Neukirchen-Vluyn. Mira Costaperaria ist beim Treff 55 für die Wohnungshilfe zuständig. Aus ihrer Sicht gibt es in Neukirchen-Vluyn vergleichsweise viele Räumungen.
Rund 40 Räumungen oder Räumungsklagen gibt es laut Mira Costaperaria pro Jahr in Neukirchen-Vluyn. Für eine Stadt dieser Größe sei das sehr viel, sagt die Diplom-Sozialarbeiterin. Die 55-Jährige hat einen guten Überblick bei diesem Thema. Sie ist beim Treff 55 seit zehneinhalb Jahren für die Wohnungshilfe zuständig.
„Meine Aufgabe ist es, Obdachlosigkeit in Neukirchen-Vluyn zu vermeiden“, sagt Costaperaria. Die Stadt hält an der Max-von-Schenkendorf-Straße ein Obdach vor. Das besteht aus zwei Zimmern, die mit den notwendigsten Möbeln ausgestattet sind. Dazu gibt es sanitäre Gemeinschaftsanlagen in dem Gebäudekomplex, der zudem für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wird.
Es gibt zwei Zimmer im städtischen Obdach
Zwei bis drei Personen werden pro Zimmer aufgenommen, erklärt die Expertin. In diesem Jahr seien maximal jeweils vier Personen gleichzeitig kurzfristig untergebracht worden. „Zuletzt hat ein älteres Ehepaar dort gewohnt“, erzählt sie. Auch in diesem Fall gab es eine Wohnungsräumung. Mittlerweile ist aber eine andere Lösung für die älteren Herrschaften gefunden worden.
In manchen Fällen können die Betroffenen bei Freunden oder Verwandten unterkommen. In Oberhausen und Schermbeck gebe es zudem Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, erklärt Costaperaria und sagt: „Ich versuche, die Menschen zunächst dorthin zu vermitteln.“ Aber nicht immer ist das möglich.
„Wer eine Räumung hatte, der hat auch noch andere Probleme“, sagt die Sozialarbeiterin. Überschuldung. Überforderung. Gesundheitliche Dinge. Oft kämen die Menschen erst zu ihr, wenn der Strom längst abgeschaltet ist.
Ein Problem ist der bezahlbare Wohnraum
Mira Costaperaria kann auf ein gutes Netzwerk aus Personen und Institutionen zurückgreifen. Wenn es notwendig ist, vermittelt sie Klienten, wie sie es nennt, an die Schuldnerberatung, stellt einen Kontakt zum betreuten Wohnen her oder kümmert sich darum, dass beim Amtsgericht eine gesetzliche Betreuung gefunden wird. Wenn Kinder mitbetroffen sind, muss das Jugendamt eingeschaltet werden. Dabei kommt der engagierten Frau sicher auch zugute, dass ein zweiter Teil ihrer Tätigkeit beim Treff 55 die Sozialberatung ist.
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Ein großes Problem scheint es in Neukirchen-Vluyn zu sein, andere bezahlbare Wohnungen zu finden. „Der Wohnungsmarkt hier ist miserabel“, sagt Costaperaria. Die Schufa-Auskunft erweist sich oft als ein Hemmnis. Dazu ist Hartz IV ein Problem. Mira Costaperaria arbeitet eng mit dem Ordnungsamt der Stadt zusammen.
Es gebe für fast alles eine Lösung, heißt es. Die Frau für Wohnungsfragen sagt aber auch ganz klar: „Wer sich nicht helfen lassen möchte, dem kann ich nicht helfen.“
Wer die Hilfe in Anspruch nehmen möchte, muss einen Termin beim Treff 55 (Vluyner Platz 18a, , per Mail: info-neukirchen-vluyn@grafschafter-diakonie.de) vereinbaren.