Kreis Wesel/Moers. Zum Ausbildungsstart gibt es deutlich mehr Azubis als vor einem Jahr. Doch die Probleme auf der rechten Rheinseite haben weitreichende Folgen.
Zum Beginn des Ausbildungsjahres gibt es im Handwerk deutlich mehr Azubis als noch vor einem Jahr. Kreishandwerksmeister Günter Bode (Foto) sagte am Donnerstag auf NRZ-Anfrage: „Wir haben rund 520 Ausbildende im Handwerk im Kreis Wesel, das sind 70 mehr als vor einem Jahr.“ Doch das neue Interesse am Handwerk ist nicht in allen Berufen gleich stark – das hat Folgen.
Traditionell startet am 1. August in vielen Berufen die Ausbildung. Auch im Kreis Wesel haben viele Jugendliche in vielen Unternehmen und Betrieben ihre Ausbildung begonnen. Bei Handwerksmeister Günter Bode macht sich Zuversicht breit, weil die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen generell gewachsen ist.
Mehr Besuche in den Schulen bringen mehr Interessenten
Das könnte nach Einschätzung Bodes auch daran liegen, dass Handwerker selbst aktiv geworden sind, wenn es um die Rekrutierung von Nachwuchs geht: „Wir haben mehr Schulen als sonst besucht und dort für die Handwerksberufe geworben.“ 695 Auszubildende waren Ende 2018 bei der Kreishandwerkerschaft gemeldet, bei jetzt 520 ist Bode sicher, das Ergebnis mindestens erneut erreichen zu können: „Wir haben ja noch etwas Zeit. Hinzu kommt, dass die Abbrecherquote im Handwerk sehr gering ist.“
Doch nicht alle Branchen im Handwerk sind beliebt bei den Auszubildenden. Der Bau, seit Jahren das Sorgenkind, macht Bode auch in diesem Jahr zu schaffen: „Wir haben schon lange einen Bauboom, aber nicht ausreichend Auszubildende und Fachkräfte. Es ist nach wie vor schwierig, Jugendliche für dieses Handwerk zu gewinnen.“ Das könne allerdings nicht am Geld liegen. Die Vergütung sei im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen „extrem hoch“. Der Bau ist nicht das einzige Handwerk, das mehr Auszubildende gebrauchen könne. Bäcker und Fleischer seien auch betroffen: „Wenn die eigenen Kinder nicht in den Familienbetrieb reingehen, müssen manche auch aufgeben.“
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Neben den Unterschieden in den Branchen gibt es aber offenbar auch regionale Unterschiede im Bereich der Kreishandwerkschaft Wesel. Auf der rechten Rheinseite sei die Situation angespannter als auf der linken, sagt Bode. Bereits vergangenes Jahr hätten die Maler- und Metaller-Azubis nicht mehr die erforderliche Klassenstärke von 16 am Berufskolleg in Dinslaken erreicht. Die Azubis müssten jetzt zu den Berufskollegs nach Duisburg oder auf der linken Rheinseite nach Moers fahren. Die gleiche Entwicklung könnte in diesem Jahr die Ausbildung von Schlossern nehmen.
Kontakte: Kreishandwerkerschaft Wesel,
INFO
Nach Angaben der Agentur für Arbeit haben Arbeitgeber im Kreis Wesel seit dem vergangenen Oktober 2767 Ausbildungsstellen gemeldet, 51 Stellen oder 1,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Kreis Kleve war mit 1702 Ausbildungsstellen ein Plus von 214 Stellen oder 14,4 Prozent zu verzeichnen.
Ende Juli suchten noch 1513 Jugendliche (Kreis Wesel: 997, Kreis Kleve: 516) eine Ausbildungsstelle. Im Gegenzug waren bei der Agentur für Arbeit Wesel noch 1716 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet (Kreis Wesel: 1044, Kreis Kleve: 672). Weitere Informationen auf
www.dasbringtmichweiter.de