Moers. Die Unternehmerin aus Moers ist jetzt im Alter von 93 Jahren verstorben. Mit ihrem Mann zusammen hat sie 1956 das Autohaus Nühlen gegründet.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Autohauses Nühlen war sie „eine Gründerin und Unternehmerin mit Leib und Seele“: Am 29. Juni ist Anneliese Nühlen, geb. Lambertz, verstorben. Im nächsten Monat wäre sie 94 Jahre alt geworden. Mit ihr hat Moers eine wichtige Frau aus der Wirtschaft verloren.
„Mutter war sehr energisch und extrem tatkräftig“, sagt ihr Sohn Hans Nühlen, der das Autohaus jetzt seit 27 Jahren leitet. Sie habe immer etwas tun müssen. Ohne ihren Einsatz wäre Mercedes Nühlen vermutlich nicht zu dem geworden, was es heute ist. Anneliese Nühlen wurde 1925 in Moers geboren. Man erzählt sich, dass sie im Zweiten Weltkrieg Granaten aus dem Keller geworfen und beim Bauern Nahrungsmittel für die Familie besorgt habe.
Seine Mutter habe unternehmerische Weitsicht bewiesen, sagt ihr Sohn
Nach dem Krieg haben sie und ihr Mann Hans zunächst in Schwafheim gewohnt, wo sie einen BMW-Handel aufbauten. Als der Bruder von Hans Nühlen sen. aus der Gefangenschaft kam, wurde es etwas eng im Haus und das junge Paar kaufte sich ein Grundstück an der Ruhrorter Straße. 1956 wurde dort der Mercedes-Benz-Vertragswerkstätten-Vertrag unterzeichnet. Zunächst wurde die alte Halle von Alsdorf und Fischer genutzt, parallel dazu eine Reparaturhalle mit angrenzendem Wohnhaus gebaut.
1967 wurde der Betrieb um eine Lkw-Halle erweitert, 1968 und 1976 kamen mit Rheinhausen und Homberg neue Standorte hinzu. 1991 hat das Ehepaar Nühlen das Nachbargrundstück Bosch/Vorländer gekauft. Damit habe die Chefin unternehmerische Weitsichtigkeit bewiesen, heißt es. Denn: Ohne das Grundstück wäre das Lkw-Geschäft womöglich nicht in dem Maße möglich gewesen. „Meine Mutter hat diesen Kauf bewusst und vehement herbeigeführt“, sagt Hans Nühlen, „zunächst gegen die Interessen meines Vaters.“ Der hatte sich um die Unternehmensstrategie und das gesamte Teile- und Servicegeschäft gekümmert, seine Frau Anneliese hat den Verkauf maßgeblich geprägt.
Nühlen: „Für sie zählte immer der Mensch“
Es habe keinen Morgen gegeben, an dem sie nicht pünktlich da war, und keinen Abend, an dem sie nicht die Tür zum Autohaus abgeschlossen hätte, sagen die Mitarbeiter. Und natürlich habe sie ihre „Pappenheimer“ gekannt, unter den Mitarbeitern wie den Kunden. Ihre Mahnläufe sollen berüchtigt gewesen sein.
Dass sie von der Belegschaft Disziplin verlangte, versteht sich von selbst. „Aber sie hat immer die Hand über uns gehalten und war für uns mit Rat und Tat zur Stelle“, sagt Heinz Peters, ein langjähriger Mitarbeiter. Dass die Belegschaft an der Farbe der Kleidung die Stimmung der Senior-Chefin habe erkennen können, mag als Indiz dafür gelten, wie eng die Bindung war. „Für sie zählte immer der Mensch“, sagt ihr Sohn Hans, der nach dem Tod des Vaters 1992 in den Betrieb eingestiegen ist. Auch bei Einstellungen sei das so gewesen. „Hast Du Dir die Eltern angeschaut?“ soll Anneliese Nühlen früher stets gefragt haben, wenn es um die Beschäftigung von jungen Leuten ging. Für sie zählten die klassischen Werte. Und mittags gab’s ein Tässchen Tee mit Rum.
Bis vor zehn Jahren hat die resolute Geschäftsfrau noch regelmäßig im Betrieb nach dem Rechten gesehen. Dann zog sie sich aus gesundheitlichen Gründen mehr und mehr zurück. Anneliese Nühlen war stolz, dass das Unternehmen unter der Leitung ihres Sohnes erheblich vergrößert wurde, viele Auszeichnungen erhalten hat und mit der Geburt des letzten Enkels der Name Nühlen weiter besteht. Sie sei friedlich eingeschlafen, sagt ihr Sohn Hans.