Moers. Der Verein Haus und Grund stellte den neuen Mietspiegel vor. Probleme machen Mietern und Vermietern die explodierenden Nebenkosten.
„Anders als in anderen Regionen können wir nicht von einer Mietpreisexplosion sprechen“, schildert Michael Buser als Geschäftsführer beim Verein Haus und Grund. In Moers und Umgebung sei die Lage noch entspannt. Zusammen mit Sonja Herzberg vom Deutschen Mieterbund Rhein-Ruhr stellt er die aktuellen Mietspiegel für die linksrheinische Region zwischen Xanten, Wachtendonk und Moers vor.
Wieder einmal haben die beiden Verbände in ihrer Erhebung bei den Haus- und Grundmitgliedern die Mietsteigerung erkundet. „Sie orientiert sich nahe am Verbraucherpreisindex mit 2,8 Prozent“, weiß Buser. Grundlage für die Erhebung seien die Mietpreiserhöhungen bei den privaten Mitgliedern, also auf dem freien Wohnungsmarkt. „Die Zahlen sind aber nicht unbedingt bindend“, weiß Buser. „Es ist jedoch kein offizieller, qualifizierter Mietspiegel.“ So gebe es auch besonders begehrte Gegenden mit bis zu 14 Euro Miete pro Quadratmeter wie am Moerser Schlosspark.
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Der Mietspiegel für das „normale Moers“ sieht allerdings anders aus. Er liegt je nach Wohnungsgröße, Lage und Baujahr des Objekts zwischen knapp 6 und gut 9 Euro pro Quadratmeter. „Wer in Moers unbescholten ist und Wohnraum sucht, findet ihn auch noch für 6,50 Euro.“
Müllverbrennungskosten im Kreis sehr hoch
Allerdings, unterstreicht Sonja Herzberg vom Mieterbund, Alleinerziehende, Familien mit nur einem Verdiener oder eine Rentnerin fänden kaum noch bezahlbaren Wohnraum. „Trotz der entspannten Lage wird es für sie immer schwerer. Die aktuellen Preise sind oft zu hoch.“
Probleme macht Vermietern und auch Mietern die Explosion der Nebenkosten. „Was Kosten für Abwasser, Müll und Grundsteuern angeht, ist Moers einer der schlechtesten Plätze in Deutschland“, unterstreicht der Geschäftsführer. Die Steigerung der Grundsteuer B um 50 Prozent 2015 in Moers sei problematisch. Nachgezogen hätten auch Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn. Zudem seien die Müllverbrennungskosten im Kreis sehr hoch. Und der Schlüssel dafür sei diskussionswürdig. „Die Stadt Wesel zahlt pro Tonne 320 Euro, was ohnehin schon viel ist, aber Moers zahlt 370 Euro.“ Wenn die Abschreibungen für die Müllverbrennungsanlage demnächst abliefen, erhoffe man sich günstigere Preise. Bei den Kanalsanierungen mache sich unter anderem die weniger dichte Besiedlung der Region ungünstig bemerkbar. „Im Ruhrgebiet ist das anders.“
Mehrfamilienwohnungsbau ist erstmals rückläufig
Die Diskussion über Enteignungen hält Buser allerdings für fruchtlos. „Das schreckt nur mögliche Bauwillige ab. Immerhin entstehen 80 Prozent der Neubauten durch Privatleute.“
Und erstmals in diesem Jahr sei der Mehrfamilienwohnungsbau rückläufig gewesen, weiß Michael Buser. Was auch an den immer umfangreicher werdenden Regulierungen liege. Hier gelte es, Erleichterungen durch die Politik zu schaffen. „Die Leute blicken bei dem Wust an Anträgen und Genehmigungen gar nicht mehr durch“, hat auch Herzberg festgestellt. Zudem: Eine in Berlin eingesetzte Baukostensenkungskommission habe noch keine greifbaren Ergebnisse erzielt, so Buser.
Grundsätzlich gelte für die Region jedoch, dass die Eigentümer gern ein gutes Verhältnis zu ihren Mietern hätten. Der Blick auf die elf umliegenden Kommunen (wie Xanten, Alpen, Sonsbeck, Kerken, Rheurdt Neukirchen-Vlyun oder Kamp-Lintfort) zeigt, dass sich die Mietpreise dort in einem ähnlichen, nur geringfügig niedrigeren Rahmen wie in Moers bewegen. „Das Angebot ist dort knapper als die Nachfrage“, erklärt Sonja Herzberg.
Infos zu allen Mietspiegeln der Region unter www.hug-moers.de oder www.mieterbund-rhein-ruhr.de