Kamp-Lintfort. Mit einer ersten Analyse der Einkommensarmut in den Stadtteilen will die Stadt Kamp-Lintfort gezielter soziale Ungerechtigkeit bekämpfen.

Nach der Stadt Wesel weist Kamp-Lintfort im Kreis die zweithöchste Quote an Einkommensarmut aus. Mehr als 3500 Menschen in der Stadt sind auf Leistungen des Job-Centers angewiesen, etwa jedes fünfte Kind unter 15 Jahren lebt in einem Haushalt, der von Arbeitslosengeld II abhängig ist. Die Daten aus 2018 hat die Stadt jetzt zum Anlass genommen, genauer in die Stadtteile zu schauen. Mit einer eigenen kleinräumigen Datenanalyse zeigt die Verwaltung in einem ersten Schritt auf, in welchem Stadtteil Kamp-Lintforts die Menschen besondere Unterstützung brauchen.

Rossenray schneidet besonders schlecht ab

Das Ergebnis: Vor allem in Rossenray, einem Teil des Stadtkerns (zwischen Moerser Straße im Norden, Großer Goorley im Süden sowie Friedrich-Heinrich-Allee und Innenstadtring im Osten) und im Nordosten Lintforts (zwischen Moerser Straße von Pestalozzistraße bis Stadtgrenze im Norden, die Stadtgrenze im Osten, Haarbeckstraße im Süden, Pestalozzi- und Auguststraße im Westen) sieht die Stadt besonderen Handlungsbedarf. Während die ALG II-Bezieherquote in Kamp-Lintfort im Durchschnitt bei zehn Prozent liegt, erreicht sie in Rossenray mit 20,8 Prozent mehr als das doppelte, im Stadtkern Süd liegt sie bei 16,7 Prozent und in Lintfort Nordost bei 15,8 Prozent.

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„Wir machen hier einen ersten Aufschlag“, machte Sozialamtsleiter Franz-Josef Evers im Sozialausschuss am Donnerstag deutlich: „Wir stellen Pegelstände in den Stadtteilen dar.“ Die vorgestellte Analyse sei nur ein Teilausschnitt. Fakt sei aber: „Wir brauchen Maßnahmen, um Gleichgewicht herzustellen.“ In einem ersten Schritt soll nun in Kooperation mit der Caritas Anfang 2020 ein Handlungskonzept für Rossenray und Innenstadt erarbeitet werden. Darüber hinaus hat die Verwaltung Kooperationen mit der Grafschafter Diakonie, dem Job-Center und gemeinwohlorientierten Einrichtungen ins Auge gefasst, um Hilfen zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt aufzubauen.

Freiwilligenagentur läuft gut

Gute Nachrichten hatte die Freiwilligenagentur Kali Aktiv: Seit Oktober letzten Jahres beriet die Agentur 54 Freiwillige, von denen 31 erfolgreich vermittelt worden sind. Bei 14 Interessenten läuft die Beratung noch, neun Personen haben ihr Interesse ruhen lassen. Zwei Drittel der Freiwilligen sind Frauen. Leiterin Anke Stark kündigte an, den Fokus nun verstärkt auf das Engagement von Kindern und Jugendlichen zu setzen. Einstimmig beschloss der Ausschuss, Kali Aktiv weiter fort zu führen.

Ebenfalls erfreulich: Immer mehr Kamp-Lintforter sind im Besitz der „Ehrenamtskarte“. Seit der Einführung der Karte 2012 stieg die Zahl von 29 auf mittlerweile 99 kontinuierlich an. Auf die Karteninhaber wartet auch in diesem Jahr noch ein Dankeschön-Abend: Geplant ist ein Empfang in der Hall of Fame mit Buffet und Getränken sowie Führungen.