Rheurdt-Schaephuysen. 1996 fanden Ermittler in einer früheren Kiesgrube in Rheurdt eine Männerleiche. Nach der TV-Ausstrahlung hofft die Polizei auf einen Durchbruch.
Es ist ein grausames Bild, das sich den Polizeibeamten an diesem kalten Sonntag im Dezember 1996 bietet: In der ehemaligen Kiesgrube „Hauser Sandkuhle“ an der Landstraße 140 in Rheurdt-Schaephuysen liegt die unbekleidete Leiche eines Mannes. Das Gesicht: völlig entstellt – das linke Wadenbein und mehrere Finger sind gebrochen. Die Ermittler sind sich sicher: Das Opfer wurde vor seinem Tod misshandelt und anschließend mit einem Fahrzeug zum Fundort gebracht.
Der gewaltvolle Tod des immer noch unbekannten Mannes lässt der zuständigen Kriminalpolizei Krefeld auch fast 23 Jahre später keine Ruhe. Am Mittwochabend war der Mordfall zum zweiten Mal Thema bei der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“. Die Rekonstruktion lieferte den Ermittlern neue Hinweise. Die Polizei hofft, das Gewaltverbrechen vom 8. Dezember 1996 nun endlich aufzuklären.
Schädel des Opfers weist 16 schwere Verletzungen auf
„Die Leiche lag dort abgelegt wie ein Stück Müll“, erinnert sich Gerhard Hoppmann, 1. Kriminalhauptkommissar der Kripo Krefeld, bei „Aktenzeichen XY“. Ein Jäger hatte das Opfer entdeckt und die Polizei gerufen. Der Tote wies insgesamt 16 schwere Schädelverletzungen auf.
Die Obduktion ergab damals, dass der Mann wahrscheinlich aus Osteuropa stammte. Die Polizei vermutet, dass das circa 35- bis 50-jährige Opfer im Kreis Kleve als Tagelöhner gearbeitet hatte. Denn die Gegend rund um Rheurdt-Schaephuysen ist vom Garten- und Landschaftsbau geprägt, in dem viele Erntehelfer (insbesondere aus dem Ausland) eingesetzt werden.
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Eine Analyse der Knochen führte die Ermittler nach Polen. Bereits Ende 1997 berichtete „Aktenzeichen XY“ zum ersten Mal mit einer Phantomzeichnung über den Fall. Die Spuren verliefen jedoch im Sand. Eine Fahndung in Polen blieb ergebnislos.
Mögliche Verbindung zu Verkehrsunfall
Anfang 2019 dann ein Hoffnungsschimmer: Dank einer neuen Computertechnik des Landeskriminalamtes NRW kann die Polizei eine realitätsnahe Gesichtsrekonstruktion des Opfers anfertigen lassen. Ende März wird das Bild veröffentlicht.
Mit Erfolg: „Rettungskräfte meldeten sich bei uns und berichteten von einem tödlichen Unfall mit polnischen Insassen“, sagt Hoppmann. Das Fahrzeug sei etwa eine Woche vor dem Fund der Leiche in der Nähe des Tatortes gegen einen Baum gefahren. In der Flanke eines der Reifen habe ein Schraubendreher gesteckt, der offenbar Ursache für den Unfall gewesen sei.
Die Ermittler gehen deshalb davon aus, dass beide Fälle in Verbindung zueinander stehen könnten. Demzufolge sei das unbekannte Opfer womöglich aus Rache getötet worden: „Das würde auch erklären, warum die Person regelrecht gefoltert wurde und so viel Brutalität eine Rolle gespielt hat“, so Hoppmann.
Verdächtiges Fahrzeug an Fundort gesichtet
Während der Ausstrahlung von „Aktenzeichen XY“ am Mittwochabend sind bei der Polizei Krefeld nach Angaben einer Sprecherin neue Hinweise eingegangen. Mehrere Zuschauer hätten das Opfer identifizieren können. Zudem habe eine Anruferin angegeben, dass sie den Mann schon mal im Krankenhaus behandelt habe.
Ein anderer Zuschauer behauptete, er habe von dem Opfer Ende 1996 einen BMW gekauft. Auch Angaben zu möglichen Tätern konnten die Ermittler entgegennehmen. So gab einer der Anrufer an, er hätte eine Woche vor dem Fund der Leiche an besagtem Ort einen verdächtigen roten Audi 80 oder Audi 100 gesehen.
Die Polizei geht den Hinweisen nach Angaben der Sprecherin nun nach und hofft, das Opfer nach fast 23-jähriger Ermittlungsarbeit endlich identifizieren zu können.
Das ist die Beschreibung des Mannes:
- zwischen 35 und 50 Jahre alt
- etwa 1,70 Meter groß
- Schuhgröße 40/41
- Gewicht 76 Kilogramm
- mittelkräftiger Körperbau
- dunkelbraune, gegebenenfalls leicht gelockte Haare
- im Bereich der Schläfen grau durchsetzt Mittel-blonder Oberlippenbart
- an Kinn und Wangen ein „Dreitagebart“
- größere ältere Narbe am rechten Unterschenkel
Zeugen, die Angaben zur Identität des Opfers oder zur Tat machen können, werden gebeten, sich unter 02151-6340 oder hinweise.krefeld@polizei.nrw.de bei der Polizei Krefeld zu melden. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Gewaltverbrechens führen, ist eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt.
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