Moers. Mit einer neuen Serie beleuchtet die NRZ die Kriegsjahre in Moers und spricht dazu mit Zeitzeugen. Wer kann noch von der Zeit erzählen?

Der Vater hatte Recht. Doch bis es so weit war, sollte Adolf Hitler die gesamte Welt ins Verderben gestürzt haben. Millionen von Todesopfern, allein sechs Millionen von den Nazis ermordete Juden, eine Welt in Schutt und Asche, unzählige Menschen auf der Flucht - die Dimensionen des Leids, die der grausamste Konflikt der europäischen Geschichte hervorrufen würde, waren am 1. September 1939 in Moers noch nicht zu erahnen, als die Wehrmacht Polen überfiel.

Von einer großen Kriegseuphorie möchte Diana Finkele, Leiterin des Grafschafter Museums im Moerser Schloss daher nicht sprechen. Zwar habe es eine generelle positive Einstellung zum Militär und zum Kriegsdienst gegeben. Fotos von lachenden jungen Männern auf dem Weg zur Musterung zeugten davon. „Eine vergleichbare Euphorie wie vor dem Ersten Weltkrieg sehe ich aber nicht.“

In Moers gab es damals eine große deutschnationale Ausprägung

Allerdings hatte Moers laut Finkele zu der Zeit bereits lange eine deutschnationale Ausprägung, „von daher hat es schon einen großen Zuspruch für die Nationalsozialisten gegeben“. Das zeigt sich auch in der Entwicklung der Ergebnisse bei den Reichstagswahlen. Von 1920 bis 1933 stieg die NSDAP in Moers von Null auf 44 Prozent.

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Stimmenanteile wie diese bereiteten deutschlandweit den Boden für den Terror, der folgen sollte. Allerdings, so Finkele, habe es durch die große Arbeiterschaft auch starke Kräfte gegen den Naziterror gegeben.

Warum ein Vater Angst vor den eigenen Söhnen hatte

Wie das Leben im Zweiten Weltkrieg war, welche Gefühle, Einstellungen, Erlebnisse Moerser Bürger währenddessen hatten und wie sie dadurch geprägt wurden, das möchten wir in einer neuen Serie zeigen. Wir zeigen Bilder und beschäftigen uns mit Ausgaben der gleichgeschalteten Presse. Vor allem sprechen wir aber unter anderem mit den größten Experten, die es für den Krieg geben kann: Zeitzeugen.

Zeitzeugen wie Wilhelm Storck, dessen Vater schon von Beginn an die Ahnung hatte, dass dieser Krieg auf eine Niederlage hinausläuft. „Den Krieg gewinnen wir nie!“ Laut sagte der Vater es aber nicht, aus Angst vor seinen eigenen Söhnen: „Zwei meiner Brüder waren Nazis durch und durch“, sagt Wilhelm Storck, der zehn Jahre alt war, als der Krieg begann...

>>> Wir suchen weitere Zeitzeugen
Irgendwann wird es niemanden mehr geben, der aus eigener Erfahrung schildern kann, wie das Leben im Krieg ausgesehen hat. Darum suchen wir Zeitzeugen.

Wir möchten die Erinnerung daran festhalten, um gemeinsam darum zu kämpfen, dass so etwas nie wieder passiert . Melden Sie sich unter 02841/140752