht von Sonntag auf Montag Insolvenz angemeldet. Zu den Konzern-Töchtern gehören auch deutsche Anbieter wie zum Beispiel Neckermann Reisen. Dort hat Heinz-Jürgen Heger bereits am 9. Mai das getan, was er schon viele Jahre vorher getan hat: Eine Reise nach Mallorca gebucht. „Wir fliegen schon seit 30 Jahren nach Mallorca, manchmal bis zu dreimal im Jahr.“ Anfang Oktober sollte es wieder losgehen, die Reiseunterlagen aus dem Moerser Alltours-Reisebüro liegen schon vor.

Bei den Urlaubern herrscht Ungewissheit

Dass daraus etwas wird, daran glauben Brigitte und Heinz-Jürgen Heger jetzt nicht mehr: „Seit Freitag die ersten Nachrichten über eine mögliche Cook-Insolvenz auftauchten, herrscht bei uns Ungewissheit.“ 1320 Euro haben die Hegers für die Reise bezahlt. Was jetzt passiert, ist noch unklar.

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„Nachricht vom Reisebüro haben wir noch nicht, auf der Internet-Seite von Neckermann steht, man sei noch in Verhandlungen. Schauen wir mal“, sagt Heinz-Jürgen Hegers. Der einzige, der sich freuen würde, wenn die Hegers zuhause bleiben, ist ihr Hund. „Flocki“ muss immer zu Nachbarn, wenn das Ehepaar auf ihrer Lieblingsinsel ist.

Allein erziehende Mutter und Senioren schauen in die Röhre

Nicole E. aus Kamp-Lintfort hat sich zusammen mit sieben Freundinnen und Freunden auf einen Türkei-Urlaub im Oktober gefreut. Flug und Hotel hat die Reisegruppe separat gebucht, beides über Neckermann. „So, wie es jetzt aussieht, bekommen wir nichts zurück und können auch nicht fliegen“, ist Nicole E. enttäuscht. Besonders hart dürfte das nach Angaben von Nicole E. eine allein erziehende Mutter treffen, die lange auf diesen Urlaub gespart hat. Auch eine Seniorin mit einer kleinen Rente dürfte enttäuscht sein, dass sie nun nicht in die Türkei fliegen kann.

Derweil laufen in den Moerser Reisebüros die Telefone heiß. Beim DerPart-Reisebüro am Königlichen Hof gab es am Montagmorgen noch keinen Überblick, wie viele Kunden direkt oder indirekt von der Cook-Pleite betroffen waren. Im First-Reisebüro seien es nur „wenige Kunden“ hieß es. Man warte jedoch noch auf endgültige Entscheidungen. Dass Alltours-Reisebüro in Moers durfte keine Auskunft geben.

Das Team von Volker Grossmann aus dem Reisebüro im Wallzentrum hat alle Hände voll zu tun. „Ich bin seit fünf Uhr morgens am Telefon und am Computer, das gesamte Team ist im Einsatz“, teilt Grossmann mit. 180 Kunden werden jetzt einzeln kontaktiert, um in der misslichen Lage noch die beste Lösung auszuloten. Grossmann ist seit Jahrzehnten in der Branche tätig, doch was jetzt passiert, ist selbst für ihn neu: „Das habe ich noch nicht erlebt. Die Air-Berlin-Pleite hat schon gereicht, doch was jetzt auf uns zukommt, hat es noch nicht gegeben.“

Alle Reisebüros weisen darauf hin, dass andere Anbieter als die mit Thomas Cook in Verbindung stehen, nicht betroffen sind. Hier gehe das Geschäft normal weiter.