Neukirchen-Vluyn. Krista Horbrügger und ihre Themenführungen sind gefragt. Das Thema Nationalsozialismus bewegt viele, aber diesmal ging es um etwas anderes.

Mal sind es vier, zehn und dann auch schon mal knapp 60 Besucher: Wie viele Personen an Krista Horbrüggers Führungen durchs Museum teilnehmen, weiß sie meistens erst dann, wenn sie mit ihrem Rundgang beginnt. „Das hängt ganz vom Thema ab.

Die Führung zum Nationalsozialismus in Neukirchen-Vluyn ist auf eine unglaublich starke Resonanz gestoßen“, erinnert sich die Geschichtsexpertin. 55 Besucher kamen damals zur ersten, weitere 28 zur zweiten Führung. „Das war schon keine Führung mehr, sondern eher ein Vortrag. Bei so vielen Menschen wird es im Dachgeschoss dann doch schon ganz schön eng.“

Krista Horbrügger bei ihrer Themenführung im Museum in  Neukirchen-Vluyn.
Krista Horbrügger bei ihrer Themenführung im Museum in Neukirchen-Vluyn. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Seit der Wiedereröffnung des ortsgeschichtlichen Museums im vergangenen Jahr bietet Horbrügger speziell in den Sommer- und Herbstferien Themenführungen an. „Das Thema NS erhielt einen ganz neuen Aufschwung, seitdem die rechte Szene in Deutschland wieder mehr auf sich aufmerksam macht“, sagt Horbrügger. So erklärt sie sich auch das große Interesse an diesen Führungen.

Am Samstag widmete sie sich aber einem anderen Thema: Soziales Engagement als Antwort auf die Industrialisierung. „Die Erfindung der Dampfmaschine im 19. Jahrhundert war ein großartiges Hilfsmittel im Bergbau oder zur Beförderung von Menschen und Maschinen“, erklärt sie. „Dadurch sind auch neue, größere Städte entstanden.“ Damit habe aber auch das Elend zugenommen, arme Kinder ohne Eltern irrten durch die Städte. Auf das neu entstandene soziale Elend antwortete Pfarrer Andreas Bräm aus Neukirchen 1845 mit der Gründung des Erziehungsvereins.

Im Fokus Horbrüggers Führung stand deshalb das Haus Elim, dem ältesten preußischen Mädchenheim, das 1882 gegründet wurde. In Miniaturausgabe ist dieses samt Dokumenten von Bräm im Museum dargestellt. „Die Kinder wurden dort sozialisiert. Ihnen wurden zum Beispiel Tischmanieren beigebracht“, weiß die Historikerin.

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Sieben Teilnehmer lauschten dieses Mal der Führung. Aber egal, ob es nun eine Handvoll oder mehrere Dutzend Besucher sind: Krista Horbrügger widmet sich mit der gleichen Leidenschaft ihren Führungen, hat auf fast jede Frage der Besucher die passende Antwort. „Die Themenführungen sehe ich schon als Erfolgsmodell, weil sie eben doch spezieller sind als ein allgemeiner Rundgang durchs Museum. Sie haben Anklang gefunden“, so Horbrügger. Eine weitere Führung zur NS-Zeit in Neukirchen-Vluyn bietet sie am 22. September, um 11.15 Uhr im Museum, Pastoratstraße 1, an. Die Teilnahme kostet drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.