Moers. Comedy Arts: Gelungene Premiere für Betti Ixkes als künstlerische Leiterin. Das Samstagsprogramm bescherte dem Publikum eine Sternstunde.

Am späten Samstagabend konnte Betti Ixkes bei ihrer Premiere als künstlerische Leiterin zufrieden durchatmen: Tobias Wegner, alias Wall-Clown, hatte mit einem akrobatischen Meisterstück nicht nur auf trickreiche Art und Weise die Gesetze der Schwerkraft aufgehoben, sondern dem Comedy Arts-Publikum eine jener Entdeckungen beschert, für die das Festival steht: Ein einzigartiges, brillant inszeniertes und choreographiertes Spektakel, das die Mehrheit der Besucher so noch nie gesehen hatte. Das verdiente zu Recht nicht nur stehende Ovationen der begeisterten Besucher, sondern auch den NRZ-Förderpreis.

Vorsicht, Thermomix-Witze!

Matthias Alfringhaus (Bildmitte) übergibt an Tobias Wegner (rechts) den NRZ-Förderpreis. Sissi Perlinger führte durchs Programm.
Matthias Alfringhaus (Bildmitte) übergibt an Tobias Wegner (rechts) den NRZ-Förderpreis. Sissi Perlinger führte durchs Programm. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Schon am Freitagabend hatten die österreichischen Kernölamazonen das Publikum von den Sitzen gerissen. Frech, charmant und vor allem mit exzellent ausgebildeten Gesangsstimmen luden Caroline Athanasiadis und Gudrun Nikodem-Eichenhardt das Publikum in ihr Amazonenbasislager und versprühten kernigen Humor mit einer gehörigen Portion Selbstironie: Ihre österreichische Version des Tom Jones-Klassikers „Sex Bomb“ ist ein Muss für jeden Mädelsabend …

Durch einen solchen könnte auch Samstags-Moderatorin Sissi Perlinger führen, gerne bei Ü-50-Mädels. Denn, zitierte die Bayerin eine Studie, es sei erwiesen, dass Menschen, die lachen, länger leben. Demnächst werde es lauter fröhliche Ü-90 Partys geben, prognostizierte sie. Und: beim Dating-Portal Alzheimer.de kann man sich dann auch noch alle zwölf Minuten neu verlieben ...

Wofür es gut ist, 23 Blockflöten aneinander zu tackern

Zum Auftakt des Comedy-Arts-Samstags hatte Ixkes auf Standup-Comedy gesetzt. Dafür hatte „Der Wolli“

Der Wall Clown verrückte die Dimensionen.
Der Wall Clown verrückte die Dimensionen. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

eigens eine Pan-Flöte aus 23 Blockflöten gebastelt, auf der sich dank mit Tesafilm überklebten Löchern idiotensicher „Somewhere over the Rainbow“ spielen ließ. Comedian Markus Barth plauderte über seine Erfahrungen als Kölner Kleingärtner, schwule Löwen in Kenia, frustrierte Bahnschaffner und Thermomixe: „Rühren, kneten, kochen und waffenfähiges Uran herstellen – das kann nur der Thermomix!“.

Dass Musiktheater und Clownerie eine sichere Bank sind, bewiesen die beiden weiteren Auftritte des Abends: Luca Regina und Tino Fimiani alias Lucchettino küssten das Publikum nach der ersten Pause im wahren Wortsinn wach. Dann zauberten sie temporeich Musik aus Hosentaschen, Mikrofonständern und Kabeln, und: Bananen aus Bananen! Die Niederländer Stenzel & Kivits sind Comedy Arts-Wiederholungstäter und räumten mit ihrer wilden Musik-Show erneut ab: Auch für sie erhob sich das Publikum am Ende des Tages und spendete langen Applaus.

Ein großartiges Publikum

„Das Moerser Publikum ist großartig“, befand auch Betti Ixkes in einer ersten Bilanz. Das einzige, was sie sich wünscht: „Noch ein wenig mehr Experimentierfreude.“ Ein Festival bedeute für sie, auch Innovation zu zeigen und Ungewohntes zu präsentieren: „Ich würde gerne ein bisschen mehr weg von den fernsehbekannten Gesichtern.“