Moers. Der Moerser Geschichtsverein bietet im Internet eine virtuelle Tour durch Schacht IV der Zeche Rheinpreußen an. Es soll erst der Anfang sein.

Geschichte für die Nachwelt zu erhalten, ist aufwendig. Besonders dann, wenn es kaum noch jemanden gibt, der die Geschichte mit Leben füllt und nachfolgende Generationen dafür begeistert. Das dachte sich auch der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein, der sich unter anderem um den ehemaligen Schacht IV der Zeche Rheinpreußen kümmert. Um vor allem Kinder und Jugendliche für die Geschichte der ehemaligen Zeche zu begeistern, hat der Verein den Moerser Karsten Schnölzer beauftragt, einen virtuellen Rundgang durch die zwei Stockwerke der alten Schachtanlage zu erstellen.

Die ehemalige Maschinenhalle der Schachtanlage Rheinpreußen.
Die ehemalige Maschinenhalle der Schachtanlage Rheinpreußen. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Das imposante Ergebnis ist bereits auf der Internetseite zu sehen: eine dreidimensionale digitale Puppenhausansicht, die man mit der Maus virtuell drehen, vergrößern und verkleinern und durch einfache Klicks an beliebiger Stellen betreten oder wieder verlassen kann. An mehreren sogenannten Hotspots erscheinen per Mausklick Detailfotos und -texte mit weitergehenden Informationen zu verschiedenen Ausstellungsstücken.

Mehr als 170 Scanpunkte erfassen jede Ecke, jeden Gegenstand in den Räumen der Schachtanlage. Eine Technik, die erst drei Jahre alt ist, aus den USA kommt und mit der Karsten Schnölzer den gesamten Schacht IV innerhalb von rund zwei Tagen digital erfahrbar gemacht hat. Ein beeindruckender Rundgang, der von der Couch aus möglich ist und doch nur ein erster Eindruck sein soll, wenn es nach dem Schriftführer des Museums- und Geschichtsvereins, Horst Grundmann, geht. Denn: „All die Dönekes kann der digitale Besuch nicht ersetzen.“

Die Zahl derjenigen, die Geschichte aus erster Hand weitergeben können, schrumpft

Mit „Dönekes“ meint Grundmann die Geschichtchen und Erzählungen, die Eindrücke und Erinnerungen der Menschen, die selbst auf Rheinpreußen eingefahren sind und unter Tage Kohle gehauen haben. Die Zahl der ehemaligen Bergleute, die auf den Führungen durch die alte Schachtanlage mit Besuchern ihre Erinnerungen an die Zeit teilen, in der in Moers noch Kohle gefördert wurde, liegt laut Geschichtsverein bei sechs bis acht.

Weitere fachmännische Unterstützung sei immer willkommen, sagt André Thissen, der im Verein den Arbeitskreis Schacht IV leitet, wohlwissend, dass es irgendwann niemanden mehr geben wird, der all die Geschichtchen und Erzählungen aus erster Hand weitergeben kann. Deshalb arbeitet der Geschichtsverein bereits jetzt daran, all die Dönekes der ehemaligen Kumpel zu sichern: Rund zehn Stunden Gesprächs- und Interviewmaterial hat Karsten Schnölzer bereits zusammengetragen, die irgendwann in den digitalen Rundgang eingepflegt werden sollen. Damit das Denkmal Schacht IV vielen Generationen zeigen kann, wie wichtig die Zeche für die Stadt war. „Ohne den Bergbau“, sagt Horst Grundmann, „wäre Moers heute eine Kleinstadt.“