Moers. Anne und Nikolaus Schneider haben in der Stadtkirche Moers über die Bibel, Sterbehilfe, den Tod und die Ewigkeit diskutiert. Kontroverse Themen.
Wer sich mit Religion beschäftigt, kommt ins Nachdenken. Was passiert, wenn das Kind in den eigenen Armen stirbt? Ist Gott dann da? Welche Wege gibt es zur Hoffnung? Und was gibt es zwischen Leben und Sterben? Diese Fragen wurden am Donnerstagabend in der Stadtkirche diskutiert. Der Neukirchener Erziehungsverein und das Team der Stadtkirche hatten zum Talk in die Stadtkirche eingeladen.
Die Gäste: Nikolaus Schneider, ehemaliger Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche Deutschlands und seine Frau Anne Schneider. Die beiden haben ihr neues Buch „Vom Leben und Sterben“ vorgestellt.
Das Publikumsinteresse war riesig. Moderator Hannes Leitlein, Berliner Journalist der Zeitung Zeit und stellvertretender Redaktionsleiter der Beilage Christ und Welt, wollte es genauer wissen.
Bevor es losging, brachte Sängerin Njeri Weth dem Publikum Gott ganz nah und sang engelsgleich: „Ich hebe den Blick, du siehst mich an.“
Anne und Nikolaus Schneider sind seit 50 Jahren verheiratet, studierten beide Theologie. Anne arbeitete als Lehrerin. Von 1984 bis 1991 war Nikolaus Diakoniepfarrer des Kirchenkreises Moers. 2005 traf das Paar ein Schicksalsschlag. Ihre 22-jährige Tochter starb an Leukämie: „Wir konnten nur stark sein, weil wir den Halt anderer Menschen erfahren haben. Hier ist Gott präsent.“
2014 erkrankte Anne an Brustkrebs. „Die Existenz Gottes war in meiner Familie nie eine Frage, aber wie man über ihn spricht, schon.“ Vom Zölibat bis zum Ablehnen der Pille – „Wer sagt, dass Gott das will?“, fragte Anne Schneider.
Das Ehepaar diskutiert über Sterbehilfe
Und weiter hieß es: Menschen stellten sich über Gottes Wort. In der Debatte um Sterbehilfe würde das Argument der Erhöhung angeführt: „Dabei geht es doch um Selbstbestimmung.“
Das Ehepaar diskutierte kontrovers über die Sterbehilfe, als in den Niederlanden eine Gesetzlockerung thematisiert wurde. Für Nikolaus Schneider war klar: „Sterbehilfe meint staatlich geregelten Suizid. Aufgabe des Staates ist der Schutz des Lebens.“ Seine Frau Anne betonte, dass Sterbehilfe keine Todsünde ist: „Sollen wir kranken Menschen den Sprung vor den Zug zumuten?“
Auch interessant
Ärztlich geregelte Sterbehilfe sorge für ein würdiges Lebensende. „Bei der Abtreibung verhindern Andere ein Leben. Das halte ich für problematischer.“ Die Bibel gebe vor, Kinder in Schmerzen zu gebären, aber die Medizin könne Leid lindern: „Warum nicht also auch das Lebensleid?“ Nikolaus betonte hingegen, dass ein Ausbau der Palliativmedizin helfe, ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen. Was bleibt, ist der wichtige Streit um die Bibel als Regelwerk fürs tägliche Leben. Die Schneiders führen ihn auf humorvolle wie hinterfragende Weise in ihrem lesenswerten Buch, das sich viele Lesungsbesucher vom Autorenpaar persönlich signieren ließen.