Neukirchen-Vluyn. Zwei Birken in Neukirchen-Vluyn sind von Wanzen befallen. Die Anwohner wollen die Bäume fällen, doch die Politik lehnt ab - aus vielen Gründen.

Die Parteien zeigen sich entschlossen, das Fällen von Bäumen in der Stadt, wenn eben möglich, zu verhindern. So werden die Bewohner eines Hauses an der Wiesfurthstraße weiter mit zwei Birken vor ihrem Gebäude leben müssen, obwohl die Bäume im Sommer stets von Wanzen befallen werden – massenhaft.

Die Hausbewohner werden durch die Tiere nicht gesundheitlich gefährdet, sie schaden nicht dem Baum und gelten nicht als „Schädlinge“, Gifteinsatz in der Öffentlichkeit ist nicht zugelassen. Gleichwohl haben die Birkenwanzen es an der Wiesfurthstraße offenbar bis in die Wohnungen geschafft, was bei einem Massenbefall durchaus zum Hygieneproblem werde, so die Verwaltung in einer Vorlage für die Sitzung des Bau-, Grünflächen- und Umweltausschusses (BGU) am vergangenen Mittwoch. Zumal die Plagegeister ein stark riechendes Sekret absondern. Seit fünf Jahren verlangen die Bewohner, die beiden Birken fällen zu lassen, um das Problem ein- für allemal zu lösen.

Es wäre ein Präzedenzfall

Doch im BGU gab es dafür keine Zustimmung. Sprecherinnen und Sprecher aller Fraktionen erklärten, angesichts des Klimawandels könne man nicht gesunde Bäume fällen, zumal von den Wanzen keine Gesundheitsgefahr ausgehe. Obendrein wolle man keinen Präzedenzfall schaffen. Die Straßenbäume seien durch Wärme, Trockenheit und Schädlingsbefall ohnehin starken Belastungen ausgesetzt, was viele auf Dauer nicht überleben würden. „Uns werden solche Probleme künftig häufiger beschäftigen“, meinte Lisa Wannenmacher.

Die CDU kritisierte allerdings, dass die Entscheidung über die Zukunft der beiden Birken eigentlich zum laufenden Geschäft der Verwaltung und nicht in den Ausschuss gehöre. Sie wolle sich deshalb bei der Abstimmung enthalten.

Doch der Verwaltung lag offensichtlich daran, angesichts der vielen Anfragen und der häufigen, kontroversen Diskussionen um den Erhalt von Bäumen Rückendeckung durch die Politik zu bekommen. Im „Birkenwanzenfall“ verlaufe die Diskussion mit den Anwohnern durchaus sachlich, betonte der Technische Beigeordnete Ulrich Geilmann. Dies sei aber keineswegs immer der Fall. Sofern die Verwaltung nicht den Wünschen der Bürger folge, zögen sich die Diskussionen oft über Monate, manchmal über Jahre in die Länge, und negative Bescheide würden kaum akzeptiert, so Geilmann. Dann falle oft der Satz: „Aber wir wollen das so.“ Die Verwaltung müsse hier einen Spagat vollführen. Im konkreten Fall der Wiesfurthstraße wünsche man eine politische Entscheidung: „Es wäre ein Signal.“

Der BGU erfüllte der Verwaltung den Wunsch und lehnte mehrheitlich bei Enthaltung der CDU das Fällen der Birken ab.