Moers. Die Städtepartnerschaft zwischen St. Anna di Stazzema und Moers ist besiegelt worden. Ihre Geschichte reicht zurück bis in den Zweiten Weltkrieg.

In Stazzema ist am Montag die Städtepartnerschaft zwischen Moers und dem italienischen Ort besiegelt worden. Bürgermeister Christoph Fleischhauer und sein Amtskollege Maurizio Verona unterzeichneten eine Urkunde, die die Partnerschaft beider Städte dokumentiert. Mit dabei war auch der deutsche Botschafter in Italien. Viktor Elbing habe die Initiative gelobt, hieß es. Bei heißem Sommerwetter wohnten etwa 80 Gäste der Zeremonie bei.

In St. Anna die Stazzema ist am Montag die Städtepartnerschaft zwischen dem italienischen Ort und Moers geschlossen worden. Die Geschichte der Partnerschaft beginnt vor über zehn Jahren und sie hat einen Hintergrund, der bis in den Zweiten Weltkrieg zurückreicht.

Am 12. August 1944, also am Montag vor 75 Jahren, haben deutsche Soldaten einer SS-Division ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübt. Die Zahl der Opfer schwankt zwischen 400 und über 500, es waren Kinder darunter.

Ein Musterbeispiel für politische Bildung

Im Jahr 2008 sucht der Landschaftsverband Rheinland Orte, an denen solche Gräueltaten unter der nationalsozialistischen Terrorherrschaft stattgefunden haben. Das Ziel: Durch den internationalen Austausch von Jugendlichen soll die Erinnerung wach gehalten werden – ein Musterbeispiel für politische Bildung.

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Die Moerser Delegation am Montag in Stazzema, Italien.
Die Moerser Delegation am Montag in Stazzema, Italien.

Damals hat sich Frank Liebert, Geschäftsführer des SCI:Moers, gemeldet: „Wir sind ein Träger mit internationalen Wurzeln und haben den Rosengarten in Lidice im heutigen Tschechien mit aufgebaut.“ Und: Hans-Gerhard Rötters, bis vor ein paar Wochen noch Enni-Vorstandsvorsitzender in Moers, hat das Projekt von Anfang an als Mitglied der Landschaftsversammlung und als Sprecher der SPD im Landesjugendhilfeausschuss (2004 – 2009) begleitet. Er besitzt heute noch umfangreiche Unterlagen, die die Entwicklung der Patenschaft bis zur Städtepartnerschaft dokumentieren.

Immer wieder reisen Jugendlichen aus der Jugendwerkstatt des SCI:Moers nach St. Anna. Sie pflegen das Mahnmal, das an das Massaker erinnert, sie tauschen sich mit italienischen Jugendlichen aus. Bisher, so berichtet Liebert, haben so 200 Jugendliche aus Deutschland und Italien die Patenschaft mit Leben gefüllt. Das Projekt kommt nicht nur bei den Jugendlichen an, auch die Moerser Öffentlichkeit nimmt Anteil. Auch die NRZ besucht St. Anna.

Mit der Zeit wächst ein Wunsch, mehr aus der Patenschaft zu machen

Mit der Zeit wächst, nicht nur bei Frank Liebert, der Wunsch, mehr aus dieser Patenschaft zu machen. Liebert: „2014 suchte Moers neue Partnerstädte.“ Liebert schlägt St. Anna vor. 2017 kommt es dann zu Besuchen in Italien und in Moers, Ende 2018 schließlich spricht sich der Rat für die neue Städtepartnerschaft aus.

Geplant war, dass Liebert die Partnerschaftsurkunde am Montag in Stazzema zusammen mit den beiden Bürgermeistern Christoph Fleischhauer (Moers) und Maurizio Verona (Stazzema) sowie einem Vertreter des Märtyrerverbandes unterzeichnet. Auch in Moers wird noch in diesem Jahr etwas von der neuen Städtepartnerschaft zu hören sein. Aus der NRW-Staatskanzlei gibt es 5000 Euro Projektförderung, um Künstler der Region in die Grafenstadt zu holen.