Neukirchen-Vluyn. Ernst Deselaers führt das Lokal in vierter Generation. Seine heimliche Leidenschaft gilt dem Fußball - dafür bereist er fast die ganze Welt.
Wenn Gastwirt Ernst Deselaers (63) in der Silvesternacht 2019 die Pforten seiner Landschänke zur Grenze schließt, wird eine Ära zu Ende gehen. Ernst Deselaers führt das Lokal an der Eyller Straße 75 nahe der Grenze zu Kamp-Lintfort in vierter Generation und in 150-jähriger Familientradition. „Aber“, verspricht er, „damit soll der Betrieb in der Landschänke nicht zu Ende sein.“ Gespräche mit Nachfolgern liefen derzeit.
Als gelernter Küchenmeister und studierter Betriebswirt übernahm Ernst Deselaers das Lokal 1983 von seinen Eltern. Und in den vergangenen 38 Jahren hat er viel gesehen. Wie beispielsweise illustre Gäste. Als da waren Götz George, Ski-Legende Marc Girardelli, die Schalke-Kult-Torhüter Frank Rost und Oliver Reck oder der chinesische Außenminister.
Viele Stars hatten ein bestimmtes Lieblingsessen
„Sogar Michael Schumacher stand ‘mal am Ruhetag hoch zu Ross mit einem befreundeten Paar vor der Tür. Leider musste meine Frau ihn da wegschicken.“ Allesamt seien sie pflegeleichte Stars zum Anfassen gewesen. „Viele haben Gänsebraten gegessen. Der FC Schalke ließ sogar seine erste Weihnachtsfeier hier bei uns steigen.“ Stichwort Fußball. Kaum einer ist ein größerer Fan als Ernst Deselaers. Als Mitglied im Freundeskreis der Nationalmannschaft aber auch ganz einfach nur aus Reiselust hat der Rayener Gastwirt schon die halbe Welt gesehen. Was auf der großen Karte an der Bürowand zu sehen ist.
„Bis auf Australien und Neuseeland hab ich schon überall Nadeln ‘reingepiekst“, zeigt der Reisefreund stolz auf die Weltkarte. 102 Länder der Erde sah der Rayener Gastwirt schon. 2016 war er acht Wochen in Asien, 2014 fünf Wochen in Brasilien… Neben Größen wie Johannes Rau oder Ex-Minister Dr. Jürgen Schmude kamen und kommen auch die ganz normalen Gäste bei Deselaers nicht zu kurz. So hat die Bruderschaft St. Matinus Rayen-Eyll ihr Domizil in der Landschänke. Auch die katholischen Frauen, der Fußballverein, die Feuerwehr oder die Dorfgemeinschaft kommen gern und regelmäßig. Damit das auch so bleiben kann und niemand auf der Straße steht, wird ein befreundeter Gastronom für solche Treffen und Feiern zunächst einspringen. „Das hier ist ein Lokal, das mit dem Dorf lebt“, schildert der Chef. Bei Beerdigungen und ähnlichen Anlässen werde die Landschänke zudem für Selbstversorger geöffnet sein.
Viel Wert legt der scheidende Gastwirt bei seinem Nachfolger auf die gute deutsche Küche. „Die stirbt ja leider aus“, meint er. „Aber ein Wirt, der es hier gut macht, kann sich profilieren.“
Langeweile kommt im Hause Deselaers nicht auf
Langeweile kann im Hause Deselaers auch künftig nicht aufkommen. So beherbergt Deselaers seit einigen Jahren auch Studenten von der Hochschule Rhein-Waal in Lintfort. „Für die bin ich der Oppa. Meistens gucken sie anfangs erstaunt, aber dann merken sie, dass es hier Familienanschluss gibt.“ Als Dankeschön winkt „Oppa Deselaers“ so manche schöne Einladung, wie jene, die bis nach China führen soll.
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Die langen Arbeitszeiten habe er nie als belastend empfunden, sagt Ernst Deselaers. „Da hat man bis morgens um drei gearbeitet, und am nächsten Mittag stand schon wieder eine Kommunion auf dem Programm. Das war auch ‘mal stressig“, erinnert der Gastwirt sich. Nach dem Tode seiner Frau Gisela vor neun Jahren sei er etwas kürzer getreten. „Aber alles in allem war es eine richtig schöne Zeit“, zieht Ernst Deselaers eine zufriedene Bilanz.