Moers. Släpstick liefert ein großartiges Programm mit Witz, Charme, Esprit, netten Absurditäten und hunderten, zum Teil noch unbekannten Instrumenten.
Was für ein Finale furioso. Mit stehendem Beifall feierte am Comedy-Sonntag das Publikum die Produktion „Släpstick“. So richtig laut wurde es in der Enni-Eventhalle trotzdem nicht. Nur die Stuhlreihen waren besetzt, die Tribüne war komplett leer.
Nur wenige haben sich an den Sonntag mit nur einem abendfüllenden Act getraut. War Long John schuld, der im vergangenen Jahr viele langweilte? Oder ist es das Format an sich? Das wird kaum zu klären sein. Fakt ist: Schad’ drum.
Denn die fünf niederländischen Profi-Musiker lieferten eine unterhaltsame und kurzweilige Nummernshow
mit zahlreichen Reminiszenzen an die Zeit von Stan Laurel und Oliver Hardy, Charlie Chaplin und Buster Keaton. An die Zeit des Hochrads, das auch über die Bühne fuhr, des Hot Jazz oder der „Kreissägen“ genannten Strohhüte.
Da klang die Musik wie von der Schellack-Platte und als der Plüschhund aufs Klavier kam verstand jeder, der noch weiß, was ein Plattenspieler ist, warum: So ein Hund gehörte zum damals großen Label „His Master’s Voice“.
Das Stück „The Final Countdown“ gleich kurz nach Beginn zu spielen, muss man sich erstmal leisten können. Die multitalentierten Jungs aus den Niederlanden können das. Denn mit viel Witz und Esprit und keineswegs geschichtsvergessen führen sie ihr Publikum durch die zwei Stunden Programm, das voller netter, kleiner Überraschungen steckt und die Zuschauer immer wieder einbezieht. In fliegendem Wechsel tauschen sie zahllose Instrumente, zu denen übrigens auch ein Saxophon-Geigen-Zwitter gehört oder Wende-Gitarren mit Mandoline. Sie setzen
ihren Schlagzeuger der Zentrifugalkraft aus, und der klöppelt immer noch ungestört vor sich hin. Da nimmt jemand dem Klarinettisten Stück für Stück seines Instruments weg und er spielt zum Staunen des geneigten Zuhörers immer noch so richtig, als wäre alles da.
Släpstick zeigt auch einen ganzen Stummfilm über einen dramatischen Hundeklau. Das hört sich zum Gähnen an, wenn nicht zwischendurch Text-Einblendungen wie ein lapidares „Och nö!“ das Publikum wecken oder die Rettung des Tierchens per Luftballons nicht so schräg wäre.
Gut bei Stimme sind die Herren allemal, vom tiefsten Bass bis zum schmeichelnden Tenor. Die Vertonung von Goethes „Über allen Gipfeln“ wird da zum Erlebnis. Und die Gospel-Einlage geht unter die Haut.
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Zum desaströsen Show-down, bei dem das Bühnenbild zusammenkracht, erklingt ein zartes Kinderlied auf niederländisch. Und ganz zum Schluss gibt es eine Kissenschlacht mit dem Publikum. Klar. Moers wär nicht Moers: Da kommen die Kissen umgehend auch wieder zurück auf die Bühne.
Ein runder Abend, der den Niederländern den Sparkassen-Preis Henriettchen bescherte. Zu recht.